8. Kapitel

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Der Wecker klingelte. Jetzt schon? War er irgendwie kaputt? Ich hatte das Gefühl erst vor 5 Minuten eingeschlafen zu sein. Als ich aber auf die Uhr sah, war es tatsächlich 6 Uhr. Scheiße ich war so müde. Nur mit Mühe kam ich hoch aus meinem Bett und saß erstmal nur da und hoffte das sich mein Kreislauf stabilisierte. Mein Körper war es nicht mehr gewohnt so lange wie gestern aufzubleiben. Als ich dann aufstand, merkte ich noch dazu das ich höllischen Muskelkater in den Armen hatte. Nach der Klettertortur von gestern auch kein Wunder. Ich lies meine Schultern kurz kreisen und verzog dabei mein Gesicht. Nie wieder spät Nachts auf Häuser klettern. Und in Klamotten schlafen. Mit den Kleidern am Körper fühlte ich mich richtig dreckig. Schnell zog ich sie mir aus als ich im Badezimmer war und sprang unter die Dusche und wusch mir den Dreck und Staub ab. Das warme Wasser tat richtig gut. Felix würde eine Dusche auch mal gut tun. Obwohl. Er war ja nur schmutzig. Er stank ja nicht oder so. Sowieso passte er nicht wirklich in dieses Straßenkindschema. Und dann noch seine Schau auf dem Dach. Ich riss mich aus meinen Gedanken, als ich merkte das ich schon viel zu lange unter der Dusche stand und vor mich hin dachte. Schnell trocknete ich mich ab und zog mir einen neuen Anzug an. Der alte von Gestern war wohl ruiniert. Mit einem Seufzer zog ich meine Schuhe an und schnappte meine Schlüssel und mein Portemonnaie. Heute frühstückte ich nicht und kochte mir auch keinen Kaffee, dafür war es schon zu spät. Schuld war indirekt Felix. Schon wieder schlich er sich in meine Gedanken und verschwand auch nicht bevor ich in meinem Zug einsteigen musste.
Am Unternehmen angelangt bereute ich jetzt schon meine Entscheidung keinen Kaffee getrunken zu haben. Im Zugabteil war ich schon beinahe im stehen eingeschlafen. Zudem stand neben mir noch so eine Tusse mit blondierten Haaren die mir ihren Zigarettenrauch entgegen prustete (Ich hab erst Tasse mit blondierten Haaren geschrieben, das fand ich sehr lustig). Sehr anziehend, ja. Als ich ihr auf ihren Anmachversuchen hin nur den Mittelfinger gezeigt hatte, drehte sie sich um und fluchte nur "Ich wusste der Typ ist schwul!" Nur wenn ich so eine Schlampe nicht anziehend fand, hieß das nicht ich homo war. Die hatte bestimmt auch nicht mehr als 40 IQ. Als ich mich genervt auf meinen Arbeitsplatz fallen ließ schaute mich Jodie mitleidig an. "Schlechte Nacht gehabt?"  "Nein, die Nacht war wunderschön, nur der Morgen danach..." Sie lachte kurz auf. "Wer ist auch so blöd und feiert an den Werktagen? Und hier, ich hab dir schon einen Kaffee gemacht, ich hatte heute so ein Gefühl das du ihn vielleicht brauchst." Naja freiwillig war es ja erstmal nicht. Und feiern auch nicht unbedingt. "Ha danke Jodie. Du bist mein Lebensretter!" Damit nahm ich den Kaffeebecher und trank einen großen Schluck. Man tat das gut. Jodie lächelte mich glücklich an. Aber ich fühlte mich dennoch genötigt was hinzuzufügen. "Ich hab nicht gefeiert. Nur gestern nen Typen kennen gelernt und es ist etwas spät geworden." Sie runzelte die Stirn. "Ouh, das klang ein bisschen schwul, oder?" Sie nickte. "Also nicht das ich was dagegen hätte!", fügte sie schnell hinzu und lächelte... gezwungen? Hm ne das hatte ich mir nur eingebildet. Vorallem in meinem müden Zustand. "Anscheinend hast du nen guten Eindruck auf ihn gemacht." Jetzt war ich am Stirnrunzeln. Jodie nickte in meine Richtung. "Auf deinem Arm."  Ich schaute hinab. Felix Nummer war draufgekritzelt. Sie war zwar schon fast verschwunden wegen meinem Duschgang, aber man konnte sie gerade noch so erkennen. "Ouh fuck die hab ich völlig vergessen!" Ich schrieb sie kurz ab auf einen Notizzettel, die überall auf meinem Schreibtisch lagen und klebte ihn an meinen Bildschirm. Erst jetzt viel mir auf, dass ich Jodie vielleicht aufklären sollte. "Ähm Jodie, ich bin übrigens nicht schwul. Das gestern war nur reines freundschaftliches Kennenlernen." Naja. Wir hatten uns geküsst. Obwohl stimmt auch nicht ganz. Er hatte MICH geküsst. Bei der Erinnerung fingen meine Lippen wieder an zu kribbeln. Ich berührte mit zwei Fingern meine Unterlippe. Oh mann, ich brauchte unbedingt wieder eine Freundin. Oder ein onenight-stand. "Hey! Basti!" Jodie schnappte mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herum. Ich schreckte auf und schaute sie betont höflich an. "Ich hab mir gedacht ob du vielleicht Lust hättest mit mir einen Kaffee nach der Arbeit zu trinken? Also... wenn du willst..." schüchtern strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die ihr aus ihrem Zopf gerutscht war. Das war schon ziemlich süß. Außerdem mochte ich sie und sie war auch wirklich hübsch. Also warum nicht? "Klar. Liebend gerne." Froh, fast erleichtert grinste sie mich an. "Na dann freue ich mich schon auf den Feierabend." Und direkt nach diesem Satz nahm sie wieder ihre beschäftigte Miene an und wandte sich ihrem Bildschirm zu. "Und jetzt wird gearbeitet Sebastian. Es schneidet sich nicht von alleine." Ich seufzte. Ein weiter kreativloser Arbeitstag. Jetzt freute ich mich noch mehr auf den Feierabend.

Über den Dächern [Rewilz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt