Kapitel 30

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Seit Tagen befand ich mich in einem Zustand zwischen Gut und Böse. Das Dröhnen in meinem Kopf übertünchte ich ständig mit neuem Alkohol und Gras. Mein ständiger Hauptbegleiter war, wie vor ein paar Wochen, mein fertig gedrehter Joint. Die schlafende Schönheit neben mir betrachtend, leckte ich das Blättchen an. Seit Tagen war ich nicht in der Uni gewesen und mir war es egal. Nachdem die Scheiße auf der Beerdigung meines Grandpa's passiert war, hatte ich mich bei keinem aus meiner Familie mehr gemeldet. Nach dem Fox mich zusammen mit Roxy ins Strandhaus gebracht hatte und ich aufgewacht war, hatte ich meine Sachen gepackt und war mit zu Roxy gegangen. Mein Handy hatte ich in meinem Zimmer liegen lassen. Niemand von ihnen wusste, wo Roxy wohnte und das sollte auch so bleiben!

Der Geruch von Marihuana stieg mir in die Nase, als ich den Joint anzündete. Tief inhalierte ich, hielt den Rauch wenige Sekunden in den Lungen und stieß ihn dann wieder aus. Die Fragen, Selbstzweifel, die Wut, die Frustration, alles schwand mehr und mehr in meinem von Pott vernebelten Hirn.

Ich saß auf dem Stuhl in Roxys Küche. Das Fenster weit geöffnet, da sie mir gesagt hatte, dass ich, wenn ich rauchte, nur in der Küche rauchen sollte. Das sogenannte Anti Craving Skill baumelte immer noch an meinem Handgelenk. Ich stand an einer Schwelle zu meinem Leben. Augenblicklich fragte ich mich, warum ich jemals versucht hatte, damit aufzuhören. Warum hatte ich versucht, mit dem Kiffen aufzuhören? Es ergab überhaupt keinen Sinn mehr. Das hier - war so viel besser. Es löste keine Probleme, aber es trug sie für eine Zeit lang fort. Es nahm sie mit und schenkte mir Ruhe und Gelassenheit. Sicherlich vertrieb es nicht die bösen Geister in meinem Kopf, dafür aber alles andere.

Ruckartig zog ich das Ding von meinem Handgelenk und legte es auf dem Tisch neben mir. Augenblicke später, erfüllte Roxys Stimme den Raum. »Du bist wach!?«

Meine Augen wanderten zu ihr. Sie stand in einem weißen T-Shirt und ihrem süßen rosa Slip an dem Türrahmen gelehnt. Ihr Haar war vom Schlafen zersaust und ihre leicht verquollenen Augen auf mich gerichtet.

Ich blies den Rauch aus und nickte.

Als ich im Strandhaus aufgewacht war und mir einen rauchen wollte, war mir nicht entgangen, dass ich beklaut worden war. Natürlich hatte ich so eine Ahnung, wer mein Gras genommen hatte. Doch als ich Roxy gefragt hatte, hatte sie nur die Schultern gezuckt und gemeint: »Vielleicht hast du es verloren.«
Ja genau, was für ein Bullshit - aber es war ok! Auch wenn sie es nicht offen zugab, machte sie sich Sorgen.

»Hast du Hunger?«, fragte sie.

Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal eine richtige Mahlzeit zu mir genommen hatte. Flüssige Nahrung war in letzter Zeit mein Hauptnahrungsmittel. »Nicht wirklich.«

»Ich könnte uns was Leckeres kochen und wir könnten uns gegenseitig füttern«, alberte sie.

Roxy machte es mir nicht schwer, freundlich zu ihr zu sein. Sie blickte mich nicht wie ein Häufchen Elend an. Weiterhin machte sie ihre Witze und versuchte mir jeden Tag zu versüßen, indem sie sich mir schenkte. Das Problem war nur, dass ich, genau wie sie bei mir, hinter ihre Fassade schauen konnte und es lag daran, dass wir uns, als wir uns kennengelernt hatten, auf einer emotionalen Schiene begegnet waren. Sofort hatten wir die schlimmsten Seiten aneinander kennengelernt. Sie wusste, dass ich ein Scheiß Junkie war und ich wusste, dass sie eine Kleptomanin war.

Ich wusste, dass sie mir nicht vor den Kopf stoßen wollte. Also versuchte ich, mich etwas zusammenzureißen. Solange sie bei mir war, konnte ich das ertragen.

»Ich helfe dir.«

Ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Einen weiteren Zug nehmend, legte ich den Joint, der irgendwann von alleine ausgehen würde, in den Aschenbecher und erhob mich. Im selben Moment kam Roxy bei mir an und ich zog sie in eine Umarmung.

Last Fight - Look into my Soul (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt