Kapitel 2

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Evelyn:

2:36 zeigt mein Handy an als ich es von meinem Nachttisch nehme. Seit 4 Stunden liege ich hier in meinem neuen Bett und versuche zu schlafen, was nicht gerade funktioniert. Aber das ist ja nichts neues. So geht es mir jede Nacht. Ich bin froh, wenn ich überhaupt ein paar Stunden Schlaf bekommen habe. Denn meine Schlafstörung lässt nicht allzu viel zu. Oft komme sogar zu keinem Schlaf. Meine alte Therapeutin meinte, dass man da nichts machen kann und solange ich nicht über mein Traumen hinwegsehen kann, wird es so bleiben. Vor allem wenn ich in Ungewissheit lebe, was ich so gut wie jeden Tag tue.

Schließlich habe ich keine Ahnung, wer die Menschen um mich sind. Klar, sie scheinen nett zu sein aber vielleicht ist das alles nur Fassade. Viellicht sind sie Anfangs noch die perfekte Familie aber insgeheim haben sie lauter Geheimnisse und Dreck am Stecken.

Ich werfe die Decke beiseite, um aufzustehen. Es bringt nichts einfach nur an die Wand zu starren also gehe ich lieber kurz in die Küche etwas trinken. Kaum stehe ich auf, stolpere ich schon über den Teppich, der vor meiner Nase liegt. Daran habe ich mich noch nicht gewöhnt. Generell habe ich mich noch an gar nichts hier gewöhnt aber ich bin ja auch erst seit gestern hier. Das braucht wahrscheinlich seine Zeit. So wie immer.

Nachdem ich reichlich geflucht habe, habe ich es tatsächlich zur Küche geschafft, wobei ich probiert habe, leise zu sein und niemanden zu wecken. Die anderen schlafen logischerweise schon. Es hat ja nicht jeder hier eine Schlafstörung.

Ich suche mir ein Glas aus einem der vielen Schränke. Schließlich befülle ich es mit Wasser und will mich gerade umdrehen, um auf einen der Barhocker an der Theke sitzen zu können, aber ich stoße an eine harte Brust. Taylor?

Ich sehe hoch zu der Person und erkenne, dass es nicht Taylor ist. Sondern ein fremder.

Sofort schaltet mein Körper um. Wer war er? Wie ist er hier reingekommen? Was will er? Will er etwas von mir? Hat ihn jemand geschickt?

Panik erfüllt meinen Körper.

Ich starre ihn beängstigt an, darauf vorbereitet, was als nächstes passiert. Seine Dunklen Haare hängen ihm in die Stirn, während er mich genaustens zu beobachten scheint. Immer noch stehe ich eingequetscht zwischen ihm und dem Waschbecken. Was wenn er mich entführen will? Meldet sich nun wieder meine Stimme im Kopf. Ich hoffe einfach schwer, dass er nur Wertgegenstände will und keinen neuen Kopf für seine Wand. Den ehrlich gesagt hatte ich gehofft anders zu sterben.

„Hörst du auch noch auf zu starren?" reißt der Fremde mich aus meinen Gedanken. Seine Hände stützt er links und rechts neben mir ab und geht ein paar Schritte zurück, sodass sein Gesicht nun auf meiner Höhe ist.

Ich schweige, weil ich keine Ahnung habe, was ich ihm antworten soll. Was antwortet man einem Fremden, von dem man denkt, er will einen umbringen oder wenigstens KO- schlagen?

„Hast du auch eine Stimme?" Langsam klingt er aggressiv, was mir mächtige Angst einjagt. Ich bin in meinen Erinnerungen gefangen und habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll.

„Du bist rätselhaft" stellt er fest und schaut mir dabei in die Augen. Rätselhaft ist doch gut? Zumindest wenn man es von einem vermeintlichen Täter hört?

Er wendet sich Kopfschüttelt von mir ab und dreht sich zu einer der Schubladen in der Küche.

Als wüsste er wonach er, wo suchen muss holt er eine Uhr aus einer der Schubladen unterhalb der Küchentheke hervor. Er hält sie kurz in seiner Hand und betrachtet sie, bevor sein Blick wieder auf mich fällt.

„Bitte bring mich nicht um" flehe ich innerlich. Ich habe verdammt viel Angst vor ihm. Mehr als die meisten anderen wahrscheinlich hätten. Das liegt an dem, was meinen Eltern passiert ist. Es verfolgt mich immer noch. Tag und Nacht. Jeden verdammten Tag und jede verfluchte Nacht.

Ending LonelinessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt