Am Studio angekommen, gehe ich direkt durch zu seinem Studio. Warum sonst hätte der sozial taube mir genau gesagt in welcher Etage und Raum er sich befindet. „Genius-Lab?", frage ich mich selbst lauter als ich vor meinem Ziel stehe. Kopfschüttelnd ignoriere ich es und klopfe an. Wenige Zeit später öffnet sich die Türe einen Spalt. „Komm rein. Kannst dich aufs Sofa setzten." - „Dir auch ‚Hallo' Hyung.", schnaube ich belustigt und trete ein. Es ist aufgeräumter als erwartet. Nur ein paar Tassen und leere Ramen Schalen stehen hier rum.
„Was gibt's denn so dringendes?", frage ich während ich mich ins Sofa zurück fallen lasse. Nicht einmal hatte der Blonde meinen Augenkontakt gesucht. Eher im Gegenteil er wirkt so, als sei er in Gedanken. „Wann hast du bemerkt, dass Taehyungie dir mehr bedeutet?" Verwundert hebe ich beide meine Brauen an. Das Yoongi so direkt ist, hätte ich nicht erwartet.
„Mein Interesse hatte er mit seinem blauen Schopf sofort geweckt. Aber das ich ihn liebe, nun ja.. sowas kommt mit der Zeit.", erkläre ich wahrheitsgemäß. Verstehend nickt er und ist erneut in seinen Gedanken. Lässt sich seufzend noch mehr in seinen Sitz fallen. „Ich weiß nicht einmal wie sich liebe anfühlt.." Der Stein vor mir raubt mir mittlerweile meine Worte.
„Ich kann hier nur für mich sprechen. Aber immer wenn ich Tae ansehe, wächst mir ein Lächeln auf den Lippen. Immer wenn wir uns berühren, kribbelt es unter meiner Haut. Wenn wir uns küssen, dann übermannt mich eine Welle von Gefühlen. Das Bedürfnis nach ihm, die Lust...", räuspernd unterbreche ich mich. Hyungs Blick wechselte auf eine Warnung meiner Wortwahl. „Wenn ich in seine Augen sehe, funkeln die Sterne mit diesen um die Wette. Ich sehe mein Zuhause."
Yoongi fischt sich eine Zigarette aus seiner Schachtel, zündet sie an und inhaliert den Qualm in seine Lungen. Seufzend stößt er diesen empor. „Jungkook, ich habe dir geschrieben da ich mit Taehyungie nicht über seinen Besten Freund und unser ,liebes' Leben unvoreingenommen reden kann." Verstehend nicke ich. „Das klingt doch nicht schlecht. Ich finds gut das du Gespräche und nach Rat suchst, Hyung."
Der blonde raucht eine paar Züge von seinem Glimmstängel. „Danke. Da du mir am nächsten kommst mit deiner Gefühlskrüppeligen Vergangenheit, warst du eine bessere Wahl als Namjoon." Das war sein anderer Freund der ebenfalls Musik macht. „Wieso? Ich dachte ihr steht euch nahe." Kaum bemerkbar nickt der ältere. „Ja. Aber er verwirrt mich nur."
Ich überkreuze meine Arme und grinse. Daher weht der Wind also. Vermutlich hatte der andere Rapper ihn auf das Thema angesprochen oder aufmerksam gemacht. „Was hatte Namjoon denn gesagt?" Nicht ganz verstehend verengt er seine dunklen Augenbrauen. „Yoongi, ich bezweifle stark, dass du dir Gedanken über solche Dinge machst." - „Er hatte mich auf Jimin angesprochen. Deswegen..", verlegen sieht er zur Seite.
„Willst du darüber reden oder lieber was anderes machen? Dich zu was drängen bringt ja nichts." Räuspernd widmet er sich seinem Rechner und bastelt über die nächste Stunde ein paar Beats. Auch wenn ich gespannt zuhöre, setze ich mich irgendwann neben ihn. „Musik ist meine Leidenschaft. Noch nie habe ich mich zu jemanden hingezogen gefühlt. Zumindest nicht so wie bei ihm. Es verwirrt mich.", Bricht der ältere das Eis ohne seinen Blick vom Bildschirm zu lenken.
„Weil du die Gefühle nicht kennst- oder weil er ein Mann ist?", stelle ich die Gegenfrage. Auch wenn er sich wohl mit dem Gedanken angefreundet hat, seinen sexuellen Horizont zu erweitern, heißt es noch lange nicht, dass er sich mit dem Rest ebenfalls so gut abfindet.
„Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem." Kurz, knapp und ehrlich. Na immerhin. „Darf ich fragen wieso es anders ist nur wegen dem Geschlecht?" Nickend bejaht er es. „Meine Familie ist sehr... traditionell von den Ansichten. Auch das Umfeld hier, ist nicht einfach." Damit könnte er wohl die Rap Szene meinen. „Ich hätte nie gedacht, dass du dich um anderer Menschen Meinungen kümmerst." - „Tue ich auch nicht. Jimin würde daran zerbrechen. Ich wäre nicht gut für ihn."
Seine Worte sind etwas widersprüchlich, jedoch scheint er sich viele Gedanken um den Bunten Mochi zu machen. „Wie kommst du darauf?" Es dauert einige Minuten bis er antwortet. Nur das klicken der Maus ist zu hören. Er scheint seine Gedanken zu sortieren. „Na ganz einfach: wir sind Welten auseinander. Ich habe nichts zu bieten. Ein Arsch bin ich sowieso, da ich egoistisch bin und nicht von ihm lassen kann. Bei Jimin fühle ich mich lebendig. Und das will ich nicht aufgeben."
Seine dunklen leeren Augen sehen mich an. Blicken förmlich durch mich hindurch. „So wie ich das sehe, mag das zwar teilweise stimmen, jedoch hat er genauso Mitsprache recht." Verwirrt neigt Yoongi den Kopf. „Hyung, Jimin ist alt genug um für sich selbst zu entscheiden. Und materielles spielt keine Rolle wenn es um Gefühle geht. Und das du Interesse an ihm hast, merkt auch er. Es beruht anscheinend auf Gegenseitigkeit."
„Aber was wenn er mehr will als das, was wir haben?" Etwas ängstliches lauert in seiner Stimme. In seinen Augen spiegelt sich Unsicherheit. Schulter zuckend lehne ich mich zurück und starre an die leicht vergilbte Decke. „Das liegt an euch, wie ihr das handhabt und klärt. Aber solltest du auch nur einen Funken entbehren können, an den Gedanken, dass mehr aus euch werden könnte, dann ersticke diesen nicht direkt im Keim. Okay?"
Dankend nickt er. „Ich werde es versuchen, Jungkook. Danke." Ich winke es ab. „Nicht der Rede wert. Bei Gefühlen kann man nicht wirklich helfen. Die kann man nur alleine erforschen." Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile, bis der Blonde einige Nachrichten hintereinander bekommt. Wirkt nun deutlich nervöser als zuvor.
„Na ist es der Bunte kleine Mochi?" Ertappt. „Ist sexting etwas, was man einfach so oder mit Gefühlen macht?" Ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke. Sehe zum älteren. Wie trocken kann man bitte sowas fragen?
„Eh- das kann man aus beiden Gründen machen." Verstehend nickt er. „Was ist denn der unterschied zwischen Sex mit Gefühlen und Lust?" Langsam fühle ich mich, wie ein Therapeut. „Hast du nie etwas derartiges erfahren oder so?" Nach kurzem überlegen zögert er. „Gefühle waren nie mein Ding." - „Lust ist rein animalisch. Ganz simpel. Es beschränkt sich nur auf Oberflächlichkeiten. Wenn Gefühle im Spiel sind, möchte man sich nahe sein. Zeit miteinander verbringen und auch andere Zärtlichkeiten austauschen."
Wie vom Blitz getroffen steht Yoongi auf greift nach seiner Tasche und schultert diese. „Danke, dass hat geholfen." Auf den Weg raus, hatte er widerwillig auf mich gehört und die Tassen sowie den Müll mitgenommen. Unten trennen sich unsere Wege. „Ich komme morgen Taehyungie besuchen. Kannst du ihm bitte ausrichten. Wir sehen uns."
So eilig habe ich den blonden das letzte Mal nur aus der Cafeteria laufen gesehen. Keine Ahnung zu welchen Entschluss er auch kam, jedoch muss es eine fast göttliche Eingebung gewesen sein. Mit einem belustigten Kopfschütteln gehe ich nachhause. Auf das Ergebnis bin ich gespannt.
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Fetisch -K.TH-
FanfictionKim Taehyung, 25 Jahre und Kunststudent, lebt das perfekte Leben. Pflegt gute Freundschaften und ist recht beliebt. Auf den ersten Blick. Doch was passiert, wenn Taehyung einen Fremden kennenlernt der all seine dunklen Gelüste versteht und dessen...