Varied OneShots

the deal PT.2 >Negan<

Die Tage ziehen im Sanctuary rasant vorüber, und ich finde mich zunehmend in einem merkwürdigen Alltag wieder. Ich habe seit drei Tagen fast keine ruhige Minute mehr gehabt und war damit beschäftigt, die Saviors zu behandeln. Inzwischen kenne ich bereits einige und muss zugeben, dass nicht alle solche Arschlöcher wie Simon sind.

Die morgendlichen Routinen, die Patientenakten, die gläsernen Schränke voller Verbandsmaterial – fast schon normal. Doch Negan? Der ist alles, nur nicht normal. In den letzten Tagen habe ich ihn nicht gesehen, und ich will mir nicht eingestehen, dass mich das tatsächlich beschäftigt..

Die Sonne ist bereits untergegangen und ich bin zwischen Akten und Notizen versunken, als es an der Tür klopft. Ich fahre zusammen, da die meisten Saviors ohne Anklopfen hereinschneien. Bevor ich etwas sagen kann, öffnet sich die Tür, und mein Magen zieht sich zusammen. Da steht Negan, lässig an den Türrahmen gelehnt, sein schiefes Grinsen im Gesicht, das wie immer irgebdwie bedrohlich und charmant zugleich wirkt. In seiner Hand trägt er - zu meinem Erstaunen - ein kleines Päckchen.

„Na, ich dachte mir, ich seh mal nach, wie mein kleines Krankenhäuschen läuft“, sagt er, und in seinen Augen glimmt dieses gewisse Etwas. Er ist nicht blutig oder verletzt, ein kleines Wunder. Nein, er wirkt fast … neugierig? Vielleicht ist es aber auch nur die Maske, hinter der er sich wie immer verbirgt.

„Ich komme klar, danke der Nachfrage“, antworte ich trocken und ignoriere das leise Zittern in meiner Stimme. Vielleicht kommt es davon, dass ich ihn nicht einschätzen kann. Vielleicht auch von der merkwürdigen Spannung, die zwischen uns liegt, seitdem ich ihn das letzte Mal verarztet habe. 

„Oh, ja? Sieht aber ziemlich ruhig aus hier.“ Er tritt ein paar Schritte vor, legt das Päckchen auf den Schreibtisch und klopft leicht mit den Fingern darauf. „Dachte, ich bring dir was, das du lieber magst als mich.“

Ich ziehe überrascht die Augenbrauen hoch. „Und das wäre?“

Er mustert mich kurz, bevor er das Päckchen aufreißt und die Kante zu mir dreht. Mein Herz macht einen Satz, als ich erkenne, was darin steckt - Dosen von Schokopudding. Die Idee, dass Negan diese Bemerkung von mir im Gedächtnis behalten hat, macht mich einen Moment sprachlos. Es ist fast schon… aufmerksam? Ich hasse mich für das kleine, kribbelnde Gefühl der Freude, das sich bei dem Gedanken in mir regt.

„Du glaubst wohl, du könntest mit ein bisschen Pudding meine Meinung über dich ändern?“, sage ich spöttisch, auch wenn meine Stimme nicht ganz so fest ist, wie ich gehofft habe.

Negan lacht leise und tritt einen Schritt zurück. „Ich weiß, dass ich dich beeindrucke, Kleines. Aber sei vorsichtig – vielleicht setzt der Pudding nur die Dinge in Gang, die du eigentlich schon längst fühlst.“

„Wow, das war ja fast schon poetisch.“ Ich gebe mein Bestes, das Schmunzeln zu unterdrücken und übergebe mich dem gewohnten sarkastischen Schlagabtausch.

„Tja, ich hab viele Talente“, erwidert er und lässt sich lässig gegen die Wand sinken, ohne den Blick von mir zu nehmen. Dann, etwas ernster: „Aber jetzt mal ehrlich. Hast du hier alles, was du brauchst? Irgendwas, das fehlt?“

Es ist das erste Mal, dass er mich direkt nach meinem Wohlbefinden fragt. Der plötzliche Wechsel von seiner üblichen Arroganz zu fast… ja, fast Fürsorge, lässt meine Kehle trocken werden. Vielleicht war mein Bruder doch nicht ganz falsch mit seiner Warnung, dass Negan viel gefährlicher ist, als man zunächst denkt. Vor allem, weil man ihm nie in die Karten schauen kann.

„Es gibt immer etwas, das fehlt“, antworte ich vorsichtig. „Aber ich komme zurecht.“

Negan nickt, und in seinen Augen sehe ich einen Hauch von Belustigung – als wüsste er, dass ich ihn längst durchschaut habe, dass ich ihn sehe, wie er ist: manipulativ, gefährlich, aber auch mit dieser verfluchten, fast schon verführerischen Art.