Die letzte Nacht ...
Ich schaute auf meinen Wecker , es war 15.15 Uhr. Jetzt musste ich unbedingt aufstehen , um 16.00 Uhr kamen die Kinder nach Hause.
Ich war heute Morgen irgendwie, irgendwann eingeschlafen...
Sina und Mariel ..
Katharina , was hattest du denn bitte erwartet??Das Mädel war Anfang 20 ... die lebte ihr Leben und genoss jede Sekunde!
Nicht so wie du ...
Schließlich hattest du dich ja auch nicht mehr bei ihr gemeldet...!
Aber ich konnte doch nicht... !
Stefan wusste es schließlich immer noch nicht... Genau , weil du einfach zu feige warst ... !!
Mein Gewissen meinte es heute nicht gut mit mir und weil ich es nicht länger ertrug stand ich auf, zog mir ein gemütliches graues Strickkleid und schwarze Strumpfhosen an !Ich sah in den Spiegel , passte doch perfekt zum Wetter mein Outfit !
Du graue Maus ...
Schnell putze ich meine Zähne , band mein Haar heute nur zu einem dicken Knoten im Nacken und sah mich an...
Das Leben zog eben nicht spurlos an einem vorbei! Ich hatte kaum Falten , die Augenringe hatte ich schon immer und blass war ich sowieso.Das einzige was ich an mir mochte , waren meine blauen Augen und mein Muttermal , das ich genau in der Mitte des Halses in Höhe des Kehlkopfes hatte.
Ansonsten war ich einfach nur zu viel von allem ...
Egal , ein neuer Tag, die letzte Nacht... Verdrängung klappte bei mir immer am besten! Ich ging durch alle Zimmer, lüftete, sammelte Schmutzwäsche ein , stellte Wäsche an , räumte sie wieder aus, fing an das Abendessen vorzubereiten...Während meine Bolognese auf dem Herd köchelte, hörte ich die fröhlichen Stimmen meiner Kinder , die gerade durch die Haustür kamen . „ Oh , hier riecht es aber gut" , Jonas, mein Großer , kam sofort in die Küche und schaute auf den Herd. Kinder in dem Alter hatten immer Hunger ... unfassbar
„ Ich habe auch Pudding für euch gemacht," und die Kinder strahlten.
Wenn es den beiden gut ging, ging es mir auch gut !
Das mit Stefan war etwas anderes ... vielleicht brauchten wir auch eine Paartherapie oder eine alternative Lösung.
So wie es sich bis jetzt entwickelt hatte, ging es jedenfalls nicht länger weiter . Jule und Jonas bekamen so schon viel zu oft die unruhige Stimmung zwischen uns beiden mit ...„ Es tut mir leid, dass ich heute Morgen so spät war ! Ich hoffe ihr wisst , dass ich euch trotzdem sehr lieb habe?! Heute ist auch meine letzte Nacht und dann machen wir uns ein schönes Wochenende zusammen!"
Die zwei strahlten „ Wir haben dich auch lieb!" , schnappten ihre Taschen und gingen in ihre Zimmer um Hausaufgaben zu machen ."
„ Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen" , rief ich noch hoch und dann waren sie weg.Ich kochte mir eine große Tasse Tee und setzte mich in meinen Lesesessel vor unser Terrassenfenster . Mit einer warmen Kuscheldecke und meinem neuen Fantasyroman, wollte ich es mir noch eine Stunde gemütlich machen, bevor der feierabendliche Wahnsinn hier begann. Ich strich über das neue Buch...
Neue Bücher rochen immer so gut!Das Buch hatte ein ziemlich düsteres Cover aber ich wollte vor dem Dienst noch unbedingt ein paar Seiten darin lesen. Vampire , Drachen , Gestaltwandler ... zusammen mit Sex und einer Liebesgeschichte , da stand ich drauf !
Dunkle Begierde ....
Na das klang gar nicht so schlecht.
Ich liebte Bücher , Lesen , Buchhandlungen, Büchereien etc ...
Stefan machte sich immer über mich lustig und sagte , ich sei wie eine alte Oma !Bücher waren für mich die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen... und was für eine Gabe es war , den Leser mit seiner Geschichte so mitzunehmen, dass man das Gefühl hatte, Teil des Ganzen zu sein ... oder das Buch , das man ständig mit sich herumtrug , weil man nicht aufhören konnte es zu lesen...
Ich begann mit dem Roman und tauchte ab... genoss meinen Tee und das schlechte Wetter draußen konnte mich mal ...
Um kurz nach fünf ging ich zum Herd , setzte das Wasser für die Nudeln auf , rührte die Soße um und rief den Kindern nach oben zu , dass sie zu 18.30 Uhr bitte den Tisch decken sollten.
Meinen neuen Roman konnte ich nicht weglegen...
Ich war gerade an einer Stelle angekommen, bei der eine Frau von drei Männern und zwei Frauen gleichzeitig verwöhnt wurde... festgebunden auf einem Holzkreuz.Gott , dachte ich... das ließ mich in Gedanken zu dem Abend zurückkehren, als Sina und ich in der Praxis ihrer Mutter unser „ Rollenspiel" hatten... Ich mochte es ... ich wusste noch wie geil es mich gemacht hatte , ihr Anweisungen zu geben was sie tun sollte ...
Ich wollte, dass sie das tat , was ICH wollte und nicht was ihr wichtig war!!
Sie war wegen MIR so heftig gekommen... und ich wegen ihr , flüsterte die leise Stimme in mir...
Ich nahm mein Handy vom Tisch und öffnete Sina's Kontakt.Meine Finger schwebten zögerlich über den Tasten ...
Lass es , Katharina...
Streu doch nicht noch unnötig Salz in die Wunde...
„ Hey, wie geht es dir?Wie ist das Wetter in Österreich?Hier regnet es die ganze Zeit...
Liebe Grüße."Abgeschickt...
Ich hatte einfach noch Fragen ...
Es fühlte sich so schon wie ein glatter Schnitt an... Trotzdem wollte ich noch einmal Kontakt mit ihr haben...Ich goss die Nudeln ab und hörte , wie Stefan die Haustür aufschloss. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus... !
Normalerweise freute man sich doch auf den anderen, wenn man sich den ganzen Tag nicht gesehen hatte...
„ Scheiß Wetter" , hörte ich ihn nur fluchen, bevor er ohne ein Wort in die Küche kam , seinen Schlüssel und sein Portemonnaie auf die Küchenzeile knallte und „ ich geh duschen" mehr zu sich selbst, als zu mir sagte .
Krass , dachte ich... 15 Jahre... was war nur aus uns geworden?
Die Kinder deckten den Tisch für uns und ich wartete. Wir hatten fast halb sieben und Stefan kam nicht .
Er wusste doch , dass ich gleich weg musste !
„ Ihr Süßen, lasst uns bitte schon einmal anfangen, das Essen wird sonst kalt. Ich muss auch bald wieder los", und die Kinder häuften sich die Nudeln auf ihre Teller .
„ Lasst es euch schmecken!"
„ Danke Mama", riefen die beiden im Chor . Es war fast 19.00 Uhr als ich Stefan lachend die Treppe runter kommen hörte .
Er hielt sein Handy an's Ohr und witzelte mit Jan , seinem Arbeitskollegen , über irgendetwas . Während wir fast fertig mit dem Essen waren, hörte ich, wie Stefan Pläne für morgen Abend schmiedete .
„ Klar hab ich Zeit !Du am Ende der Stadt ist so ein neuer Club ... ja genau , im ehemaligen Industriegebiet... lass uns den morgen mal anschauen!"
Ich saß vor meinem fast halbvollen Teller und hatte keinen Hunger mehr!Er machte einfach etwas ab ohne mich zu fragen...
Ich stand auf, räumte meinen Teller ab und sagte in den Raum „ Ich mach mich jetzt fertig und dann muss ich gleich los."
Im Schlafzimmer packte ich mir noch ein paar Socken ein, putzte die Zähne und ging nach unten.
Ich sagte den Kindern gute Nacht und sah noch im Vorbeigehen, wie Stefan mit einem überfüllten Teller Spaghetti Bolognese auf dem Sofa vor dem Fernseher saß und Bundesliga guckte.Ich ging zur Tür , nahm meinen Regenmantel, Helm und Fahrradschlüssel ... blieb kurz stehen und rief „ Tschüss ich bin weg ," wartete ...
...auf was ??Stefan's Grölen über das Tor der gegnerischen Mannschaft machte mir bewusst, ich brauchte nicht mehr zu warten ...
Ich ging aus dem Haus und zog die Tür leise hinter mir zu .
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Glaub an dich , Liebes ! ( Zweiter Teil )
Short StoryKatharina kehrt nach ihrem Urlaub in Tirol, schnell in den Alltag zurück. Der tägliche Spagat zwischen Beruf und Familie ... Alles ist wie immer... fast alles ! Alle Rechte der Geschichte liegen bei mir!