Statusmeldungen

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Stefan blieb bis zum späten Nachmittag auf der Baustelle. Als er nach Hause kam, warf er seine Schlüssel auf die Kommode im Flur, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und öffnete es .
„ Wann gibt es Abendessen?Jan und ich wollen heute Abend noch um die Häuser ziehen. Wir treffen uns um 19.00 Uhr bei ihm", fragte er mich während er auf sein Handy sah.

Die Kinder und ich hatten uns einen schönen Nachmittag gemacht. Sie halfen mir beim Einkaufen und anschließend machten wir es uns bei Waffeln und einer Runde Kniffel gemütlich. Ich versuchte so oft ich konnte und wie es meine Zeit zuließ, mit den Beiden etwas zu machen . Zeit  miteinander war einfach ein kostbares Geschenk !

„ Stefan?" versuchte ich seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen...
„ Stefan , wir sollten reden ... findest du nicht auch?"
Er guckte immer noch auf sein Handy und grinste über irgendetwas...
Ich stand vom Küchentisch auf und stellte mich vor ihn.
„ Hörst du mir eigentlich zu??" wurde ich jetzt etwas nachdrücklicher...
Ich wollte endlich mit ihm sprechen...
Ich wollte den Mut fassen und mit ihm darüber sprechen, wie schlecht es mir ging...
Was mit uns los war ...
Wie wir eine Lösung finden konnten...

Aber nicht mal aus dieser unmittelbaren Nähe und dem Tonfall meiner Stimme erkannte er den Ernst der Lage...
„ Hm?" sah er kurz auf und dann wieder auf sein Handy.
„ Das hat doch bestimmt bis morgen Zeit oder?"
Sein Handy klingelte ...
Er ging ran und ließ mich einfach stehen .
„ Jo , du ich geh gleich schnell duschen und dann mach ich mich auf den Weg zu dir . Ja, geile Sache... ich bin gespannt!"

Ich stand noch an der gleichen Stelle und konnte mich nicht rühren ...
Der Kloß in meinem Hals war so dick ... er drückte mir fast die Luft weg!
Die Kinder waren zum Glück bei ihren Freunden...
Er hatte nichts zu meiner Verletzung am Kopf gesagt... nicht mal komisch geguckt...!

Wie ein Roboter bewegte ich mich zum Kühlschrank, um alles für's Abendessen vorzubereiten. Ich deckte uns gemütlich den Tisch, zündete eine Kerze an, während in der Pfanne die Bratkartoffeln einen köstlichen Duft verströmten.
Stefan mochte gerne Bratkartoffeln...

Ich roch ihn schon , bevor ich ihn sah!
Viel Parfüm, Haare gegelt, er sah wirklich gut aus!
„ Gut siehst du aus", sagte ich ihm leise.
Er guckte mir von hinten über die Schulter und sah in die Pfanne.
„ Mach dir keine Umstände Katharina, ich esse gleich was bei Jan . Grüß die Kinder von mir", sagte er fröhlich, tätschelte mir kurz den Po und ging .

Als er an der Haustür war , rief er mir noch zu
„ Wird bestimmt spät, du brauchst nicht auf mich zu warten... Ich habe einen Schlüssel!"

Stille ....

Das war wie ein schlechter Film...

Ich dachte an die Situation heute Morgen in der Dusche... das war so gut ... ich hatte mich so gut gefühlt, wie schon lange nicht mehr!
Jetzt war es wie ein Albtraum!

Ich nahm mein Handy , drehte den Herd niedriger und sah auf die Uhr. Die Kinder kamen um 19.30 Uhr, ich hatte also noch etwas Zeit und wählte Sina's Nummer

„ Heeeey"meldete sich Sina sofort ...
Nach so vielen Wochen plötzlich wieder ihre Stimme zu hören , war ein komisches Gefühl!
„ Hey du"...
„ Katharina wollen wir kurz über FaceTime sprechen?Wir haben uns ja eine Weile nicht gesehen".

Wollte ich das wirklich?

„ Ja klar,  aber ich habe nicht viel Zeit, die Kinder kommen gleich nach Hause!"

Und dann sah ich sie ....

Frech grinste sie mich an , ihr  Zungenpiercing glitzerte in ihrem Mund....
Sie sah gut aus... wie immer!
„ Na du ... schön das wir es endlich geschafft haben!"
Sina sah mich forschend an...
„ Ja finde ich auch... Was gibt es Neues bei dir?Was macht dein Studium ?" verstellte ich meine Stimme.

Sina lag auf ihrem Bett und sah mich an
„ Katharina, was ist mit dir passiert??
Du siehst überhaupt nicht gut aus!"
„ Du dafür umso besser," lächelte ich sie an.
„ Beantworte bitte meine Frage!" forderte sie mich auf.
„ Ich habe mir auf der Arbeit den Kopf gestoßen, nichts wildes... Tut einfach noch etwas weh!"

„ Katharina, das meine ich nicht! Du siehst schlecht aus... wirklich nicht gut! Ich habe mich richtig erschrocken gerade! Wo ist Stefan denn?"
Oh Mist , sie sah es also auch ...
Aber nach der Sache mit Stefan gerade, musste ich ja ausgerechnet jetzt beschissen aussehen...
„ Stefan ist heute Abend mit seinem Kollegen unterwegs, die wollen um die Häuser ziehen..."

Sie sah mir jetzt direkt in die Augen...
„ Du hast es ihm nicht erzählt, oder ?"
Ich schloss die Augen und verneinte ihre Frage .
„ Oh Katharina... wie soll das mit euch weitergehen?"
Ich hatte es doch gerade versucht, wollte ich ihr ganz still erklären...
„ Lass uns über etwas anderes sprechen...Bitte !
Du und Mariel ?"
Es war mit total egal, dass ich mit der Tür ins Haus fiel ...
Hauptsache wir lenkten das Thema von mir ab!

Sina wurde etwas rot im Gesicht und ihre Augen glänzten .
„ Katharina weißt du, sie und ich .... Wir sind uns sehr ähnlich und haben auch schon viel zusammen erlebt! Wir wollen es auf einen Versuch ankommen lassen," und lächelte mich glücklich an.
„ Wir sind ja noch jung ," fügte sie noch hinterher.
Ja ihr seid noch jung....
Manchmal vergaß ich einfach, dass fast 20 Jahre Altersunterschied nicht nur eine Zahl war!

In diesem Moment hörte ich Mariel im Hintergrund und sah sie plötzlich eng umschlungen neben Sina sitzen .
„ Hey Katharina....Oh , du siehst aber gar nicht gut aus, bist du krank ? „
„ Nein, alles ist gut ...Danke !"
„ Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und alles Gute," winkte kurz in die Kamera und legte auf.

Ich hatte gar nicht gemerkt , wie mir eine Träne über die Wange gelaufen war...schnell wischte ich sie weg , denn ich hörte die Kinder im Flur.

Schalter umlegen, Katharina!!!!

„ Na ihr beiden, hattet ihr einen schönen Abend?"
Während ich den Kindern zuhörte, wie sie von ihrem restlichen Tag erzählten , machte ich das Essen fertig und wir aßen in aller Ruhe zusammen.
Gehen 21 Uhr lag ich endlich auf dem Sofa, ich hatte mich in meine warme Decke eingerollt und mir einen heißen Tee gemacht.
So gut es mir heute Morgen gegangen war, so schlecht fühlte ich mich jetzt!

Ich sah auf mein Handy und klickte auf Stefan's Status....
Schwarzer Hintergrund.....
ECLIPSE stand in großen Buchstaben dort...
Es war mir egal !!!
Ich bräuchte nicht auf ihn zu warten, hatte er gesagt...
Mein Handy vibrierte...
Nike rief an....
Ich nahm den Anruf nicht an...
Heute war's einfach genug .

Ich nahm eine Schmerztablette und schloss die Augen .... dieses Mal träumte ich nichts.

Ich war zu erschöpft !

Gegen 23 Uhr wurde ich kurz wach.Ich machte alle Lampen aus und ging leise nach oben ins Schlafzimmer.
Die Außenbeleuchtung an unserer Haustür ließ ich extra für Stefan an, damit er morgen früh besser mit dem Haustürschlüssel zurecht kam.
Nike hatte mir eine Nachricht geschrieben..
Sie machte sich Sorgen!
„ Es ist alles okay!" schrieb ich nur zurück.

Neugierig öffnete ich ihren Status und schluckte ...

Es war das selbe Bild , wie in Stefan's Status...!

Glaub an dich , Liebes ! ( Zweiter Teil ) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt