Kapitel 29

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Fox

Fester als beabsichtigt, umgriff ich das Lenkrad, während ich immer mal wieder einen Blick in den Rückspiegel warf. Blaue freundliche, aber traurige Augen begegneten mir. Der kleine Scheißer schlief. Für niemanden von uns war der Scheiß gerade einfach. Unser Grandpa war tot. Jeder von uns hatte eine enge Beziehung zu ihm gehabt, aber Taylor hatte eine besonders enge Beziehung zu ihm gehabt. Taylor hatte sich an ihn geklammert, mein Großvater war für ihn das, was Mom und Dad für mich waren. Ich machte mir ernsthaft Sorgen um Taylor, als er zu mir gekommen war und mich um Hilfe gebeten hatte, wusste ich sofort, dass es nicht einfach werden würde. Fuck! Er kiffte einfach schon so lange und wie ich mittlerweile wusste, nahm er hin und wieder auch Koks.

»Weißt du, was er sich alles reingezogen hat?«, fragte ich Roxy und versuchte dabei nicht so schroff zu klingen. Ich mochte das Mädchen, und mir war es auch scheißegal, ob sie eine Sucht oder was auch immer hatte, aber ich war gerade einfach nur richtig angepisst. Die Sache mit meinem Grandpa, hatte uns allen das Herz herausgerissen, meine kleine bezaubernde, aber leicht nervtötende Tochter, hatte uns die halbe Nacht mal wieder wach gehalten und jetzt das! Langsam schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich habe ihn heute Morgen bei Nale abgeholt.«

»Durchwühle mal seine Taschen!«, befahl ich so, dass sie mich das erste Mal verstand. Roxy tat es und zog ein Tütchen Gras aus der Tasche, und einen vorgedrehten Joint.

»Mehr ist da nicht?«, fragte ich und sie schüttelte den Kopf.

Erleichtert, dass es nur das war, stieß ich den Atem aus. Keine Ahnung, warum ich so ein mulmiges Gefühl hatte, aber Taylor war, auch wenn er ein Warren war, labil. Er war meiner Tante ähnlich. Er war davor schon in einer schwierigen Lage, und das mit meinem Grandpa, würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen - da war ich mir sicher! Als Ben mir gesagt hatte, dass Taylor die Tage nicht mehr im Strandhaus war, hatte ich mir große Sorgen gemacht.

Die Scheiße war auch, dass er mir das Versprechen abgenommen hatte, den anderen nichts zu erzählen, was ich auch nicht getan hatte, nur von Ben wusste ich, dass er es wusste. Aber unsere Eltern hatten keinen blassen Schimmer davon, was der Scheißer die letzten Wochen durchgemacht hatte und woher er Roxy wirklich kannte. Schon damals, nachdem ich das erste Gespräch bezüglich des Kiffens mit ihm geführt hatte, na ja ich hatte ihm damals gedroht, zu einer anderen verdammten abgefuckten Zeit in meinem Leben. Schon da wusste ich, dass er uns irgendwann entgleiten würde, nur so ein Gefühl.
Warum fühlte sich das jetzt auch so an? Und warum zur Hölle, wusste ich, dass ich es diesmal nicht aufhalten könnte?

Er trug diese verdammte Wut in sich und hatte mich noch nie so wie vorhin in der Küche von sich gestoßen. Ich hätte ihn schlagen können, ich hätte es tun können, damals hätte ich es getan, aber heute nicht!
Ich war jetzt selber Vater und so ein Scheiß, hatte eine Familie zu versorgen und hatte durch meine wunderschöne Verlobte gelernt, dass jemanden die Faust ins Gesicht zu rammen, keine vernünftige Lösung war. Und erst recht nicht bei jemanden wie Taylor.

Mein Blick glitt erneut zu ihr, sie streichelte ihm durchs Haar.

»Dir ist klar, dass er wieder rauchen wird«, hörte ich mich sagen.

»Ja!«, antwortete Roxy leise.

»Vielleicht kommen noch ein paar andere Dinge hinzu.« Schon alleine der Gedanke daran brachte meinen Magen in Aufruhr, was mich daran erinnerte, dass ich die letzten Tage selber nicht so viel zu mir genommen hatte. Verdammt! Warum wurden meine Augen jetzt schon wieder feucht? Gefangen in meinen Gedanken hörte ich Roxy fragen:

»Was meinst du mit anderen Dingen?«

Ich versuchte mich zusammenzureißen und richtete meinen Blick wieder auf die Straße. »Andere Drogen, keine Ahnung, ob er da noch mehr nimmt. Ich werde mit Nale reden, ihm muss klar sein, wie ernst die Lage ist und jemand muss ihn auffangen.«

Last Fight - Look into my Soul (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt