„Ja klar , ich bin noch in der Ambulanz aber so gegen 23.30 Uhr schaue ich bestimmt bei Katharina vorbei.
Reicht das? Oder hast du den Eindruck, es muss sofort jemand kommen?
Nicht ...okay. Danke dir auch und schönen Feierabend, Tim!"Ich legte auf ... sah kurz auf das Telefon und wusste nicht so recht, wie ich reagieren sollte...
Ob Katharina wusste , dass Tim mich informiert hatte?
Die Warheit darüber, wie es passiert war, hatte sie jedenfalls nicht erzählt... komisch.
Sie schien mir total sauer gewesen zu sein und dann deckte sie mich?
Warum ?Es tat mir immer noch leid...
Katharina hatte bestimmt üble Kopfschmerzen und eine dicke Schramme an der Stirn.Ich wollte mir das später unbedingt ansehen , wenn sie mich ließ...
Tim war eine super Stationsleitung ...
er kümmerte sich gut um seine Kollegen und Kolleginnen... davon sollte es mehr geben, dachte ich.Die Notfallambulanz platzte heute Abend aus allen Nähten . Alle Kabinen waren voll , Knochenbrüche , Prellungen , unklare Bauchschmerzen usw ... es hörte einfach nicht auf.
„ Na ob wir hier morgen früh pünktlich nach Hause gehen , steht glaube ich in den Sternen," raunte Niklas mir im Vorbeigehen zu .Wir liebten unseren Job aber ich war seit dem Telefonat mit Tim in Gedanken bei Katharina.
Noch zehn Stunden dachte ich... dann war endlich Wochenende!
Ich atmete einmal tief durch und begleitete dann den diensthabenden Arzt der Notfallambulanz zu unserer Neuaufnahme.Um Punkt 23.30 Uhr betrat ich die ITS. Hier war es kühl , die Station war voll klimatisiert. In allen Patientenzimmern an denen ich vorbei ging , brannten nur kleine Nachtlichter oder das Licht der Infusionspumpen ... man hörte die leisen Geräusche der Beatmungsgeräte...im Vergleich zu letzter Nacht war es hier sehr ruhig.
Ich fand Katharina vor den Überwachungsmonitoren der Patienten in der „ Komandozentrale „ . Sie saß dort mit geschlossenen Augen, den Kopf in ihre Hände gestützt, am Schreibtisch . Wie sie so dasaß , sah sie unglaublich zerbrechlich und erschöpft aus. Was setzte ihr bloß so zu ?
„ Katharina," machte ich mich leise bemerkbar , denn sie hatte mich nicht kommen hören. Voller Schreck fuhr sie auf und drehte sich schnell zu mir herum ...
„ Oh Nike ... verdammt , hast du mich erschrocken!" und verzog schmerzverzerrt ihr Gesicht.
„ Ich habe Tim gesagt, dass es nicht nötig ist, dich extra hierher zu bestellen", schoss sie sofort los.
„ Ich komme wirklich alleine klar , du kannst ruhig wieder runter gehen! Du hast bestimmt Wichtigeres zu tun als dich um solche Lapalien zu kümmern," versuchte sie mich immer noch auf Abstand zu halten.Diese Rechnung hatte sie allerdings ohne mich gemacht!
„ Katharina hör mir doch erst einmal zu...Bitte!
Die Entscheidung von Tim war ganz richtig, du bist hier komplett alleine und in erster Linie bin ich hier, um zu gucken wie es dir geht, okay?
Und weil ich dir nochmals sagen möchte, dass es mir leid tut !
Ich komme jetzt also zu dir, setze mich neben dich auf den Stuhl und werde mir das kurz in Ruhe anschauen!"Ich spürte ihren Fluchtinstinkt sofort...
Sie überlegte wirklich aufzustehen und wegzulaufen...
Nicht ihr Ernst??
Sie war Anfang 40 und kein kleines Kind mehr...
„ Du fasst mich nicht an, ist das klar ?" wies sie mich an, ihr nicht zu Nahe zu kommen!Ich konnte sie irgendwie verstehen... auch ich ließ mich nicht gerne „ anfassen" ...
Durch meinen Beruf war ich tagtäglich in Kontakt mit der Haut, den Körperteilen oder Körperstellen fremder Menschen...
Ich war es gewohnt, jemand anderen anzufassen aber mich fasste so schnell niemand an!Nicht ohne Erlaubnis!
„ Wie läuft es denn bisher bei dir? Hier scheint es deutlich ruhiger zu sein als gestern...
Ich habe gesehen, dass einige Patienten auf die normale Station verlegt wurden."
Irgendwie musste ich versuchen , sie abzulenken!
Es schien auch zu funktionieren, denn für einen kurzen Moment vergaß sie ihre abwehrende Haltung mir gegenüber ...
„ Ja, es ist Gott sei Dank relativ ruhig. Außer der Patient auf der 2 macht mir etwas Sorgen," sprach sie mehr zu sich selbst...
Ich setzte mich zügig neben sie und rollte mit dem Stuhl etwa einen halben Meter vor Katharina.„ Katharina, dreh dich bitte zu mir um , damit ich mir die Stirn kurz ansehen kann!"
Mein Tonfall war fest und duldete eigentlich keinen Widerspruch ...
Plötzlich war es, als ob bei Katharina ein Schalter umgelegt wurde...
„ Du sprichst wie SIE..." , flüstere Katharina ganz leise und sah mich jetzt direkt an!Ihre Augen weiteten sich, sie setzte sich aufrecht hin und legte die Hände locker auf beide Oberschenkel!
Was war denn jetzt los?
Ich erkannte sie kaum wieder ...
Katharina's Wangen röteten sich eine Spur dunkler und sie leckte zart über ihre Unterlippe...
Ein zärtliches Lächeln umspielte ihren Mund ...
Sie sah aus als ob sie .... erregt war ...
Das konnte doch gar nicht sein ...!!?Ich nahm meine Pupillenleuchte und nutzte schnell die Chance , um die Reaktion bei ihr zu testen .
Unauffällig...
„ Katharina, ist dir schwindelig , übel oder sonst etwas in der Richtung?"
„ Nein , Nike", antwortete sie brav auf meine Fragen.
„ Kopfschmerzen?" fragte ich ... keine Antwort
„ Hast du Kopfschmerzen, Katharina?" hakte ich erneut nach , mit etwas lauterer Stimme...
Wie gebannt fixierte sie meinen Mund ...Und dann?? ... als ob ein Vorhang fiel , war sie wieder die Alte ...
„ Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst nicht so dicht an mich heran kommen?" blaffte sie mich jetzt an.„ Hör zu , diskutieren kannst du mit deinen Kindern zu Hause aber nicht mit mir . Ich taste jetzt vorsichtig deine Stirn ab", warnte ich sie noch kurz vor und berührte dann so vorsichtig wie ich konnte die schmerzhafte Verhärtung an ihrer Stirn .
Ihre Haut fühlte sich warm an und Katharina verzog etwas gequält das Gesicht.„ Aha, also doch Schmerzen , Schwester Katharina", und versuchte ein wenig die Situation zu entspannen. Katharina hatte große blaue Augen, wunderschöne sogar ... lange Wimpern ... sie roch ganz zart , nicht zu aufdringlich... ihre Lippen hatten eine sinnliche Herzform ...
Jetzt wo sie so dicht vor mir saß, sah sie nicht aus wie Anfang 40 ...
Nein , höchstens Mitte 30 ... attraktiv, auf ihre Art...Sie schluckte und hatte glaube ich die ganze Zeit die Luft angehalten...
Warum bloß?
„ Ja, ich habe etwas Kopfschmerzen", gab sie zu und sah auf ihre Füße.
Ganz sanft führte ich Zeige und Mittelfinger unter ihr Kinn und schob es nach oben .„ Für die Zukunft, Katharina... wenn wir miteinander reden, gucken wir uns dabei bitte an ,okay?"
„ Ja," sagte sie leise .
„ Gut , also Ibuprofen 600 mg alle 4-6 Stunden, falls Übelkeit , Erbrechen oder Schwindel dazu kommen, rufst du mich unverzüglich an, verstanden?"Katharina sah mich an... ihre Augen leuchteten ..
„ Verstanden, Nike", antwortete sie jetzt mit fester Stimme und allein diese Tonlage von ihr sorgte dafür, dass sich meine Muschi erregt zusammenzog...
So ist's Recht Süße....
Das gefiel mir schon besser !„ Gut", murmelte ich,stand schnell auf, drehte mich ohne einen weiteren Kommentar um und verließ die Station.
Jetzt war ich es , die flüchtete...
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Glaub an dich , Liebes ! ( Zweiter Teil )
Short StoryKatharina kehrt nach ihrem Urlaub in Tirol, schnell in den Alltag zurück. Der tägliche Spagat zwischen Beruf und Familie ... Alles ist wie immer... fast alles ! Alle Rechte der Geschichte liegen bei mir!