Kapitel 46 - Briefmarkensammlung

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[Harry - LoriWriteBlue]

„Darf ich um den nächsten Tanz bitten?", fragte Louis und reichte mir seine Hand, die ich nur allzu gern ergriff und ihm auf die Tanzfläche folgte. Die Krönung war unglaublich pompös. Auch, wenn Louis die gesamte Veranstaltung über bei seinen Eltern und seinem Bruder, dem König, saß, hatte ich doch große Freude daran, ihn von der ersten Reihe aus zu beobachten. Immer wieder trafen sich unsere Blicke. Es ließ mich schmunzeln, wenn er versuchte, ein professionelles Gesicht aufzusetzen, denn ich sah seine Mundwinkel, die nach oben zuckten.

Louis legte seine Hände in meinen Nacken und zog mich an sich. Meine Hände platzierte ich auf seinen Hüften, als wir uns gemeinsam im Takt der Musik bewegten. „Wie willst du eigentlich heißen? Möchtest du, dass ich deinen Namen annehme?", fragte er leise. „Was möchtest du?", erwiderte ich jedoch. Ich mochte meinen Nachnamen, doch war ich mir durchaus dessen bewusst, dass sein Name über eine lange Tradition verfügte. „Am liebsten wäre es mir, wenn du und Emma meinen Namen annehmen würdet, aber es ist vollkommen okay, wenn du das nicht möchtest", sagte er unsicher. „Harry Tomlinson", schwärmte ich, was seine Augen zum Leuchten brachte.

„Du willst wirklich?", fragte er. „Ja, Louis. Ich möchte das wirklich", bestätigte ich und verband unsere Lippen miteinander. „Herzog Harry Tomlinson", schwärmte nun auch er, bevor Charles sich uns näherte. „Eure Majestät", sagte ich, untermalt von einem kleinen Knicks. „Mach das nicht. Du gehörst schließlich zur Familie", sagte er lachend und schloss seinen Bruder in die Arme. „Danke, Louis", sagte er. Charles strahlte über beide Ohren, denn er hatte alles erreicht, was er jemals erreichen wollte. „Mein Schwager ist der König", sagte ich ehrfürchtig, als er sich nach einem kurzen Smalltalk wieder entfernte, um sich den weiteren Gästen zu widmen.

Louis sah erschrocken in meine Richtung. „Bist du eigentlich enttäuscht, dass ich es nicht bin? Dass ich nicht der König bin?", fragte er. „Ja, Louis. Liebend gern hätte ich den Mann, den ich über alles liebe in einer Rolle gesehen, mit der er nicht glücklich gewesen wäre. Zudem hätte es mich sicher sehr gefreut, meine Beziehung für immer geheim halten zu müssen und stattdessen die Liebe meines Lebens mit einer anderen Person vor dem Altar zu sehen. Lou, ich bin wirklich zufrieden über den Verlauf der Dinge. Ich bin so unglaublich stolz auf dich und deine Entscheidungen. Trotz all der Hürden, die sich uns boten, hast du an uns geglaubt und um uns gekämpft. Ich liebe dich und ich bin froh darüber, dass es Charles ist, der nun die Krone trägt", sagte ich selbstbewusst.

„Danke", sagte er mit einem sanften Lächeln und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Papa, ich bin müde", sagte Emma, untermalt von einem viel zu übertrieben Gähnen und heruntergezogenen Mundwinkeln. „Wollen wir nach Hause fahren?", fragte ich in der Hoffnung, dass sie ablehnen würde. Liebend gern wäre ich noch einige Zeit länger geblieben, doch sie nickte zu meiner Enttäuschung sofort. „Die Prinzessin hat gesprochen. Lou, wir fahren nach Hause. Bleib du noch hier und genieß den Abend", sagte ich leise, auch wenn ich wusste, dass wir seit Wochen keine Nacht getrennt voneinander verbracht hatten. „Wir wissen beide, dass er den Abend nur genießen kann, wenn du bei ihm bist", mischte sich Mary ein. „Ihr könnt bei uns schlafen", bot Louis' Vater an.

Langsam drehte Louis seinen Kopf in die Richtung seines Vater's. „Wir möchten Ihnen nicht zur Last fallen. Dennoch vielen Dank für das großzügige Angebot, Eure Hoheit", sprach ich, doch Louis' Vater winkte lachend ab. „Harry, wir sind nun eine Familie. Bitte nenn mich doch künftig Benedict", sag er. Wäre es möglich, dass einem die Augen hätten ausfallen können, so wären sie in diesem Moment aus Louis' Kopf, direkt auf den vor uns befindlichen Asphalt gekullert. „Jetzt guck doch nicht so, mein Sohn. Dank deinem Verlobten habe ich endlich verstanden, dass es noch etwas gibt, das wichtiger als die Krone ist", sagte er mit einem Lächeln, das ich so noch nie gesehen habe.

„Benedict, mein Schatz, wir sollten noch die Pressevertreter zufrieden stellen. Möchtet ihr uns begleiten, Prinzessin Emma und Herzog Harry?", fragte sie mit einem Zwinkern. Emma nickte zufrieden, begab sich in die Mitte von Louis und mir und nahm unsere Hände. Wir liefen in den Presseraum des Palastes und posierten vor der dem prunkvollen Meisterwerk der Architektur. Wir ließen über mehrere Minuten unzählige Fotos von uns fertigen, ehe Benedict mich zur Seite zog. „Harry, danke, dass du meinem Sohn sein Lachen zurückgegeben hast. Bitte entschuldige, dass ich ein schrecklicher Schwiegervater war, aber die Krankheit hat mich wachgerüttelt. Ich wünsche mir von Herzen, dass ihr bis zum Rest eures Lebens eine wundervolle gemeinsame Zeit habt", sagte er.

Für einen Augenblick sah ich ihm stumm in die Augen, bildete mir ein, den Anflug von Tränen zu sehen. Und dann passierte etwas, mit dem ich im Leben nicht gerechnet hatte. Er schloss seine Arme um mich und flüsterte mir ein „Danke" ins Ohr, bevor er mir fest auf den Rücken klopfte. „Und jetzt bring ich meine Enkeltochter ins Bett. Ihr zwei Turteltauben könnt in Louis' Zimmer nächtigen", sagte Mary und griff nach der Hand meiner Tochter. „Gute Nacht, Papa", sagte sie und gab mir einen Kuss auf den Mundwinkel. „Gute Nacht, Lou Lou", sagte sie kichernd zu meinem Verlobten und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich hab euch lieb", sagte sie und winkte uns zu, bevor sie mit Mary aus unserem Blickwinkel verschwand.

„Möchtest du noch etwas trinken oder willst du mir lieber deine Briefmarkensammlung zeigen?", fragte ich mit aufeinander gepressten Lippen. Irritiert sah Louis mich an. „Ich habe keine Briefmarken", sagte er. „Ein Codewort", gab ich zu Verstehen. „Aber für was? Ich habe noch nie Briefmarken gesammelt. Wie kommst du darauf, dass ich welche habe?", fragte er. Stumm sah ich an, bis er die Augen wissend aufriss. „Oh, du willst Sex?", fragte er. Ich lachte laut auf. „Ja, Louis. Das hast du gut erkannt", sagte ich über beide Ohren grinsend und zog ihn fest an mich. „Ich kann es kaum erwarten, dich endlich zu heiraten", erwiderte er zufrieden.

Wir verabschiedeten uns von den Gästen, betraten kurz darauf den Palast und liefen zielsicher zu Louis' Zimmer. „Darf ich dir etwas zeigen?", fragte er, legte währenddessen seine Oberbekleidung ab. „Deine Briefmarken?", fragte ich lachend und sprang auf das Bett, rutschte nach oben, bis ich mich am Bettgestell anlehnen konnte. Louis kramte aus seinem Schreibtischfach einen Ordner hervor und überreichte ihn mir. Zögerlich blätterte ich durch den Ordner, der diverse Zeichnungen, vermutlich von einem Architekten enthielt. „Was ist das?", fragte ich. „Ich hab das angrenzende Grundstück gekauft. Wir haben jetzt noch viel mehr Platz. Ich habe überlegt, dass wir das Waisenhaus noch weiter ausbauen könnten. Und direkt hinter dem kleinen Waldstück könnten wir unser Eigenheim herrichten lassen. Was hältst du davon?", fragte Louis.

Fasziniert blätterte ich weiter durch die Seiten. „Was ist das hier?", fragte ich und zeigte mit dem Finger auf eine der Zeichnungen. „Ein Pferdestall. Midnight hätte ein neues Zuhause. Und daneben ist ein kleiner Bauernhof. Wir könnten zum Frühstück Eier aus eigener Haltung zubereiten", sagte Louis stolz. „Wann hast du das alles gemacht? Wir waren doch die ganze Zeit zusammen?", fragte ich irritiert. „Ich habe meine Ideen gesammelt und einem Freund der Familie gegeben. Er ist Architekt und hat auch den Palast zu Teilen restauriert. Er versteht sein Handwerk. Wie gefallen dir die Entwürfe?", fragte er.

Ich legte den Ordner beiseite und zog Louis in meine Arme. „Du bist wirklich unglaublich. Lou, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist großartig. Was wird das kosten?", fragte ich ihn. „Ein großer Teil wird von der Stiftung finanziert und alles, was die Summe übersteigt, kannst du als Hochzeitsgeschenk meiner Eltern ansehen. Sie haben es mir angeboten, als ich ihnen die Entwürfe gezeigt habe", sagte Louis mit einem stolzen Lächeln. „Wir werden zusammenwohnen", hauchte ich gegen seine Lippen. „Also gefällt es dir? Oder hast du eine andere Vorstellung?", fragte er weiter.

„Louis, das ist perfekt. Nicht im Traum hätte ich es so umsetzen können. Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll", stammelte ich. „Dann sag nichts", erwiderte Louis und legte seine Hände an mein Gesicht, zog mich gegen seines und verband unsere Lippen miteinander. „Ich liebe dich so sehr", flüsterte ich. „Und ich liebe dich. So sehr", sagte ich und zog ihn mit mir auf die Matratze, ehe ich ihm, ohne den Kuss zu unterbrechen, die Kleidung auszog.

Blue Crown | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt