Kapitel 2 - Happy Hearts Home

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[Harry - LoriWriteBlue]

Der Schweiß tropfte an den völlig durchnässten Spitzen meiner Haare hinab, während meine Atmung immer lauter wurde. Ich erhöhte das Tempo dennoch, bis ich das Ende des Parks erreichte und an der Ampel zum Stehen kam. Ich stützte meine Hände auf meinen Oberschenkeln ab und versuchte, mich während dieser kurzen Laufpause etwas regenerieren zu können. Die Ampel schaltete auf Grün, doch das hektische Hupen mehrerer Fahrzeuge unterbrach mein Vorhaben, die Straße zu überqueren. Eine aus mindestens zwanzig Fahrzeugen bestehende Fahrzeugkolonne sollte nun also dafür sorgen, dass das pünktliche Erscheinen im Waisenhaus etwas mehr in die Ferne rückte. Ich beobachtete gedankenverloren die schwarzen Limousinen, die allesamt mit einer kleinen englischen Flagge und einem Trauerflor bestückt waren.

Es war genau drei Tage her, dass Großbritannien für einen Moment die Luft anhielt, als die schreckliche Nachricht über den Tod von Prinz Arthur die Medien überflutete. Die Fahnen sämtlicher Gebäude hingen auf Halbmast und die Stimmung der Bevölkerung war gedrückt. Als die Kolonne an mir vorbeizog, überquerte ich die Straße, um das kleine familiäre Süßigkeitengeschäft zu betreten. „Harry, schön dich zu sehen", begrüßte mich der kleingewachsene ältere Herr hinter dem Tresen. „Guten Morgen, Archie", begrüßte ich ihn und reichte ihm die Hand. „Einmal wie immer?", fragte er, woraufhin ich zufrieden nickte. Er gab mir eine kleine Kiste, die vollgestopft mir Walker's Salted Caramel Toffees war. Ich bedankte mich bei Archie und nahm die kleine Kiste entgegen.

„Ist es nicht furchtbar?", fragte er mich, während er auf den an den der Wand angebrachten Fernseher verwies. Ein weiterer Bericht über den Tod von Prinz Arthur. „Mit 32 Jahren sollte niemand sein Leben verlieren", sagte ich leise. Wir sahen uns für einen Moment gemeinsam den Bericht an und ich blendete den Zeitdruck aus, der mich umgab. „Ist die königliche Familie nicht heute zu Gast im Waisenhaus?", fragte Archie jedoch und riss mich aus den Gedanken. „Oh Mist, ich muss los. Archie, wir sehen uns nächste Woche und vielen Dank", sagte ich. „Sag Emma liebe Grüße", sagte er und ich lief schnell aus dem Geschäft, um meinen Lauf deutlich schneller fortzusetzen.

Meine Wohnung befand sich am anderen Ende des Hampstead Heath Park, den ich so schnell wie möglich durchquerte. Ich schloss die blaue Tür zur meiner Dreizimmerwohnung auf und betrat den Flur, in welchem Emma bereits mit vor dem Körper verschränkten Armen auf mich wartete. „Du bist spät dran", sagte sie. „Archie hat mich aufgehalten", entschuldigte ich mich. „Hast du es?", fragte sie. „Selbstverständlich", sagte ich und reichte ihr die kleine Kiste aus dem Süßigkeitengeschäft. Mit einem skeptischen Blick öffnete sie die Kiste und steckte sich einen Toffee in den Mund. Augenblicklich zierte ein Lächeln ihr Gesicht und sie sprang in meine Arme. „Du bist der Beste", sagte sie und gab mir einen flüchtigen Kuss. „Süße, darf ich fragen, warum du immer noch nicht angezogen bist?", fragte ich. „Nur, wenn ich fragen darf, warum du immer noch nicht duschen warst", erwiderte sie. „Touché. In zehn Minuten wieder hier? Frisch geduscht und angezogen?", schlug ich vor und setzte Emma nach einem kleinen Nicken ihrerseits wieder auf dem Boden ab, um meinen Teil der Abmachung zu erfüllen.

„Wenn du in fünf Minuten nicht fertig bist, fahre ich ohne dich, Prinzessin", rief ich ins Zimmer meiner Tochter, nachdem ich längst geduscht und angezogen war. „Machst du sowieso nicht", sagte sie und stolzierte mit einer kleinen Drehung aus ihrem Zimmer. „Schon wieder?", fragte ich schmunzelnd, als ich sie in ihrem gelben ‚Die Schöne und das Biest' - Lieblingskleid sah. Ursprünglich hatte ich es ihr für die erste Faschingsfeier im Waisenhaus gekauft, doch mittlerweile trug sie es ohne jeglichen Anlass zu jeder sich bietenden Gelegenheit. „Ich bin eine Prinzessin", sagte sie zufrieden. „Das bist du", bestätigte ich und hob sie in die Luft, um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. „Ziehst du dir bitte noch Schuhe an? Wir sind wirklich spät dran", bat ich sie. „Papa, nimmst du meine rosa Spange? Die passt nicht zum Kleid", fragte sie mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Ich ging vor ihr in die Knie und ließ mir die Spange in die Haare klemmen. Farblich passte sie nicht unbedingt zu meiner dunkelblauen Hose und meinem weißen Hemd, aber die Spange war ihre Glücksspange, es glich demnach einem Ritterschlag, sie tragen zu dürfen.

Blue Crown | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt