Kapitel 46

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Kaly trug ein weißes langes Kleid. Ihr Haar schmückte eine Blumenkrone, wenn ich sie als Mann beschreiben müsste, fiel mir nur ein Wort dazu ein „Atemberaubend!"

Mein Cousin Fox stand auf dem Podest und war ein nervliches Wrack. Wer hätte das gedacht, dass wir ihn irgendwann mal so zu sehen bekommen würden? Er trug keinen Anzug, aber dafür eine schwarze Hose und ein weißes kurzärmliges Hemd, das kam schon einem Anzug so ziemlich nahe. Wenn man bedachte, dass es brütend heiß war, war das das Mindeste, was man von ihm erwarten konnte. Kaly, zog durch die Mitte der wartenden Gäste, mit einem Blumenstrauß in der Hand, auf ihren baldigen Ehemann hinzu.

Was für ein bittersüße Ende. Die verrückte Lynni, lief etwas hinter ihr und streute Blumen in den Sand. Mein Tante Annie und Kalys Mom Linda heulten wie verrückt und Fox, vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich meinte ihn zittern zu sehen, als er seine Hand nach ihr ausstreckte und ihr dieses eine Lächeln schenkte. Das eine Lächeln, das mehr als tausend Worte sagte.

Ich umfasste Roxys Hand fester, die in meiner lag, daraufhin schenkte sie mir ein kleines Lächeln, bevor wir dem Eheversprechen meines Cousins, das er seiner Angebeteten gab, lauschten.

»Cupcake, ich werde dich auf ewig lieben und beschützen. Ich werde dir treu sein und ein guter Ehemann und Vater. Durch dich bin ich zu einem besseren Mann geworden. Du hast mich gelehrt zu lieben, Baby und ich werde niemals damit aufhören. Ich bin dir deiner niemals überdrüssig, also verspreche ich dir, vor unserer Familie und unseren Freunden, dich zu meiner Frau zu nehmen. Ich schenke dir diesen Ring als Beweis für unsere Liebe. Trage ihn jeden Tag und nehme ihn niemals ab.«

Kaly weinte, ließ sich von Fox den kleinen goldenen Ring anstecken. Fox hatte sich, seinen Ring um seinen Finger tätowieren lassen. Er hatte absolut kein Problem damit, Kaly auf seinem Körper zu verewigen. Kaly sprach ihr Gelübde, doch man hörte sie mehr weinen, als wirklich reden.

Auf der anschließenden Feier, die unter einem klaren Sternenhimmel an dem Stück Strand, das Fox und Kaly angemietet hatten stattfand, kam mein Dad auf mich zu. Er sah, auch wenn es ein freudiger Tag war, mitgenommen aus. »Kann ich kurz mit dir reden, Tay?«

Ich blickte hinüber zu den anderen, zu Sam, die den Kopf in den Nacken gelegt hatte und lachte, weil Jonas ihr irgendwas sagte. Zu Ben und Emely, die die Hände nicht voneinander lassen konnten. Zu Barney und Milly, die sich angeregt unterhielten, Annie, die zusammen mit meinen beiden Onkeln, meiner Grandma, Linda und Kalys Onkel Jason stand, während sie Fox und Kaly dabei zusahen, wie sie einander mit Torte fütterten.

»Klar!« Ich nickte.

Mein Dad zeigte auf den Strand. »Gehen wir ein Stück?«

Wir liefen durch den Sand. Das Meer neben uns war still, lediglich hörte man nur ein paar kleinere Wellen, die am Ufer brachen.

»Wie gehts dir, Tay?« Wieder diese Frage - wie gehts dir?

»Gut, ich schlag mich so durch.«

Mein Dad schnaubte. »Tay!«

Er blieb stehen und zwang mich ebenfalls stehenzubleiben. Seine besorgten blauen Augen eindringlich auf mich gerichtet. »Ich meine wie gehts dir wirklich? Wir haben uns seit dem Krankenhaus nicht mehr gesehen und ich weiß von Hank, dass du in einer Entzugsklinik warst. Du weißt gar nicht wie...«, er brach in seinen Worten kurz ab, »...wie leid mir das alles tut. Ich wollte doch nie, dass ihr so leidet, Tay.« In seinen Augen schimmerten Tränen.

»Dad, ich weiß, schon klar!«, gestand ich.

»Nein! Diesmal hörst du mir zu, Tay. Bitte hör mir zu«, forderte er eindringlich und ich gab ihm zu verstehen, dass ich seiner Bitte nach kam.

»Mein ganzes Leben habe ich immer nur das gemacht, was dein Onkel mir gesagt hat. Ich habe zu ihm aufgesehen, verstehst du? Ich wollte so sein wie er. Jeden Rat, den er mir gegeben hat, habe ich befolgt, nur nicht den Rat deine Mutter nicht zu heiraten. Wenn ich es nicht getan hätte, dann ständest du jetzt nicht hier. Und das wäre undenkbar für mich. Sam ist mein kleines Mädchen und du bist mein Junge, auch wenn ich das manchmal vergessen habe, aber so ist das! Ich bin meinen Pflichten als Vater nicht gut nachgekommen, das weiß ich jetzt, und das tut mir leid! Ich weiß jetzt, dass ihr mehr gebraucht hättet, als das, was wir euch geboten haben. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich kann immer daraus lernen, aber dafür musst du mich in dein Leben lassen. Mich irgendwie teilhaben lassen, Tay!«

Recht hatte er, niemand von uns konnte die Zeit zurückdrehen und selbst wenn, wäre es niemals anders abgelaufen. Es war eine dieser typischen Floskeln im Leben, die man sagte, wenn etwas schiefgelaufen war. Das war in Ordnung. Von Dr. Bennet wusste ich allerdings, dass es für meinen Seelenfrieden und auch Dads, an der Zeit war, sich zu versöhnen, was mit meiner Mom werden würden wusste ich nicht. Mit ihr hatte ich nicht gesprochen, laut meines Onkels war sie in einer Entzugsklinik in Los Angeles. Keine Ahnung, ob meine Mom und ich noch mal sprechen würden, nach der Sache im Krankenhaus, die Zeit würde es zeigen.

Dr. Bennet hatte mir in der Klinik gesagt, dass wir nicht zu sehr in der Vergangenheit leben sollten, sondern im Hier und Jetzt. Sie sagte: „Manchmal hält uns die Vergangenheit zu sehr gefangen, sodass wir nicht richtig leben können."

Für mich habe ich selber erkannt, dass sie recht hatte. Ich war so gefangen von all dem, dass ich vor allem durch die Drogen irgendwann angefangen hatte, mit der Wut für das, was ich als Kind erlebt hatte, um mich zu schmeißen. Ich hatte meinem Dad für alles die Schuld gegeben.

Ja, sie hatten Fehler gemacht, verdammt! Aber das Leben war zu kurz, um daran festzuhalten, uns daran aufzuhängen. Niemand war perfekt, weder meine Mom, noch mein Dad, noch ich!

Mit Sam hatte ich die Tage schon geredet. Wir hatten uns auf einen Kaffee getroffen und sie hatte mir gesagt, dass sie stolz auf mich sei, dass ich etwas gegen meine Sucht unternommen hatte. Wir hatten über vieles aus der Vergangenheit geredet und wir hatten uns geschworen, in der Zukunft mehr füreinander da zu sein. Das Verhältnis zwischen ihr und Fox, würde ich wohl nicht mehr stürzen können, und das wollte ich auch gar nicht. Jeder von uns Beiden hatte jemanden gebraucht, bei dem er sich anlehnen konnte.

»Gib mir ein bisschen Zeit, um ich daran zu gewöhnen.«

Im Moment hatte ich einfach noch zu viele Baustellen. Zum Beispiel die Sache mit meinem Job, seitdem ich wieder in Long Beach war, arbeitete ich im Soulsinger. Letzte Woche kam mir nach dem Gespräch, welches ich mit meiner Schwester geführt hatte, die Idee mein Studium eventuell doch wieder aufzunehmen - vielleicht nur das Fach zu wechseln. Sam hatte eine Zeit lang studiert, im Fach bildende und darstellende Künste. Sie hatte mich darauf gebracht. Ich hatte einen Termin mit dem Dekan vereinbart und würde ganz offiziell mit ihm darüber sprechen. In der Hoffnung, dass er mich wieder aufnahm, falls nicht, würde mein Onkel sich darum kümmern. Roxy und ich hatten darüber geredet, uns zusammen eine Wohnung zu suchen, weil ihre, einfach zu klein für uns beide war. Im Moment schliefen wir mal bei ihr und mal im Strandhaus.

»So viel Zeit, wie du brauchst«, entgegnete mein Vater und nahm ich dann in den Arm. »Ich habe dich sehr lieb, Tay und ich bin stolz auf dich.«

Erst stand ich wie versteinert da, doch dann legte ich ebenfalls meine Arme um ihn und spürte wie gut das tat. Zeit heilte irgendwann alle Wunden, auch wenn sie Spuren in uns hinterließen und wir sie niemals ganz vergessen können, aber sie verblassten und der Schmerz darüber nahm stetiger ab.

»Ich hab dich auch lieb, Dad.«  


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Last Fight - Look into my Soul (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt