15. Kapitel

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"Hey, aufwachen Prinzessin.", flüsterte ich. Keine Ahnung warum. Er schlug seine Augen auf und lächelte mich an. "Ohne einen Kuss kann ich das nicht.", meinte er ebenfalls flüsternd. Mir dabei in die Augen starrend. Und wieder wurde mir ganz komisch...

Felix Mundwinkel zuckten und langsam wurde daraus ein grinsen, dass immer breiter wurde. Ich schüttelte lachend den Kopf und gab ihm dann anschließend einen Kuss auf die Wange. Felix hatte nun angefangen laut zu lachen, beugte sich über und hielt sich seinen Bauch. "Du... du... hättest deinen Blick sehen sollen!", lachte er hysterisch weiter. "Ja. Sehr lustig. Ich lache gerade richtig heftig. Haha.", meinte ich dazu nur monoton und verschränkte meine Arme und starrte böse auf ihn herab. Er fing sich langsam wieder und stemmte sich hoch. Sein T-shirt war mittlerweile wieder herunter gerutscht und als er seinen Rücken durchstreckte verzog er sein Gesicht vor Schmerz. Er kam danach immernoch leicht lachend und mit blitzenden Augen auf mich zu und legte einen Arm um meine Schulter. "Keine Angst. Ich bin wirklich nicht schwul. Ganz so seltsam wäre ich dann doch nicht." Ich runzelte die Stirn. "Wieso wäre es seltsam wenn du schwul wärst?" Er hob überrascht eine Augenbraue. "Nun... ich bin normal. Wäre doch krank wenn ich wirklich auf Männer stehen würde." Ich nahm seinen Arm von meiner Schulter. "Ich hoffe jetzt mal das ist wieder nur ein Scherz von dir.", sagte ich zu ihm mit ernster Stimme. Perplex sah er mich an. "Bist du... bist du etwa schwul?", fragte er. Ich konnte nicht edentifizieren welcher Unterton in seiner Stimme schwankte. "Nein. Bin ich nicht." Nach kurzem zögern fügte ich noch hinzu: "Ich habe sogar eine Freundin. Aber trotzdem Felix. Du willst mich nur wieder verarschen, oder?" Bestürzt sah er mich an. "Nein... will ich nicht." Wir sahen uns an, wussten nicht was wir jetzt sagen sollten. Ich hätte nicht gedacht das Felix solche Meinungen gegenüber anderen Menschen mit anderer Sexualität hatte. Vorallem weil er so gerne einen auf schwul machte. Und er mich geküsst hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen das er so intolerant War. Ich musste an seine Narben auf seinem Rücken denken. Hatte seine Meinung vielleicht mit 'Erziehung' zu tun? Ich sah in an. Er sah mich an. Ich fasste ihm an den Schultern und zog ihn zu mir. Und küsste ihn. Es War nur Lippen aufeinander drücken.Länger als beim ersten mal. Aber diesmal tat ich mich schwer aufzuhören. Das hieß unsere Lippen lagen eine halbe Ewigkeit aufeinander. Zuerst War Felix stark verkrampft, aber irgendwann lockerte er sich. Irgendwann zwang ich mich kranfhaft dazu mich langsam von seinen rauen Lippen zu lösen. Ich sah in sein Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und sein Gesicht entspannt. Mein Herz spielte wieder verrückt und schlug in unregelmäßigen Abständen, mal viel zu schnell, dann setzte es wieder aus. Ich hatte das Gefühl als ob überall in meinem Bauch Schmetterlinge herumflatterten und das anfangs warme Gefühl nur in meinem Magen, war bis in den Brustkorb gestiegen. Eine Magnetische Anziehungskraft ging von Felix aus und ich wollte ihn an den nächst besten Baum drücken, und seinen Zimtgeruch auf meiner Zunge spüren. Doch ich blieb ausdruckslos weiter vor ihm stehen und wartete auf eine Reaktion von ihm. Ich bemerkte das ich meine Hände in seine Schultern gekrallt hatte, also lockerte ich sie. Mein Herz klopfte immer schneller, und es wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer, mein verlangen nicht in die Tat umzusetzen. Ich brauchte sowas von wieder eine wirkliche Freundin. Oder wenigstens wieder Guten Sex. Ich nahm mir vor gleich nachdem ich zu Hause wäre, Jodie anzuschreiben. Entlich öffnete Felix seine Augen. "War das jetzt so schlimm? Kommst du jetzt in die Hölle deswegen? Oder merkst du schon wie du zum Nichtmenschen wirst?", fragte ich mit zitternder Stimme, während ich ihm direkt in die Augen starrte. Er öffnete seinen Mund, als ob er etwas sagen wollte, schloss ihn aber wieder. Wie war es zur anfangs so friedlichen und perfekten Stimmung zu der jetzt unangenehmen Situation gekommen? Auf einmal fing Felix wieder an zu grinsen. Und zwar dieses Typische Felix grinsen, dieses ansteckende Grinsen, was ich jetzt schon so oft gesehen hatte. "Du mein lieber, hast also eine Freundin? Würde mich mal interessieren ob sie männlich oder weiblich ist." Das War der Felix den ich kannte! "Vielleicht beides?", entgegnete ich und fing auch an zu schmunzeln. Auf einmal als hätten wir uns abgesprochen, vielen wir uns in die Arme. "Du bist schon ein seltsamer Typ, Basti.", lachte Felix und schlug mir brüderlich auf den Rücken. "Das ich das von dir höre. Mehr seltsam als du geht nicht!", erwiederte ich und unterbrach dann die Umarmung. Zwischen uns war kein Unwohlsein oder ein ähnlich schlechtes Gefühl mehr. Die Situation war Auf einmal ins gute gekippt. "Außerdem sind wir jetzt quitt. Kuss gegen Kuss.", meinte Felix und boxte mich gegen die Schulter. Ich lächelte nur und ging dann zum Feuer, dass langsam anfing herunterzubrennen. Ich schüttete das übrig gebliebene Bier über die Flammen und mit einem zischen, rauchte und qualmte es nur noch. Felix schulterte seinen Rucksack und mit einem Kopfnicken zum Wald gingen wir los, zurück zum Motorrad.

Wir waren meinem Zeitgefühl nach bestimmt schon eineinhalb Stunden unterwegs. Die Nachtluft war noch recht warm, also War mir immerhin nicht kalt während der Fahrt. Felix fuhr in einem gleichmäßigen Tempo, nicht zu schnell zum Glück. Durch das gleichmäßige Motorengeräusch und das säuseln des Windes an meinem Helm vorbei, brachte mich zum nachdenken. Ich verfluchte mich im inneren immernoch, kein Foto von dem Baum und dem Lagerfeuer gemacht zu haben. Die Arbeit die Felix für mich aufgebracht hatte, um 'Basti' erscheinen zu lassen, haute mich immernoch um. Wozu hatte ich das eigentlich alles verdient? Und warum... ich hörte auf mich Dinge zu fragen. Die nutzten bei Felix nichts. Die muss er von sich alleine beantworten wollen. Ich sah am Horizont schon die Skyline von Köln, die vielen Lichter und Rauchfäden. Ich legte meine Kopf auf Felix Schulter und schloss die Augen, und genoss den Rest der Fahrt. Anscheinend War ich leicht eingenickt, denn als Felix hielt, kam es mir so vor, als wären nur Sekunden vergangen. Felix stieg ab. Ich Tat es ihm nach und ging mit schweren Augenlidern zum Garagendach, wo er mein longboard versteckt hatte. "Ich bring dich noch nach Hause. Du bist ja total im Arsch.... Obwohl du nichts gemacht hast." Ich zeigte ihm den Mittelfinger und stieg wieder auf das Motorrad. Zwischen uns das Board, fuhr er mich per meiner Anleitung zu mir nach Hause. Schwerfällig stürzte ich quasi ab und schleppte mich zu Haustür, schloss auf und setzte mich dann auf die Treppe im Treppenhaus, lehnte mich gegen die Wand und schloss die Augen.

Über den Dächern [Rewilz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt