Mir kam es so vor als würde ich endlos tief fallen. Ich hatte die Augen fest zugeniffen, wie auch meinen Mund, um keinen Mädchenhaften Schrei von mir zu geben. Meine ganze Haut war kalt und die entgegenkommende Zugluft schnitt mir ins Gesicht. Mein Herz hatte keine Ahnung wie es zu schlagen hatte und mein Magen fuhr Achterbahn. Jede Millisekunde steigerte sich das rasende losgelöst Gefühl in meinem Bauch. Und das der Sitz die ganze Zeit wie verrückt ruckelte, machte es auch nicht besser. Es war kaum auszuhalten, und doch auch war es irgendwie... unglaublich gut. Felix verstärkte seinen Griff und meine Ekstase stieg ein wenig. Was heißt ein wenig. Übertrieben gesagt ins unermessliche.
"BEINE ANWINKELN REWI! DIE BEINE!", brüllte Felix auf einmal. Achja. Das hatte mir Petrit noch auf dem Dach erklärt. Beine anwinkeln und lockern. Mit geschlossenen Augen wartete ich darauf das meine Füße gleich abbrechen würden. Ich meine wir waren nicht gerade langsam. Und der Aufprall kam auch nicht wirklich sanft. Meine Beine knickten weg und das einzige was dann noch federte war mein Bauch, der gegen meine Oberschenkel drückte und mir die Luft aus den Lungen presste. Und nach nur einer sekündigen Verschnaufpause prallte Felix hinter mir gegen mich und drückte die gerade zurück gewonnene Luft wieder heraus. Anscheinend hatte er mich kurz vor dem Aufprall losgelassen, damit er mich nicht zerquetschte. Meine Fußgelenke taten höllisch weh und ich hatte Angst sie zu bewegen. "Alles okay?", flüsterte Felix nah an meinem Ohr. Ich nickte zur Bestätigung, zu mehr war ich nicht im Stande. Zu dem wollte ich ihm keine Sorgen bereiten.
"Gut. Und jetzt zieh dich hoch. Der Rand ist nicht weit." Mein gerade noch rasendes Herz sackte aufeinmal runter und ich seufzte verzweifelt. Ich denke nicht, dass der ganze Herzrythmuswechsel gesund für mich war. Ich konnte keines falls mich noch irgendwie bewegen. Vorallem nicht mich irgendwo hochziehen, ich spürte meine Arme noch nicht mal mehr. Da kam die Frage in mir auf, wo sie sich eigentlich gerade festkrallten. "Oder warte wir machen das anders. Ich zieh dich gleich hoch." Mit den Worten stemmte Felix sein ganzes Gewicht nach oben auf die Stange oder das Rohr, was auch immer das genau war. Nur wenige Sekunden und ich spürte wie seine Hände meine Finger berührten, die sich um die Seite der Kinderschaukel klammerten. Er legte seine Hand auf ihnen ab und ließ sie dann einfach da. "Kein Grund Schiss zu haben. Dir kann nichts passieren, okay?", hörte ich ihn leise keuchen. "Okay.", antwortete ich leise. Er konnte also doch auch mal aus der puste kommen. Ich grinste leicht bei dem Gedanken.
"Also. Greife einfach schnell nach je einer Hand. Ich zieh dich hoch." Aus reinem Reflex schaute ich noch unten. Vor lauter Schreck ließ ich die Seile an denen ich mich festhielt los, griff nach der erstbesten Möglichkeit und kurz darauf fiel ich. Der Wind rauschte um meine Ohren und ich starrte nur überrascht zu der Dachkante, die sich immer mehr entfernte. Auf einmal schob sich Felix in mein Blickfeld, der mich genauso überrascht anschaute. Ich bemerkte das ich mich am seinen Händen festgehalten hatte, und drückte sie darauf noch fester, als mir klar wurde das wars. Ende. Aus. Kurz bevor wir aufprallten, zog Felix mich näher zu sich und so fielen wir die letzten paar Meter zusammen in einer Umarmung dem Erdboden entgegen.
Ich blickte wieder hoch in dem Himmel und Griff schnell nach Felix Händen, die sofort meine Arme nach oben zerrten. Mein Herz schlug immernoch wie wild nach dieser Horrorillusion. Scheiße was wäre wenn das wirklich passiert wäre? Ich wollte nicht sterben. Und schon garnicht so unvorbereitet. Ich hatte noch so viel vor. Und ich konnte Jodie nicht ohne einen Abschied verlassen. Darauf beschloss ich, die Vorstellung von eben einfach zu vergessen. Also schob ich sie weit weg in irgendeine Schublade meines Gehirns, schloss sie ab und warf den Schlüssel weg. Stattdessen konzentrierte ich mich dann darauf auf dem schmalen Rohr mein Gleichgewicht zu finden, und lebendig auf harten Untergrund aufzukommen. Felix zog mich zum Ende hin hoch und stützte mich. Meine Beine waren wie schon viel zu oft etwas zittrig. Doch dank dem nun endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen legte sich das Recht schnell. Jedoch wollte ich immerhin etwas von meiner Männlichkeit behalten und schubste ihn leicht von mir weg. Gehen konnte ich wohl noch alleine. Auch mit zittrigen Beinen. Ich war ja kein Kind oder irgendeine zerbrechliche Frau. "So. Wohin jetzt?", krächzte ich, räusperte mich und fragte noch einmal: "Wohin jetzt?" Er ging an mir vorbei und gab mir mit einer Kopfbewegung zu verstehen, in welche Richtung ich ihm folgen sollte.
Zum Glück hatte ich mir nichts bei meinem Aufkommen verstaucht oder verknackst. Nach ein paar mal Fußausschütteln gings wieder mit dem Schmerz. Felix sprang plötzlich von der Dachkante und verschwand weiter unten. Mittlerweile überraschte und schockte es mich nicht mehr so sehr wie am Anfang. Ich stellte mich an die Kante, atmete einmal tief ein und sprang dann auch auf das nächste tiefer gelegene Hausdach.
Ab hier War es einfach. Die Gebäude standen meist mit nur wenig Abstand zueinander da, und man konnte schon mit einem kleinen Hüpfer aufs nächste gelangen. Es fing sogar an mir richtig Spaß zu machen. Ich fühlte mich wie einer der Charaktere aus Assasin Screed oder wie ein Geheimagent. Da kam das Kind in mir einen wenig hervor. Ich sprang also mit Felix von Dach zu Dach und fühlte mich einfach großartig. Mir War trotz kühler Nachtluft nicht kalt und meine Kaputzenjacke flatterte wie ein Umhang im Wind wild umher. Vor nicht mal zwei Monaten hätte ich nicht mal hiervon geträumt, oder gar daran gedacht. Ich meine die Vorstellung ist fantastisch, höchstens aus irgendwelchen Büchern oder Filmen. Niemals. Absolut niemals, auch nicht als Kind, fühlte ich mich so frei, unbesiegbar, glücklich und was weiß ich noch alles. Felix im Blickfeld wie er vor mir herlief, den Blick nach vorne gerichtet und mit wehender weißer Jacke, war ich das erste mal sicher. Ihn werde ich nie wieder weggehen lassen, geschweige denn vergessen. Ab diesem Tag kann man wohl sagen, dass ich mich nun endgültig hoffnungslos verliebt hatte.
______________________So. Und jetzt ihr. Schreibt mir mal Ideen wie es weiter gehen könnte oder wie sie sich nun wirklich intimer näher kommen :D ich hab da zwar schon so ein paar Ideen, aber manchmal kommt ihr mit viel besseren... also keine Scheu xDD
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Über den Dächern [Rewilz]
RomanceSebastian lebt ein ganz normales Arbeitsleben. Aufstehen, arbeiten, schlafen. Viel mehr gibt es nicht mehr was in seinem Leben passiert. Eines Tages, nach vielen Unglücklichen Zufällen, trifft er Nachts auf den seltsamen Felix, der ihn direkt bei Ih...