13. Kapitel

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Wir gingen immernoch Hand in Hand weiter durch das Dickicht. Mir kam es schon wieder wie Stunden vor und der Himmel war hinter mir schon stockdunkel. Ich merkte wie Felix beschleunigte. Vermutlich waren wir bald da. Hoffentlich. Denn langsam hatte ich es echt satt über Steine zu stolpern oder Äste ins Gesicht geklatscht zu bekommen. Dann wäre ich doch lieber im Starbucks geblieben. Auf einmal blieb er stehen, und ich rannte in ihn herein. Er hielt sich an meinem T-shirt fest um nicht umzufallen, und zog mich mit sich auf den Boden. Ich landete zum Glück auf ihm, denn auf dem Boden waren überall Wurzeln und Steine und lauter anderes Zeugs, was nicht angenehm gewesen wäre, wäre man darauf gefallen. Als ich jedoch meine zugekniffenen Augen wieder öffnete, die ich anscheinend bei dem Fall geschlossen hatte, sah ich Felix schmerzverzerrtes Gesicht entgegen. Sofort stieg ich von ihm runter, stand auf und zog ihn an einer Hand hoch. Er stöhnte auf als er seinen Rücken durchstreckte. "Stell dich nicht so an du Pussy. Lass mich mal sehen ob du dich am Rücken verletzt hast.", sagte ich und drehte in an der Hüfte so, das ich seinen Rücken sehen konnte. An seinem T'shirt klebten Steinchen und Moos, aber sonst könnte ich nichts erkennen. Ich klopfte sie schnell ab und bekam dafür ein zischen von Felix. "Pass doch auf, mann!", sagte er durch zusammengebissene Zähne. "Ach klappe so schlimm isses bestimmt nicht." Felix seufzte und ließ mich dann weiter machen. Ich zog sein shirt bis zu seinem Nacken hoch um den ganzen Rücken betrachten zu können. Ich erstarrte. Sein linkes Schulterblatt war ein wenig aufgeschrammt und in der Rückenmitte sah man schon die Andeutung eines Blauen Fleckes. Aber das war nicht das schlimme. Quer über den ganzen Rücken waren bestimmt um die 15 lange, gerade Narben. Sie waren wahllos überall verteilt. Manche waren schon weiß verheilt, aber 1-2 waren noch rot und frisch. Außerdem war vermutlich durch den Sturz eine aufgerissen und blutete leicht. Ich biss mir auf die Unterlippe. Wer zur Hölle war das?! Ich berührte leicht mit meinen Fingerspitzen eine verblichenen Narbe und fuhr sie sanft nach. Ich sah wie sich ab da eine Gänsehaut bildete und Felix sprang weg und zog das T-shirt wieder runter. Er drehte sich mit ausdrucksloser Miene zu mir um. "Und? War da was schlimmes?" Perplex sah ich ihn an, aber schüttelte langsam den Kopf. "Nur ein paar Schwrammen und blaue Flecke. Mehr nicht. Und es blutet ein bisschen." "Darum werde ich mich gleich kümmern. Aber jetzt komm. Wir sollten da sein bevor die Sonne komplett untergeht." Ich folgte ihm als er wieder ging. Immernoch geschockt. Und weitere Fragen spukte in meinem Kopf herum. Wer tat Felix sowas an? War er deswegen geflüchtet? Oder tat er es immernoch? Scheiße. Das war krank. Aber ich hatte nichts gesagt, denn ich wusste nicht wie er reagieren würde. Vielleicht wäre er dann vor mir zurück geschreckt weil ich zu negativ reagierte, oder ähnliches. Ich konnte aber nicht weiter drüber nachdenken, denn wir durchbrachen das Geäst und landeten auf einer kleineren, mit Moos und Gras beschichteten Lichtung. Hier und da ein Paar größere Felsen die am Rand standen und ebenfalls mit Moos bewachsen waren. Sie warfen gruselig werfende Schatten und verschmolzen mit den schwarzen Tannen. Felix kam näher an mich ran und nahm dann mein Gesicht in die Hände und drehte es in eine andere Richtung. Mein Blick viel auf einen sehr alt und breit aussehenden Baum. Er trug keine Blätter und War vermutlich der einzige Laubbaum hier im Umkreis. Er sah ziemlich Tod und knorrig aus. Das aber wirklich besondere an ihm war, das ihn eine Menge kleinerer Löcher durchzogen und die letzten Strahlen der Abendsonne hindurchvielen. Als ich auf den Boden sah, bemerkte ich das die kleinen Lichter auf dem Boden Buchstaben bildeten. Ich ging näher ran. Überrascht riss ich die Augen auf. Dort stand in Großbuchstaben: "BASTI". Ich kniete mich vor dem B hin und strich durch das Gras. Kleine Lichtpunkte tanzten auf meiner Haut. "Hat er das für mich gemacht?", flüsterte ich leise zu mir selbst und sah mich in der Lichtung um. Felix saß auf einem Stein und bückte sich. Ich sah kurz eine kleine Flamme aufzucken und wieder verschwinden. Ich ging langsam auf ihn zu und legte bei ihm angekommen eine Hand auf die Schulter. Er drehte sich zu mir um und lächelte. "Gut geworden?", fragte er und lächelte mich weiterhin sanft an. "Es ist perfekt. Wie hast du das hingekommen? Das ist echt... das hat noch nie jemand für mich gemacht. Nicht mal ansatzweise. Selbst meine Exfreundin nicht." Sein lächeln verwandelte sich in ein schelmisches Grinsen. "War nicht weiterhin schwer. Ich hab einfach so viele Löcher zugestopft bis das andere dann Buchstaben bildete. Davor stand da 'FELIX'. Und kein Ding. Wie gesagt, War nicht weiterhin schwer." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Trotzdem krass!" So viel wie Felix in zwei Tagen für mich getan hatte, bekam ich höchstens einmal pro 5 Jahre. "Bah, du faggot!", rief Felix lachend und beugte sich wieder runter. Ich Tat es ihm nach und sah eine Ansammlung von Steinen zu einem Kreis geformt mit aufgestapelten Holz. "Wird das hier ein lagerfeuer?", fragte ich überrascht und setzte mich auf den Stein neben ihm. "Ne, eine Hexenverbrennungsstelle." Er hatte entlich ein kleiner Feuer entfacht, pustete ein paar mal hinein und stocherte dann mit einem Ast im Feuer herum. Die Sonne war nun komplett untergegangen und die einzige Lichtquelle war das immer größer werdende Feuer und der Mond, der durch die Baumwipfel schien. Die flackernden Flammen ließen Felix Gesicht unheimliche Schatten werfen, und trotzdem sah er wunderschön dabei aus, wie er mit konzentrierten Blick ins Feuer starrte und sich dabei auf die Unterlippe biss. In meinem Bauch breitete sich wieder dieses unbeschreibliche Gefühl aus, eine Mischung aus Schmetterlingen und Wärme. Ich glaube ab da kann man sagen, ich fing an, von Felix in der Nacht zu träumen.

Über den Dächern [Rewilz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt