Kapitel 41

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»Taylor schön, dass Sie hier sind«, begrüßte mich der Mann, welcher einen drei Tage Bart trug und dessen Augen fast schwarz waren. Er war ein Mann von großer Statur und auch wenn ich damit gerechnet hatte, dass er weiß trug, da ich Ärzte bisher nur so gesehen hatte, trug er ein schwarzes kurzärmliges Hemd und eine für die Temperaturen unangemessene lange Jeanshose. Vermutlich lag es daran, dass sein Büro klimatisiert war. Sein Haar, das leichte altersbedingte Ansätze zeigte, hatte er nach hinten gekämmt. Er reichte mir die Hand, die ich mit einem festen Druck erwiderte. Dann zeigte er auf einen gelbgrünen Ledersessel und bot mir etwas zu trinken an.

Schon als ich an der Pforte, bei der Empfangsdame der Klinik, nach Maxwell Holders gefragt hatte, musste ich meinen Ausweis zeigen, um hereingelassen zu werden. Die Klinik wirkte nicht wie ein Krankenhaus, auch das Büro des Arztes wirkte nicht wie ein typisches Krankenhaus, eher wie eine Einrichtung einer Jugendherberge. Ob hier die wirklich schlimmen Fälle hinkamen? Ob das hier sowas wie die Betty-Ford-Klinik war? In der Fox angeblich gewesen war. Ein Grinsen darüber konnte ich mir nicht verkneifen.

»Taylor«, begann der Arzt. »Sie dürfen mich ruhig Maxwell nennen.«

Maxwell ließ sich gegenüber von mir in den anderen grünen Sessel fallen. Er nahm ein Klemmbrett und einen Kuli zur Hand und sah mich erwartungsvoll an. So lief das also ab, wenn man zu einem Psychiater ging, denn das war er. Es stand auf dem kleinen Schild vor seinem Büro.

»Wie geht es Ihnen, Taylor?«

Nickend erwiderte ich: »Gut!«

Maxwell legte den Kopf schief. »Denken Sie bitte noch mal über diese Frage nach und antworten mir ganz ehrlich!«

Einen kurzen Moment strauchelte ich, bis ich begriff, was er meinte. Irgendwie hatte sich dieses „Gut", dass ich der Welt bisher immer vorgespielt hatte, so sehr in mir verankert, dass ich es jetzt auch einfach gesagt hatte.

Ich räusperte mich. »Dann wohl eher nicht so gut, um genau zu sein beschissen«, gestand ich.

Maxwell kritzelte etwas auf seinem Klemmbrett, während er fragte: »Warum geht es Ihnen nicht so gut, Taylor?« Er verharrte mit dem Kuli und blickte mich jetzt wieder mit seinen forschenden Augen an.

»Ich habe meinen Körper nicht so gut unter Kontrolle, ebenso meine Gedanken.«

»Inwiefern?«

»Ich schwitze stark, bekomme Herzrasen und zittere.«

Er ließ seine wachsamen Augen fest auf mich gerichtet und fragte: »Wie oft kommt das vor?«

»Keine Ahnung. Ein paarmal am Tag, meistens Nachts.«

In der Gruppe fühlte ich mich aufgefangen, hatte ich von Anfang an. Was wirklich seltsam war. Hier vor ihm, fühlte ich mich irgendwie komisch. Es fühlte sich an als würde er mich durchschauen, so wie Superman, als hätte er den Röntgenblick, oder so.

»Nehmen Sie Substanzen zu sich?« Ich nickte. »Seit ein paar Tagen nicht mehr, aber davor.« Wieder kritzelte er auf seinem Klemmbrett. »Was genau?«

»Gras und Koks.«

»Trinken Sie Alkohol, Taylor?«

»Gelegentlich, mal mehr, mal weniger«, antwortete ich so ehrlich wie möglich. Ich wusste, dass es nichts brachte zu lügen. Verdammt! Warum auch? Ich wollte mir helfen lassen!

»Was machen Sie so den ganzen Tag?«

Sollte ich dem Doc jetzt wirklich erzählen, was ich so machte? Anscheinend ja!
Ich erzählte ihm von meinem unstrukturierten Tagesablauf, immer wieder sah er mich an, gab mir das Gefühl mir genau zuzuhören und schrieb nebenbei etwas auf seinem Papier. Er fragte mich, wie nah ich meiner Familie stand, was ich beruflich machte, was meine Hobbys waren, ob ich eine Freundin hätte und wollte genaueres über die Beziehung zu meinen Eltern wissen.

Es war eine Sache darüber nachzudenken, aber mit jemanden so offen darüber zu sprechen, war eine andere. Ich erzählte ihm, dass meine Eltern vögelten, obwohl sie lange nicht zusammen waren und, dass meine Mom ein Alkoholproblem hatte, daraufhin wollte er über meine Kindheit sprechen. Ich sagte ihm, dass ich darüber nicht reden wollte. Er machte sich eine Notiz und stellte mir eine andere Frage. Manche Fragen beantwortete ich, manche umging ich. Gerade als ich ziemlich intensiv, über meine Abhängigkeit berichtete, vibrierte mein Handy in meiner Hose.

Sofort begann mein Herz schneller zu schlagen. Ein Gefühl sagte mir, dass ich den Anruf auf keinen Fall verstreichen lassen durfte. Die Angst, dass wieder irgendwas in unserer Familie passiert war, kroch mein Rückgrat hoch. Noch eine weitere Sache würde ich nicht überstehen. Ernsthaft, das war mir zu stressig!

Ich entschuldigte mich bei ihm, er winkte ab und meinte, dass ich drangehen sollte. Als ich auf mein Display sah, war ich erleichtert Roxys Namen zu sehen. Merkwürdig, sie wusste doch, dass ich hier war. Ich nahm ab.

»Taylor!«, sie schniefte ins Telefon. Ich blickte zu dem Doc, der sich wieder irgendeine Notiz machte. Schrieb er jetzt auf, dass ich telefonierte, oder was?

»Was ist los?«, fragte ich alarmiert.

»Kannst du herkommen und mich abholen, bitte?«

Stirnrunzelnd fragte ich: »Wo bist du?«

Ein erstickter Schluchzer war zu hören. »Auf dem Polizeirevier.«

Augenblicklich sprang ich auf. Scheiße, was war passiert? Ich deckte die Hörmuschel ab und gab dem Arzt zu verstehen, dass ich wegmusste, ohne dass er was sagen konnte, war ich zur Tür hinaus. »Kirschmädchen, was ist passiert?«

Sie schniefte. »Man hat mich beim Klauen erwischt und ich will Logan nicht anrufen, weil er dann meinen Dad anruft und...«, jetzt weinte sie wieder.

»Okay, ganz ruhig, bleib wo du bist ich komme und hol dich«, sagte ich. Unnötig zu erwähnen, dass sie sowieso auf dem Polizeirevier festsaß.

Während ich krampfhaft überlegte, wie ich Roxy unbeschadet da herausbekam, lief ich zu meinem Auto. Wenn man sie erwischt hatte, und sie auf dem Polizeirevier war, würde sie eine Anzeige bekommen. Mir fiel nur einer ein, der mir dabei helfen konnte. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefiel auf die kriminellen Machenschaften meines Onkels zurückgreifen zu müssen. Er war derjenige, der die Sache verstehen würde. Roxy und ich hängten ein und dann rief ich meinen Onkel an. 


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Last Fight - Look into my Soul (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt