Varied OneShots

damn promise >Negan<

Angewidert wische ich mir das Blut der Beißer an meiner Hose ab, bevor ich mit einem feuchten Lappen meine Messerschneide säubere. Dann verstaue ich die lange Klinge wieder in der Scheide und laufe mit einer Handvoll Saviors durch die Tore des Sanctuarys.

Ich bin bereits seit über einem halben Jahr hier, erledige meine Aufgaben, sammle Punkte, damit ich früher oder später meine Schuld abbezahlt habe und weiter aufsteigen kann. Seitdem ich hier bin, wünsche ich mir nichts mehr, als in Negans inneren Kreis zu kommen. Ich verehre das, was Negan erschaffen hat. Eine Gemeinschaft, die klare Regeln hat, ihre Leute beschützt und mit Essen versorgt. Jeder, der nicht dazugehört oder nicht kooperieren will, ist dem Tode geweiht und ich mache den Scheiß hier schon zu lange, als zu glauben, ich könnte ganz auf mich alleine gestellt draußen überleben. Jeder Mensch braucht Hilfe und ich habe sie glücklicherweise gefunden.
Leider hat nicht jeder so ein Glück; aus meiner alten Gruppe haben nur Elias und ich überlebt, obwohl wir ein Dutzend waren.

Elias läuft neben mir her. Wir sind auf jeder Tour draußen zusammen, decken uns gegenseitig den Rücken und beschützen uns - wir sind ein eingespieltes Team.

Seine strohblonden Haare hängen ihm in die Stirn und als er meinen Blick auf mich bemerkt, zwinkert er mir aus seinen blauen Augen zu. ,,Ich habe heute sechs erledigt, und du?"

Seit wir uns vor zwei Jahren das erste Mal begegnet sind, machen wir ein Spiel daraus, wie viele Beißer wir täglich erledigen können. Das ist vielleicht nicht das beste Spiel, aber es hält uns beide bei der Stange, spornt uns an.

,,Neun." Ich grinse zu ihm hoch und strecke ihm die Zunge heraus.

,,Du lügst doch!", schießt er sofort zurück und schüttelt ungläubig den Kopf.

,,Träum weiter, Eli. Du musst es einsehen, ich bin einfach besser als du."

,,Wart's bloß ab, ich werde dir noch zeigen, was ich drauf habe." Ein doppeldeutiger Unterton schwingt in seiner Stimme mit und ich mustere ihn mit hochgezogener Augenbraue. Es ist kein Geheimnis, dass Elias Interesse an mir hat. Er weiß es, ich weiß es, jeder Savior, der mit uns zu tun hat, weiß es. Aber mehr als drei Quickies im Wald ist nie passiert, und das war noch vor dem Sanctuary. Seitdem wurden wir nicht mehr intim miteinander.

Ich weiß nicht, woran es genau liegt, denn so sicher wie hier waren wir noch nie. Aber irgendetwas hindert mich daran, irgendwie reizt er mich nicht mehr so wie am Anfang. Womöglich liegt es daran, dass ich gesehen habe, wozu ein Mann wirklich fähig ist, wenn er seine volle Stärke demonstriert und seitdem geht mir Negan einfach nicht mehr aus dem Kopf. Natürlich ist er extrem brutal, aber zur Hölle! Er ist dabei auf verbotene Weise unfassbar scharf.

,,Lass uns Bericht erstatten. Ich will mich so schnell es geht waschen", erwidere ich daher nur und weiche seiner Aussage aus. Die Tore hinter uns werden geschlossen und als wir zur Lagerhalle laufen, kribbelt etwas in meinem Nacken. Irritiert sehe ich kurz über die Schulter und stolpere dabei fast über meine eigenen Füße, weil ein Mann in einer Lederjacke und einem roten Halstuch auf einer Anhöhe steht und unser Gespräch mit hundertprozentiger Sicherheit komplett mitanhören konnte.

Negan. Seine undurchdringlichen Augen sind auf mich gerichtet und strahlen eine Kühle aus, die mir sofort Gänsehaut verpasst. Mein Unterleib zieht sich zusammen, als er seinen Kopf minimal schräg legt und ein mildes Grinsen an seinem Mundwinkel zupft.

Eilig drehe ich mich von ihm weg und konzentriere mich auf den Weg und die Aufgaben, die ich noch erledigen muss.

Keine halbe Stunde später bin ich fertig mit der Erstattung des Berichts, der richtigen Reinigung meiner Waffen und schiebe gerade ein neues Magazin in meine Pistole, auf deren Griff Lucille eingeschnitzt ist, als Zeichen dafür, dass diese Waffe den Saviors gehört. Elias' und mein Zimmer sind im selben Flur, genau Wand an Wand. Er bleibt vor meinem Zimmer stehen und verschränkt die Arme vor der Brust.