Kapitel 44

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Ihr Lieben, dieses Kapitel beinhaltet Szenen aus einer psychiatrischen Tagesklinik, die ich so aufgreifen konnte, nach dem Gespräch mit meinem guten Freund. Manche empfinden es vielleicht anders, wenn er/sie zu einem Therapeuten geht. Mein guter Freund hat es so empfunden und ich durfte es auch so wiedergeben.

Jeden Morgen, wenn ich herkam, hatte ich das Gefühl von Irren umgeben zu sein. Keine Ahnung, ob das so war, aber Dr. Bennet, eine wirklich nette Ärztin, mit ziemlich verrückt wirkenden Augen, musterte mich unter ihrer Brille. Ich saß in dieser Gruppe. Es war nicht die Gruppe von „Zusammen ist Gemeinsam" nein, es war eine richtige Therapiegruppe, bei der man sich gegenseitig alles erzählte, was in seinem Leben so schiefgelaufen war. Diese Gruppe hatte ich Montags und Donnerstag, dreimal die Woche hatte ich eine Einzelsitzung für eine Stunde. Dazwischen, hatte ich so Sachen wie Entspannungstherapie, Sozialverhalten oder Spieltherapie. Ganz ehrlich - spätestens als die die dürre Frau mit ihren weißen Haaren, deren Namen ich mir nicht behalten konnte, weil er viel zu lang war, angefangen hatte in der Bewegungstherapie wie ein Schmetterling zu tanzen, na da war ich mir nicht mehr so sicher, ob das die richtige Entscheidung war, freiwillig in diese Tagesklinik gegangen zu sein.

Ich war in San Francisco. Nachdem ich mit Sara gesprochen hatte, hatte sie mir diese Klinik rausgesucht, man ging morgens hin und konnte nachmittags wieder nach Hause. Wäre ich in so eine richtige Entzugsklinik gegangen, hätte ich die Welt draußen nicht mehr gesehen. Ich hatte mir für vier Monate, ein Apartment angemietet, zu dem ich nachmittags, wenn ich völlig fertig war, gehen konnte. An manchen Tagen war ich fertig, an anderen weniger. Jeden Abend freute ich mich darauf, mit Roxy zu telefonieren, und ich hatte, seit dem ich hier war, was jetzt genau drei Wochen war, nicht geraucht. Nein, auch nachts nicht, wenn ich meine Panikattacken schob, gegen die mir Dr. Bennet aber schon Atemübungen gezeigt hatte, die ich versuchte umzusetzen. Mal klappte es mehr, mal weniger.

»Alter, sie starrt dich so lange an, bis du was sagst«, sprach mich Riley an, der neben mir saß.

So wie eigentlich jedes Mal, wenn wir diese Gruppe hatten. Er war schwer in Ordnung und litt unter einem sogenannten Burn-out, als ich anfangs hergekommen war, hatte er mir direkt davon erzählt. Er hatte mir auch, wenn ich es gar nicht hören wollte, seine gesamte Lebensgeschichte erzählt und mich gefragt, ob wir mal zusammen ein Kiffen würden. Also hatte ihm von meiner Sucht erzählt und er hatte sich entschuldigt. Er war irgendein Gamer, der so wie ich rauchte, und den ganzen Tag damit verbrachte vor dem PC zu sitzen, damit verdiente er wohl auch sein Geld, deswegen das Burn-out. So viel dazu!

Dr. Bennet hatte mich eben gefragt, ob ich denn heute etwas über meine Kindheit erzählen wollte und ich überlegte noch. Deswegen hatte ich ihr bisher nicht geantwortet. Ehrlich gesagt, hatte ich kein Problem mich vor der gesamten Gruppe nackig zu machen, aber über meine Kindheit zu sprechen, konnte ich jetzt nicht mal eben so. Ich hatte ihr das schon in der Einzelsitzung gesagt, doch anscheinend wollte sie nichts davon hören.

Warum laberten sie eigentlich immer davon, dass dies hier ein geschützter Raum war? Und nichts nach außen trat? Wenn einer aus der Gruppe etwas erzählen wollte, sollte er das tun, das war mir doch egal! Ich war hier, um das Kiffen und meine Panikattacken loszuwerden, nicht um über meine verkorkste Kindheit zu reden!

Therapeuten hatten so eine Art, die falschen Fragen zu stellen. Sie schauten dich an, als seist du ein Experiment und manchmal bekam ich den Eindruck als ob sie einen provozieren wollten. Bisher hatte ich noch nichts davon gespürt, dass sie einem halfen, so wie Roxy gesagt hatte.

Riley hier neben mir meinte, dass es ein Prozess sei. Er war schon seit zwei Monaten hier, und dass er anfangs genau so gedacht hatte. Es hätte damit zu tun, dass man sich erstmal richtig öffnen müsste. Ich wollte ihm so gerne glauben, aber ich wollte nicht über meine Eltern reden. Es war etwas anderes, wenn ich mit Roxy oder mit Sara oder sonst wem darüber geredet hatte, sie wollten nicht in meinem Kopf und auch ein Stück von meiner Psyche haben. Dr. Bennet fragte mich das jedes Mal, verdammt nochmal!

Last Fight - Look into my Soul (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt