Kapitel 40

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Die Scheiße war schlimm! Und wenn ich sage schlimm, dann meine ich schlimm. Panikattacken der übelsten Sorte und das gerade mal, an meinem dritten Grasfreien Tag. Nachdem ich zu Roxy ins Bett gestiegen war, sie aufgewacht war und das Band an meinem Handgelenk entdeckt hatte, hatte sie wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt. Dass ein Armband jemanden so glücklich machen konnte!

Heute war Mittwoch, und wir saßen zusammen in der Gruppe. Earl, der gut riechende alte Sack erzählte, dass er mal wieder zu tief ins Glas geschaut hatte und ich wippte unruhig und nervös, mit dem Bein auf und ab. Selbst als Roxy ihre Hand auf mein Knie legte, wurde es nicht besser. Ich zitterte und schwitzte viel mehr als sonst. Zu allem Überfluss kam noch, dass ich mein Armband schnalzen ließ. Aber niemand der hier Anwesenden, sah mich blöd an. Jeder von ihnen hatte selbst ein Problem, und war viel zu sehr damit beschäftigt seines in den Griff zu bekommen.

Samanthas grüne Augen richteten sich auf mich, nach dem Earl endlich zu Ende erzählt hatte. Irgendwie saß der Kerl immer in unserer Nähe. Natürlich war mir klar, dass das an Roxy lag.

»Taylor, wie geht es dir?«, fragte Samantha mich.

Ja, wie ging es mir? Am liebsten wollte ich in eiskaltes Wasser springen, damit mein Körper vielleicht mal wieder klarkam.

»Beschissen!«, stieß ich aus.

Die letzten Male war ich immer mit Roxy zur Gruppe gegangen. Irgendwann als Samantha mal aufgefallen war, dass ich das Armband nicht mehr trug, hatte sie mich danach gefragt. Ich hatte ihr gesagt, dass ich wieder rauchte, sie hatte gemeint, dass es gut sei, dass ich trotzdem weiter herkommen würde. Sie sah mir jetzt an, dass ich mich wieder einmal, selbst auf Entzug gestellt hatte.

»Wie ich sehe, trägst du dein Band wieder.«

Leicht verunsichert, nahm ich die Hand von dem Band und ließ es ein letztes Mal gegen mein Handgelenk schnalzen.

»Ja, seit drei Tagen habe ich nicht geraucht, und Fuck... ich habe Scheiß verlangen danach!«

Ihr Blick glitt von mir zu Roxy, dann wieder zu mir. »Hast du auch wieder Attacken?« Ich nickte und griff nach Roxys Hand die auf meinem Knie lag, dabei verflocht ich unsere Hände miteinander.

Samantha lächelte mich lieb an und meinte: »Wenn du oder ihr gleich noch kurz Zeit habt, dann wäre es vielleicht gut nochmal zu sprechen.«

Zustimmend nickte ich.

Nach der Gruppe blieben Roxy und ich noch bei Samantha. Zusammen tranken wir noch einen Kaffee mit ihr.

»Hast du mal darüber nachgedacht, mit einem Arzt darüber zu reden? Ich hatte dich ja schonmal deswegen angesprochen.«

Ja, daran erinnerte ich mich und nein, ich hatte noch mit keinem Arzt darüber geredet. Vielleicht war es an der Zeit das mal zu tun.
»Nein!«

Samantha nickte. »Deinen Körper einfach immer wieder auf Entzug zu stellen, setzt dich mehr unter Stress und deswegen wird es von Mal zu Mal schlimmer. Es ist gut, dass du aufhören willst und alle mal besser als zu reduzieren, aber solange du nicht gewisse andere Dinge änderst, wird dein Körper dir Probleme machen, Taylor. Ein Arzt oder eine Klinik kann dir helfen Kontrollstrategien zu entwickeln, dir verschiedene Skills zeigen wie du damit umgehst, wenn dich mal wieder eine Attacke überfällt. Bisher hast du deinen Tag nach dem rauchen ausgerichtet, nun ist es wichtig Struktur in deinen Alltag zu bringen. Überlege dir zu welcher Tageszeit es dir besonders schwerfällt nicht zu rauchen, und überlege dir wie du dann eine Alternative dazu findest!«

»Nachts ist es besonders schlimm«, meldete sich Roxy zu Wort. Sie hatte recht!
Heute Nacht hatte ich wieder eine Panikattacke gehabt und ich hatte Roxy mal erzählt, dass Sara mir Wasser ins Gesicht geschüttet hatte, als es so schlimm gewesen war. Deswegen hatte Roxy, mir heute Nacht Wasser ins Gesicht geschüttet. Es hatte nicht wirklich geholfen, aber es wurde danach etwas besser.

Last Fight - Look into my Soul (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt