to be with you >Bucky Barnes<

307 15 0
                                    

Ich weiß nicht, wie viele Gläser Whisky ich bereits getrunken habe, als ich mit geschürzten Lippen auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit schaue. Beschwerlich formen meine wirren Gedanken eine Frage nach der nächsten: Wie kann etwas so schönes so eine verheerende Wirkung haben? Wie kann etwas mit so einer bezaubernden, unschuldig wirkenden Farbe so gefährlich sein? Wie kann eine so leckere Flüssigkeit das eigene Bewusstsein so sehr lahmlegen?

Langsam schüttle ich den Kopf, um diese lästigen Fragen loszuwerden. Denn letztendlich ist deren Antwort völlig egal - ich bin bloß froh, dass der Alkohol meine Sinne zumindest oberflächlich betäubt. Also wozu über den Sinn philosophieren? 

Die Musik aus den Lautsprechern über der Bar wiederholt sich nun bereits zum dritten Mal. Ich sitze schon seit ein paar Stunden hier, versuche nicht an die Bilder zu denken, die ich letzte Nacht gesehen habe, aber sie drängen sich mir immer wieder auf, genauso wie diese allmählich wirklich lästigen Lieder..

Ich wollte meinen Freund an seinem Arbeitsplatz überraschen, aber stattdessen hat er mich überrascht; zwischen den Beinen seiner Assistentin. Angewidert nehme ich einen weiteren großen Schluck und spüre das Brennen in meiner Kehle kaum noch. Aber dafür verschwimmen langsam die Bilder.

Es ist nicht so, dass ich Benji von ganzem Herzen geliebt habe. Wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn überhaupt nicht geliebt. Diese Verbindung zwischen uns war rein zweckmäßig, aber sie ging bereits seit drei Jahren und ich hatte bisher immer den Eindruck, dass wir auf unsere verschrobene Art glücklich waren.

Er leitet eine Sicherheitsfirma, während ich im Avengers Tower angestellt bin. Wir haben beide extrem wenig Freizeit, haben die Arbeit immer an erste Stelle gesetzt und alles andere hintenan gestellt. Deswegen haben unsere damaligen Beziehungen nie funktioniert, aber das zwischen uns.. klappte. Wenn wir uns sahen, wechselten wir nie viele Worte, sondern befriedigten unsere Lust nach körperlicher Nähe. Wir funktionierten auch prima als Alibi für unsere Eltern, die uns unabhängig voneinander früher immer in den Ohren gelegen haben, wann wir endlich sesshaft werden würden. Und wenn wir eine Begleitung für irgendein Fest brauchten, sprangen wir füreinander ein.

Dementsprechend verletzt es mich nicht im Herzen, dass er einfach seine Assistentin gevögelt hat. Es kränkt mich nur, dass er offensichtlich nicht den Arsch in der Hose hatte, um diese "Geschäftsbeziehung" zwischen uns zu beenden. Es widert mich an, wenn ich daran denke, wie lange sie es schon miteinander treiben und wie oft Benji trotzdem noch die Dreistigkeit besaß, um sich auch in mein Bett zu legen. 

Ich leere das halbvolle Glas in einem Zug und blinzle irritiert, als die Sicht vor meinen Augen kurzzeitig verschwimmt. Normalerweise höre ich spätestens jetzt auf mit dem Trinken, wenn ich feiern bin. Aber mir ist noch nicht danach, die Bar zu verlassen und nach Hause zu gehen. Also suche ich Blickkontakt mit dem Barkeeper, der meine Wünsche an diesem Abend schon hervorragend erfüllt hat. Ich hebe gerade das leere Glas als Zeichen dafür, dass er es bitte wieder auffüllen soll, als sich eine große Hand auf den Glasrand legt und meine Hand zurück auf den Tresen drückt. Sanft, aber bestimmt.

,,Ich denke, du hattest für heute genug."

Meine Augen begegnen den eisblauen Iriden von Bucky und für einen kurzen Moment sehe ich ihn tatsächlich doppelt. Diese Vorstellung bringt mich kurz zum lächeln. Zwei Buckys auf dieser Welt? Das wäre einfach traumhaft, ein echtes Paradies.

,,Und wie kommst du darauf?", entgegne ich und runzle die Stirn, weil sich meine Zunge so pelzig anfühlt.

Ich spüre eine weitere Präsenz neben mir und drehe leicht meinen Kopf. Dadurch wird mir allerdings schwindlig und ich schwanke bedrohlich, obwohl ich auf einem Hocker sitze. Buckys Hand schließt sich fest um meinen Oberarm und selbst durch meinen Wollpullover spüre ich die Wärme seiner Finger.

Varied OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt