Ich stand schon eine ganze weile völlig verloren um das kleine Zelt oben auf dem Dach, und wartete auf die drei anderen, dass sie endlich raus kommen würden. Ich hatte es mit Felix Hilfe zum Glück recht schnell nach oben geschafft. Es ging definitiv leichter als beim ersten mal. Petrit und Kadl waren schon im Zelt verschwunden, als ich verschwitzt und nach Luft ringend auf dem Kiesboden lag. Ich konzentrierte mich auf das tief dunkle Blau und die abermillionen Sternen am Himmel. Er erschien mir so nah, dass ich förmlich darin ertrank. Doch anstatt das meine Lungen irgendwann nach Luft schrien, normalisierte sich mein Puls mehr und mehr und nach nur kurzer Zeit fühlte ich mich nicht mehr so, als würde ein Elefant auf meiner Brust sitzen. Heutzutage habe ich dieses Gefühl fast durchgehend, obwohl ich mich nicht mal anstrenge, und meistens vor mich hin vegetierend im Bett liege. Der Blick nach draußen in den klaren Nachthimmel hilft immernoch, das der Druck auf meinem Brustkorb wenigstens fast verschwindet. Solange bis die Sterne nach und nach verschwinden und die Wolken wieder Lila sind. Aber ich schweife gerade viel zu sehr ab. Ich stand also nach meiner Atempause vor dem Zelt und wusste nichts mit mir anzufangen. Ich hörte nur ein ständig dumpfes Rumoren, Klirren und Rascheln. Keine Stimmen. Anscheinend hatten sie sich nicht viel zu sagen.
Felix hatte mich, als ich versucht hatte auch hineinzugelangen, mit einer Hand weggeschoben und mit dem Kopf geschüttelt. Also blieb ich eben draußen. Irgendwann fing ich an meine Finger aus Langeweile knacken zu lassen und als es sich dann ausgeknackt hatte, setzte ich mich hin und malte dann irgendwelche Figuren in den Kies. "Ein Künstler also. Perfekt für heute Nacht." Ich schaute auf. Vor mir stand Kadl und hielt mir ein irgendwas hin. Ich wusste wirklich anfangs nicht was genau das darstellen sollte. "Okay. Was soll ich damit.", fragte ich dann monoton. "Wirst schon sehen. Ist lustig, versichere ich dir." Ich stand auf, klopfte mir den Dreck vom Hintern und nahm das Ding an. Es War eigentlich nur ein sehr breiter Gurt aus irgendeinem festen Stoff, befestigt an einem Kinderschaukelsitz. So eins, was sie in den Parks hatten, eins aus Leder und nicht aus Plastik. Ich hielt es von mir weg und betrachtete es kritisch von oben bis unten. "Hast recht.", wertschätzte ich. "Es ist wirklich verdammt lustig." Ich lies es wieder sinken und sah Kadl mir gerunzelter Stirn an. "Ach klappe, man. Wirst schon sehen.", wiederholte er sich und ging dann ans andere Ende des Daches, ließ sich schwerfällig nieder und ließ dann die Beine in der Luft baumeln. Während ich ihn beobachtete, legte sich von hinten eine Hand auf meine Schulter und drückte leicht zu. "Kadl ist ein Spinner. Aber eigentlich echt okay wenn man mehrmals mit ihm zu tun hatte." Wie auf einen Befehl hin, fing ich an breit zu lächeln und meine Stimmung stieg gleich um mehrere Level, als ich Felix stimme hörte. Trotzdem entspannte ich meine Gesichtsmuskeln fast sofort wieder und erwiderte nur ein "Aha." Es wurmte mich zwar ziemlich, dass ich mich wie eine Zicke verhielt, aber noch mehr ärgerte mich die ganze Geheimniskrämerei. Warum konnte man mir nicht einfach sagen, was wir vorhatten oder was das für komische zusammengebastelte Teile waren, wovon ich immernoch eins in der Hand hielt. Felix seufzte genervt und fuhr sich dann durch seine wirren Haare. "Du Mädchen, du. Jetzt komm, die anderen warten schon wieder." Ich ging ihm also dann einfach hinterher zu den anderen zwei, die schon mit ihren eigenen Kinderschaukeln beschäftigt waren. Petrit hatte sich einen großen schwarzen Beutel umgehängt, in dem es metallisch klackerte. Was machten sie so nah am Rand? Ich haderte mit mir selbst, ob es tatsächlich so eine gute Idee war, mitzumachen. Ich schaute zu Felix der mit leuchtenden Augen und begeisterten Ausdruck im Gesicht die beiden beobachtete. Ich gab mir einen Ruck und schritt auch nach vorne und wartete dann mit zitternden Knien ab, wies weiter ging. Petrit tippte mich nach geraumer Zeit an und erklärte mir, wie ich mich in den Sitz später reinsetzen sollte. Ich kam mir dabei zwar relativ bescheuert vor, aber das Gefühl schob ich beiseite. Plötzlich hörte ich ein klacken, ein Zurren, und dann nur noch ein rauschen was sehr schnell leiser wurde. Ich drehte meinen Kopf ruckartig zu der Stelle, wo vor einer Sekunde noch Kadl stand. Nichts. Ich schaute weiter zum gegenüber liegendem Haus. Er stand dort an der Häuserwand mit angewinkelten Knien, und hängte mit dem Gurt an einer der drei Stangen die die zwei Häuser verbindete. Irgendwelche Heizungsrohre oder sowas in der Art. Paralysiert starrte ich Kadl an, der sich dann hochzog und sich dann abschnallte. Petrit klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, schnallte sich dann auch fest und folgte ihm dann in sekundenschnelle. "Felix?", piepste ich. Darauf hin räusperte ich mich und wiederholte: "Felix. Ich mach das nicht. Kannst du vergessen. Das ist mir zu hoch. Auf zwei Ebenen." Ich schaute zu ihm. Er hatte einen Finger an sein Kinn gelegt und starrte mich an. Auf einmal wendete er seinen Kopf zu den zwein auf dem anderen Dach. "Geht schonmal vor! Wir kommen gleich nach!" Einer von den beiden gab einen Daumen hoch, rannten schnell weiter, und sprangen darauf auf die nächstliegende Oberfläche. "Felix ich..." Er packte mich an der Schulter und suchte meinen Blick. "Hey komm. Ich helfe dir wieder. Ich halte dich fest." Verzweifelt sah ich ihn an. Zögernd schaute ich ans andere Ende. Mein Herz pumpte das Blut nur so durch meine Adern, dass ich es schon in meinen Ohren rauschen hörte. Zudem nahm ich noch aus dem Augenwinkel war, wie Felix seinen Gurt festzog und mich dann zu ihm winkte. Mit wackeligen Beinen Schlich ich auf ihn zu, versuchte jedoch mir nichts anmerken zu lassen. Er positionierte mich vor sich, schloss dann meinen Gurt an und legte seine Arme dann um meinen Bauch. "Bei drei ziehst du deine Füße hoch, okay?", flüsterte in mein Ohr. Ich krallte mich in seinen Armen fest und nickte mit zusammengepressten Zähnen. "Okay. Eins." "Du weißt das ich mich gerade so dermaßen einscheiße, Felix?" Ich spürte wie sich seine Lippen hinter an meinem Ohr zu einem Grinsen verzogen. "Zwei." "Du zahlst die Reinigung." Er grinste noch breiter und langsam bekam ich am Nacken eine Gänsehaut. Normal. Vollkommen normal. "Drei!", rief Felix auf einmal und ich kniff die Augen zu und ließ mich fallen. Nur darauf konzentriert, dass er mich bitte nicht loslässt. Sei es wegen meiner Angst oder wegen... ja... wegen was eigentlich?
________________________Keine Sorge :D bald kommt eine Menge Rewiltaction, dauert nicht mehr so lange ;) :D
Und sagt doch bitte ob euch die Entwicklung der FF gefällt oder ihr eher wieder mehr Normalität wollt :D Danke übrigens an alle treuen leser, ich noticed euch!
Also bis zum nächsten Kapitel ;P
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Über den Dächern [Rewilz]
RomanceSebastian lebt ein ganz normales Arbeitsleben. Aufstehen, arbeiten, schlafen. Viel mehr gibt es nicht mehr was in seinem Leben passiert. Eines Tages, nach vielen Unglücklichen Zufällen, trifft er Nachts auf den seltsamen Felix, der ihn direkt bei Ih...