Doch plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Mund und mein Arm wurde auf meinen Rücken gedrückt. Panik stieg in mir auf. Doch dann hörte ich ein herzhaftes Lachen. "So... und jetzt mein lieber Sebastian, gib mir all dein Geld."
Ich hoffte mal das war ein schlechter Scherz von Felix! Denn das fand ich ganz und garnicht lustig. Ich biss ihm in einen Finger und sofort schnellte seine Hand von meinem Mund weg. "Au, Spinnst du?! Was sollte das denn jetzt?", rief Felix aus und ich hörte wie er seinen Finger anpustete. "Lass mich los! Das tut weh!" Sofort lies er meinen Arm los. Ich schaute auf den Kiesboden und rieb mir meine Schulter. "Unnötige Aktion Felix, unnötige Aktion." Doch ohne mir zu antworten legte er seine Hand diesmal auf meine Augen. Der wollte mich doch verarschen. Der Typ war doch verrückt! Komplett verrückt. Ich merkte wie er sich zur Seite lehnte und dann wohl etwas aufhob. Ich wurde langsam immer wütender auf Felix. Was dachte er sich eigentlich genau dabei?! Und warum vertraute ich diesem Arschloch? Ich atmete kurz durch und lies den Rest über mich ergehen. Er drückte mich langsam auf meine Knie und ich spürte die kleinen Steinchen, wie sie durch meine Hose in meine Haut stachen. Angenehm war es nicht. "So, ich lass jetzt deine Augen los, ja? Lass sie bitte zu." Gesagt getan. Ich lies sie geschlossen. Warum auch immer, denn eigentlich gab es keinen Grund, außer das ich Felix irgendwie doch mochte. Er hatte so etwas an sich, dass ich ihm vertrauen musste. Auf einmal legte sich weicher Stoff um meine Augen und wurde hinten dann zu gezerrt. Nicht allzu fest, man konnte bestimmt noch eine Hand dazwischen stecken. Nun spürte ich Felix Finger an meiner linken Hand, und ich lies mich darauf von ihm hochziehen. Zu meiner Verwunderung war seine Haut jetzt eher weich und nur an ein paar Stellen angeraut, nicht mehr dieses trockenartige. Als ich dann entlich wieder auf meinen Beinen stand wischte ich mir die vielen kleinen Steinchen von der Hose. Ich wollte jetzt echt nicht wissen wie die aussah. "Und jetzt?", fragte ich, denn ich hatte null Plan was Felix eigentlich vor hatte. Ohne etwas zu sagen, mal wieder, nahm er mich nur bei den Schultern und führte mich sanft, aber bestimmt in eine Richtung. "Wenn ich stopp sage, hältst du sofort an, ja?", flüsterte er fast. Ich nickte. Ich hatte mal gelesen mal sollte immer das tun, was der Geisteskranke einem sagte. Sonst fühlt er sich bedroht. Also werde ich wohl jetzt alles mitmachen, was er mir sagen wird. Wir gingen nicht einmal eine Minute und schon rief Felix "Stopp!" Abrupt blieb ich stehen und wartete was jetzt geschehen würde. Er hantierte hinter meinem Kopf an dem Stück Stoff herum und löste dann den Knoten, jedoch hielt er die beiden Enden trotzdem noch fest. "Wenn du gleich wieder was sehen kannst, schau geradeaus, nicht nach unten. Einfach nur nach vorne, okay?" Ich nickte abermals. "Also. Bist du bereit, die Nacht zu sehen, so wie sie wirklich ist?", rief er feierlich aus. Ich spürte wie der Wind um mich herum wehte und atmete die frische Luft der Nacht ein. Wie ich das jetzt schon liebte. Die Nacht. Also nickte ich abermals und biss mir vor Aufregung auf die Unterlippe. Die leichte Angst und das Unwohlsein von eben war wie weggeblasen. Plötzlich zog Felix den Stoff weg und vor mir breitete sich die Aussicht meines Lebens aus. Ich vergaß sogar beinahe zu atmen. Vor mir erstreckte sich ein Meer aus Lichtern, alles umgeben von einem dunkelblau. Dieser Art Blau, in die man sich als Kind verliebt hatte und davon träumte. Dieser Art blau, wie man sich den perfekten Nachthimmel vorstellte. Und alls das getaucht in das silbrige Licht des fast vollen Mondes. Alles war so still, nur der Wind rauschte. In diesem Moment gab es nur mich und die Nacht Kölns. Ich würde diesen Moment sogar als magisch beschreiben. Alles was ich gerade wahrnahm war einfach nur schön, ich fühlte mich frei, einfach nur glücklich. Meine Sorgen waren auf einmal verflogen und ich verschwendete keinen Gedanken mehr an die Arbeit. Ich atmete tief die frische Nachtluft ein und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Aus meinem Augenwinkel sah ich, wie eine Gestalt neben mich trat. Ich drehte meinen Kopf in Richtung der Person und wollte ihm eigentlich zu lächeln, als aber nur mein Mund aufklappte und ich ihn nur anstarren konnte. Ich hatte eigentlich den gleichen Felix wie eben erwartet, mit den gleichen schmutzigen Sachen und dem gleichen verstubbelten Haaren. Doch stattdessen stand da jemand mit einer weißen, sauberen Kaputzenjacke, die Hände in den Taschen gesteckt, die Kapuze nur so getragen, das die vorderen Haare zu sehen waren. Er wendete mir gerade sein Gesicht zu, als ich wieder wegsehen wollte, und lächelte mich schief an. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn weiter anstarren. Sein Gesicht war nicht mehr schwarz, sondern durch das Licht des Mondes schien es, als ob seine haut silbrichweis leuchtete. Er hatte volle, rote Lippen, eine gerade Nase. Ich wanderte mit meinen Augen weiter nach oben und blieb an seinen tiefbraunen, fast schwarzen Augen hängen. Wärme breitete sich in meinem Bauch aus und mir ging es einfach nur gut. Ich lächelte aus vollem Herzen zurück. Er sah wirklich nicht schlecht aus, fast perfekt würde ich sagen. Vorallem war ich neidisch auf seine dunkelbraunen Haare, die wie eine Welle hochgekämmt waren. Fast jedes Mädchen träumte bestimmt von einem Typen wie ihm. War es wirklich der Typ, den ich vor ner Stunde erst kennengelernt hatte? Ich schaute wieder hinaus auf die leuchtende Stadt und war einfach nur glücklich. Ich glaube das war der Moment, wo ich anfing, mich in ihn zu verlieben.
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Über den Dächern [Rewilz]
RomanceSebastian lebt ein ganz normales Arbeitsleben. Aufstehen, arbeiten, schlafen. Viel mehr gibt es nicht mehr was in seinem Leben passiert. Eines Tages, nach vielen Unglücklichen Zufällen, trifft er Nachts auf den seltsamen Felix, der ihn direkt bei Ih...