Achtung! In diesem Kapitel ist etwas mehr Kitsch als gewöhnlich enthalten. Lesen auf eigene Gefahr xD
_______________________Aber von Felix kam keine Antwort. "Die Narben, Felix." Wiederholte ich.
Er schüttelte den Kopf. "Ist eigentlich nur halb so wild.", flüsterte er leise in die Nacht hinaus. "Ich habe mit meinem Vater so etwas wie einen deal. Pro Nacht die ich unabgesprochen von zu Hause wegbleibe bekomme ich eine weitere Narbe. Ich glaube er dachte das er mich dadurch tatsächlich davon abhalten könne, nicht mehr abzuhauen." Ich schnaubte. "Was ist das denn für ein kranker deal?! Alter, mal von den Schmerzen abgesehen ist das Körperverletzung und sowieso!" Mir fehlten echt die Worte. Felix zuckte jedoch nur mit seinen Schultern und sah gleichgültig geradeaus. "Was habe ich denn für ne Wahl?" Ich fing an langsam an Felix Verstand zu zweifeln. "Felix. Vorallem bei sowas hat man immer eine Wahl. Du-" "Und die habe ich getroffen! Ich nehme die Schläge gerne in Kauf, wenn ich weiterhin frei und bei dir sein kann." Ich schüttelte den Kopf. "Aber sowas kann man doch nicht Freiheit nennen. Ich würde ständig nur daran denken wenn ich wieder nach Hause käme, dass mich nichts als Schläge und Schmerzen erwarten." Ich verstand ihn überhaupt nicht. Ich würde lieber zu Hause bleiben und mich langweilen als geschlagen werden. "Das tu ich auch. Aber manchmal bringen mich gewisse Leute auf andere Gedanken und die Angst ist vergessen. Und nicht nur Menschen. Insgesamt alles was ich sehe, höre, rieche, Nachts, wenn ich unterwegs bin. Ich lebe dafür. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Ich liebe mein Leben, und jetzt wo du mit mir mit lebst, verstärkt sich die Liebe zu all diesen Dingen. Da sind ein paar Schläge nichts dagegen." Nach kurzer Pause fügte er noch hinzu: "Aber no Homo hier."
Ich lachte, egal wie ernst die Stimmung hier gerade war, ich konnte das nicht unterdrücken. Ich legte einen Arm um Felix und drückte ihn ein wenig an mich. Ich merkte wie sich seine Schultern erst anspannten, sich aber fast sofort wieder lockerten. Felix Mundwinkel schienen auch ein paar Millimeter nach oben gezogen zu sein. "Das glaubst du doch selbst nicht." Jetzt grinste er sogar. "Tu ich auch nicht." Überrascht drehte ich keinen Kopf zu ihm. "Was? Meinen wir jetzt die selbe Sache?" Felix bedeckte mit einer Hand seine Augen und wirkte nun extremst verlegen. In der anderen Hand hielt er noch seine Zigarette, die still dünne Rauchfäden spann. "Keine Ahnung. Ich hoffe ja jetzt ja, wäre sonst ziemlich unangenehm."
Wie sich durch ein paar Worten und Gesten die ganze Atmosphäre ändern konnten. Es lag keine Spur mehr an Wut oder Gleichgültigkeit in der Luft. Jetzt viel mehr war dieses Gefühl von... ich sträube mich gerade ein wenig die Wörter 'Freundschaft' oder 'Liebe' zu benutzen... ich glaube für dieses Gefühl gibt es kein Wort. Es lässt sich ein wenig mit Kitzeln vergleichen, nur ohne diesen Drang sich zu wehren oder zu lachen. Oder wie Niesen, ohne das Brennen in der Nase. Und ohne das Niesen. Es ist eben schwer zu erkannt. Aber ich glaube diese Gefühle kommen da ein wenig ran.
Ich legte meine Stirn gegen Felix Kopf. Er ließ seine Hand jedoch auf seinen Augen. Seine Zigarette hatte aufgehört zu glühen. "Wenn wir schon bei no Homo sind, dein Outing ist wirklich niedlich." Felix stöhnte auf. "Klappeee~. Das ist so schon unangenehmen genug." Er versuchte meinen Arm von seinen Schultern zu schubsen, aber ich drückte ihn noch fester an mich. "Ist das hier gerade wirklich sowas wie dein Outing? Sollte eigentlich nur ein Scherz sein." Felix nahm seine Hand von seinen Augen und grinste. "Ich hab auch nur Spaß gemacht, keine Angst." Ich nahm meinen Arm von seinen Schultern. "Wieso sollte ich Angst deswegen haben? Wenn du auf Männer stehen würdest ist mir das doch egal." Felix lächelte mich einfach weiter an. Auf einmal kam mir ein Verdacht. Ich hielt eine Hand vor seinen Augen und begutachtete sein Grinsen, hielt dann seinen Mund zu und sah in seine fast schwarzen, glänzenden Augen. Felix schlug meine Hand sanft weg. "Was genau machst du da?", fragte er weiterhin grinsend. "Hab nur was nachgesehen. Nicht so wichtig." Er schüttelte den Kopf und lächelte einfach weiter. Doch wie ich eben gesehen hatte, lachten seine Augen nicht mit. Wenn man seinen Mund nicht sehen konnte, könnte man meinen er würde gleich anfangen zu heulen. Ich nahm langsam immer mehr an, dass die Aussagen von Felix am Anfang wirklich ernst gemeint waren. Wenn ja, dann hatte ich es anscheinend irgendwie versaut.
"Felix... jetzt mal nur unter Freunden. Du kannst mir alles sagen, ja? Ich werde dich niemals für irgendwas verurteilen, ja? Außer vielleicht wenn du jemanden umgebracht hast, dann werde ich sofort die Polizei rufen, aber sonst bleibt alles unter uns, klar?" Felix nickte, diesmal ohne ein Lächeln. "Das selbe gilt auch für mich." Ich überlegte kurz. Ich war mir jetzt komplett sicher das er eben versucht hatte mir mitzuteilen, dass er glaubte, dass er auf Männer stehen könnte. Und vielleicht sogar auf mich. Auch wenn das nur Wunschdenken war. "Felix.", fing ich an einen entscheidenden Schritt zu tun.
"Was würdest du denn machen wenn ich dir sagen würde, dass ich schwul bin?" Felix Kopf drehte sich wie in Lichtgeschwindigkeit zu mir um. "Was?!" Ich wich einen Schritt zurück. Er starrte mich mit einem undefinierbaren, intensiven Blick an. Ich wollte es zwar in dem Moment nicht zugeben, aber ich hatte plötzlich etwas Angst vor ihm und seinem Blick. "Du hast eine Freundin, oder nicht?" Ich unterdrückte ein nervöses Schlucken. "Ja schon, aber du sollst-" Er kam langsam auf mich zu. "Wenn du schwul wärst, tut mir diese Jodie echt leid." Felix spuckte die letzten Worte förmlich aus. Aus einem gewissen Grund wurde ich langsam extrem wütend auf Felix. Nun fing ich an ihn zurück zu drängen, indem ich mich zu meiner vollen Größe aufrichtete und meinen Zeigefinger gegen seine Brust drückte und ihn gegen die Balkonwand drückte. Als sein Rücken gegen die kalten Fliesen prallte, zischte er schmerzerfüllt auf. Seine Prellungen hatte ich für einen kurzen Moment vollkommen vergessen. In meinem Kopf entschuldigte ich mich kurz bei ihm, aber vor Felix behielt ich die drohende Position.
"Ich habe gefragt was du machen würdest, und Jodie lässt du aus dem Spiel!" Bei diesen Worten drückte ich meinen Zeigefinger noch fester gegen seine Brust. Ich spürte sogar nur durch meine Fingerspitze, wie schnell sein Herz schlug. "Was ich machen würde, ja?" Felix atmete hektisch ein und aus. Er versuchte vergeblich meinen Arm von sich zu drücken. Vermutlich hätte er es sonst leicht geschafft, aber ich denke er hatte immernoch Schmerzen und war deshalb eingeschränkt in seinen Bewegungen. Stille breitete sich wie ein dichter Nebelschleier zwischen uns aus. Sie dämpfte alle Geräusche um uns herum, wie das Rauschen der Autos auf den Straßen, das Wispern der Nachtbriese in den Bäumen. Ich sah nur wie Felix Haare sich mit dem Wind bewegten, seine leicht geöffneten roten Lippen und seine auf mich gerichteten starrenden Augen. Ich spürte sein Herz klopfen, seine Hand, wie sie fest mein Handgelenk umgriff. Die Zeit schien für uns still zu stehen.
Ich schloss meine Augen und entspannte meine Gesichtszüge. Als ich sie wieder öffnete, sah ich genau in Felix Augen. Sie schienen so geheimnisvoll und mysteriös wie eh und je. Ehe ich mich versah, tauchte ich abermals in ihnen ab und schwamm in einem Fluss aus glänzendem Braun in eine verborgene Welt aus samtener Dunkelheit und Wärme. Auf einmal spürte ich Finger unter meinem Kinn und einen Daumen, der über meiner Unterlippe strich. "Was ich machen würde, ja?", flüsterte Felix in Gedanken versunken. Meine ganze Hand lag nun auf seiner Brust und ich strich weiter hinauf zu seiner Schulter. "Was würdest du tun, Felix~?", fragte ich genauso leise. Seine Hand an meinem Kinn wanderte in meinen Nacken und verharrte da. Daraufhin fingen meine Beine an leicht zu zittern, genauso wie mein Atem. Die Luft war elektisiert und wartete nur darauf das sie sich entlud. Meine freie Hand vergriff sich in Felix verknoteten Haaren. Genauso bildete sich ein Knoten aus allen möglichen Gefühlen in meinem Bauch, der sich mehr und mehr zu verwirren schien. Er nahm mir immer mehr die Luft und ich fing an stoßweise zu atmen. "Felix..." Unsere Körper kamen sich immer näher und Felix Hand in meinem Nacken zog mich zu ihm. Unsere Oberkörper berührten sich und ich konnte mein Herz gegen seines schlagen spüren. Sie klopften beide in unterschiedlich schnellen Rhythmen, bis sie sich einander anpassten und als Eines schlugen.
Wir waren uns nun schon so nah, dass meine Stirn seine berührte. Ich hatte meine Augen fest geschlossen, um alles noch intensiver spüren zu können. Felix freie Hand verkrallte sich in meinem Tshirt woraufhin sich eine Gänsehaut auf meinem Rücken bildete. Ich spürte seinen warmen, unregelmäßigen Atem auf meinen Lippen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an ihn. Alles was ich gerade wollte war ihn zu küssen. Plötzlich zog Felix mich ruckartig die restlichen Zentimeter zu sich und seine Lippen drückten fest gegen meine. Der Knoten in meinem Bauch löste sich und alle Gefühle brachen aus mir heraus.
______________________Hoffe das Kapitel hat euch gefallen xD und war nicht zu kitschig oO. Ich schreibe erst zum zweiten mal ne erste Kuss Szene also erwartet nicht zu viel, oder besser ich hoffe ihr habt nicht zu viel von mir erwartet xD
Also: Wie immer, Kritik, negative so wie positive gerne. Man liest sich, Löa UwU
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Über den Dächern [Rewilz]
RomanceSebastian lebt ein ganz normales Arbeitsleben. Aufstehen, arbeiten, schlafen. Viel mehr gibt es nicht mehr was in seinem Leben passiert. Eines Tages, nach vielen Unglücklichen Zufällen, trifft er Nachts auf den seltsamen Felix, der ihn direkt bei Ih...