2. Kapitel

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Eeuhh ja, 100 reads an einem tag... awesome! :D hat mich positiv überrascht xD aber weiter gehts, wollte nur mal danke sagen :]
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"Na? Was geht so? Gerade von der Arbeit gekommen?" Ich nickte. Er hatte einen fröhlichen Ton angeschlagen, so als würden wir jede Nacht miteinander reden oder wären gute Freunde. Das verwirrte mich schon ein bisschen. Von oben auf mich herab baumelten alte Turnschuhe. So sahen sie jedenfalls aus. "Kannst du auch sprechen? Den Anschein macht es gerade nicht so wirklich." Ungläubig stand ich da, angestrengt die Person auf dem Fenstersims zu erkennen. Der Typ seufzte kläglich. "Dann eben nicht. Dachte ich hätte mal jemanden zum reden." Damit sprang er ab auf das Eisengerüst, was ein lautes Klirren erzeugte. Dann sprang er nocheinmal, diesmal an eine Stange und zog sich hoch. Erschrocken stolperte ich kurz einen Schritt zurück. Die Gestalt wiederholte es noch zweimal, als er dann Anlauf nahm und sprang. "Hey!", rief ich geschockt aus. Wollte der Typ sich umbringen?! Doch er landete nur auf dem gegenüber liegendem Hausdach und verschwand dahinter. Woouuhhh. Warte kurz. Das ist jetzt nicht passiert oder? Ich schüttelte den Kopf und hatte mich gerade wieder umgedreht, als ich hinter mir eine Stimme hörte. "Ich hab mir gedacht, wenn du schon nicht sprechen kannst, vielleicht leistest du mir so Gesellschaft?" Ich sah über meinen Rücken direkt in ein Paar, durch die Nacht fast schwarz glänzende Augen. Er saß auf dem Dach und beobachtete mich mit schiefgelegten Kopf, wie ein Hund. Nach wenigen Sekunden des gegenseitigen Anstarrens, von meiner Seite aus verwirrt, von seiner Seite interessiert, sprang er vom Dach und landete kniend direkt vor mir und richtete sich wieder auf. Ich hob abwehrend die Hände um ein bisschen Abstand zu gewinnen. " "Moment, Moment, Moment. Wer zur Hölle bist du eigentlich?" Er grinste mich an, also zumindest sagte mir das meine Intuition, denn wirklich erkennen tat ich es nicht. "Er kann also doch reden." Der Unbekannte streckte mir eine Hand entgegen. "Ich heiße Horst." Sagte er jetzt mit einem ernsten Gesichtsausdruck, ohne jeglichen Ansatz eines Lächelns. Das kam so stumpf rüber, das etwas von meinem Unwohlsein abfiel. Ich nahm seine Hand und lachte kurz auf. "Hey Horst, ich bin Franz. Schön dich kennen zu lernen.", sagte ich während ich ihm wild die Hand schüttelte. Seine Hand war merkwürdig... trocken. Als wir uns aus dem Händeschütteln lösten, merkte ich das etwas Dreck und Staub an meiner Hand klebte. Jetzt da er vor mir stand, sah ich das der Rest von ihm nicht wirklich anders aussah. Seine Haare waren verstubbelt und hier und da waren ein paar Knoten und eine Staubschicht bedeckte die Haare. Genauso wie sein kariertes Hemd und Hose von Staub und Schmutz beschichtet waren. Jedoch sah das im keinsten Falls schäbig oder verloren oder sonst sowas in der Art aus. Eher verwegen und irgendwie mysteriös, wenn man das so sagen kann. Aber ich konnte ihn immernoch nicht richtig erkennen. "Ich sehe wir verstehen uns Franz. Aber nenn mich Felix, das tut jeder." Ich hörte das lächeln aus seiner Stimme. Und die Ironie. Ich mochte ironische Menschen, mit denen hatte man oft den meisten Spaß. "Du kannst mich auch ruhig Sebastian nennen." Ich sah kurz weiße Zähne aufblitzen. "Passt auch besser zu dir.", sagte er und nickte dann wieder zum Hochhaus. "Willst du mitkommen? Die Nacht sehen?" Komischer Typ. Die Nacht sehen, aha. Eigentlich sollte ich nach Hause und schlafen. Wie jeden Tag. Aber wann lief einem mal ein Kerl über den Weg, der wie eine Spinne ein Haus hochkletterte und dann später vom Dach genau vor einem sprang? Nicht oft lässt sich vermuten. "Ich kann aber nicht klettern." Das viel mir gerade noch dazu ein. Das Gerüst könnte ich nie im Leben hochklettern. "Und mein Anzug würde wahrscheinlich schmutzig werden." Wie gesagt, ich musste ja morgen noch arbeiten. "Du hast doch sicherlich mehr als nur einen Anzug. Und wen juckt das schon, na komm. Die Welt wird doch wegen n paar Stofffetzen nicht untergehen!" Zögerlich knöpfte ich die Knöpfe an meinem Jackett auf. Meine Hose und mein Hemd musste ich dann wohl anbehalten, denn ich hatte nicht vor mich vor einem fremden Typen zu entblößen. "Klettern kann ich trotzdem nicht.", warf ich ein, und wollte gerade wieder das Jackett anziehen, als er meinen Arm abrupt festhielt. "Macht doch nichts. Das bring ich dir bei." Vorsichtig löste ich seine Finger von meinem Ärmel. "Trotzdem. Ich kenne dich doch auch garnicht. Vielleicht hast du ja vor mich auszurauben, vergewaltigen oder sowas in der Richtung." Er schüttelte den Kopf und lachte etwas dabei. "Willst du das Risiko eingehen? Tut dir doch vielleicht mal ganz gut. Risiko." Das brachte mich zum überlegen. Gegen ein wenig Nervenkitzel hatte ich nichts. Im Moment wusste ich nicht mal mehr so wirklich wie sich das anfühlte. Ich kannte nur noch den langweiligen Trott des Alltags. Traurig irgendwie. Und zur Not könnte ich mich auch gegen diesen seltsamen Typen wehren. Wirklich stark sah er nicht aus, und ich war größer als er. "Na dann. Zeig mir die Nacht!", rief ich aus und legte meine Jacke über eine Stange des Gerüsts. Direkt nach meinem letzten Wort zog sich der Kerl mit vielleicht dem Namen Felix nach oben auf den ersten Abschnitt. Die Arme gekreuzt über einer Stange gelegt und wieder die Füße am baumeln, sah er mich an. Noch immer erkannte ich nur Schemenhaft sein Gesicht, wobei sich meine Augen eigentlich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt haben müssten. "Jetzt du, Sebastian.", sagte er und streckte eine Hand in meine Richtung. Na das konnte ja noch was werden. Diese Nacht überlebte ich bestimmt nicht. Aber viel würde es ja nicht verändern. Man könnte mich ja schnell ersetzen. Oder vergessen. Also setzte ich einen Fuß auf einen großen Stein und nahm Felix Hand.

Über den Dächern [Rewilz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt