𝐠𝐚𝐥𝐚𝐜𝐭𝐢𝐜 𝐢𝐧𝐭𝐫𝐢𝐠𝐮𝐞𝐬 | GENERAL HUX

6. die Verhandlung beginnt

In einem ruhigen Nebenraum der Verhandlungshallen, abgeschirmt von den neugierigen Augen der anderen Delegierten, saß Rhea dem mächtigen Senator Caelan Voss gegenüber.

Der Raum war in sanftes, schummriges Licht getaucht; ein absichtlicher Schritt, dachte sie, der den Raum intim und abgeschottet wirken ließ - wie geschaffen für Verhandlungen, die das Offizielle nur streiften.

Voss hatte sie direkt und persönlich eingeladen, und obwohl Rhea zunächst gezögert hatte, war sie jetzt froh, diesen Schritt gewagt zu haben.

Denn sie wusste, dass hinter seinem charismatischen Auftreten weit mehr lauerte, als er nach außen hin zeigte.

Voss lehnte sich leicht vor, sein Blick fest auf sie gerichtet, während er mit ruhiger, bestimmter Stimme sprach. „Lady Carrea, ich kann nur hoffen, dass Ihre Intuition Sie in den letzten Stunden geleitet hat - und dass Sie erkennen, was ich Ihnen anbiete."

Ein fast nachdenkliches Lächeln spielte auf seinen Lippen, während er ihre Reaktion aufmerksam beobachtete. „Die Neue Republik mag stark wirken, aber wir beide wissen, dass wahre Macht nicht nur im Licht zu finden ist."

Rhea erwiderte seinen Blick mit jener undurchsichtigen Ruhe, die sie sich angeeignet hatte. Sie spielte die Rolle der zurückhaltenden Diplomatin hervorragend, und doch hatte sie in diesem Moment das Gefühl, dass Voss durch die Maske hindurchsehen konnte.

Ein Detail, das ihren eigenen Plan nur noch dringlicher machte. Denn Voss hatte die Verhandlung längst verlassen und sprach nun von etwas Größerem, von Kräften, die nicht so offen agierten.

Die Erste Ordnung.

„Senator," antwortete sie leise, ihre Worte sorgfältig gewählt, „Sie überschätzen mich vielleicht. Ich diene der Republik - und setze mich für Stabilität ein." Doch ihre Stimme, sanft und unschuldig, verbarg einen Hauch von Ironie, den sie bewusst nicht kaschierte.

Ein leises Lachen drang aus seiner Kehle. „Ihre Loyalität ist bewundernswert, Lady Carrea. Doch ich habe bereits gesehen, dass Sie anders sind als die anderen hier. In dieser Republik der Bürokraten, der zahmen Politiker... Sie besitzen eine Schärfe, die die meisten übersehen würden. Das, Rhea, ist Macht."

Rhea neigte den Kopf und versuchte, eine Spur von Neugier zu zeigen, doch innerlich analysierte sie seine Worte aufmerksam. Er hatte sie durchschaut - zumindest ein wenig - und suchte einen Anknüpfungspunkt, eine Schwäche, ein Zeichen, dass sie mehr wollte als nur eine bloße Position in den Reihen der Republik. Er wollte wissen, ob sie bereit war, diese Macht anzunehmen - und unter seiner Anleitung zu erweitern.

„Wenn ich Sie also richtig verstehe, Senator," begann sie vorsichtig, „würde eine gewisse Zusammenarbeit... zwischen Ihnen und mir... einen stärkeren Einfluss bedeuten. Einen Einfluss, der über das hinausgeht, was die Republik bieten kann?"

Sie ließ die Frage in der Luft hängen, ihren Tonfall auf eine Art und Weise kalkulierend, die Unschuld vortäuschte, obwohl sie selbst bereits tief in den Gedankenspielen verstrickt war.

Voss nickte, ein leichtes, anerkennendes Lächeln auf seinen Lippen. „Die Republik ist nur eine Fassade, Rhea. Die wahre Macht wird woanders geschmiedet - im Schatten. Sie ahnen vielleicht schon, dass die Erste Ordnung in diesen Schatten wächst. Ihre Anziehungskraft ist stark für jene, die bereit sind, mehr zu erreichen... und ihre Fesseln abzuwerfen."

Seine Worte kamen leise, beinahe hypnotisch, und während er sprach, bemerkte Rhea, wie geschickt er den Schleier über die wahre Natur seiner Absichten legte. Er bot ihr keine direkte Zugehörigkeit an, kein offenkundiges Bekenntnis zur Ersten Ordnung - stattdessen war es ein Versprechen, ein zarter Hinweis, dass sie Teil von etwas Größerem sein könnte, wenn sie bereit wäre, loszulassen.

Doch sie wusste, dass der Einfluss der Ersten Ordnung mehr war als nur eine vage Option. Es war eine Sogwirkung, die alles und jeden verschlingen konnte, der sich zu nahe an diese Dunkelheit wagte.

„Und welche Rolle würde ich in diesem... Bild spielen?" fragte sie, ihre Stimme nun fast flüsternd. Es war nicht mehr nur Neugier, die ihre Frage färbte, sondern auch eine Andeutung von Ehrgeiz, von Verlangen nach mehr.

Voss lächelte kalt, als hätte er auf diesen Moment gewartet. „Ein Machtgefüge wie die Erste Ordnung benötigt Menschen, die das Licht verstehen, aber die Kraft der Dunkelheit nicht fürchten. Menschen wie Sie, Lady Carrea. Sie könnten zu weit mehr werden als einer bloßen Diplomatin der Republik. Sie könnten... die Brücke sein, zwischen dem, was ist und dem, was kommen wird."

Rhea ließ sich nichts anmerken, doch innerlich spürte sie das Kitzeln dieser Versuchung. Sie wusste, dass Voss ihr ein Angebot machte, das sie nicht leichtfertig ablehnen konnte - die Möglichkeit, an der Macht teilzuhaben, die in den Schatten wuchs und die Republik an ihren Grundfesten erschüttern würde.

Doch ihr Verstand blieb kühl und kalkuliert. Sie wusste, dass Voss und die Erste Ordnung sie nur gebrauchen wollten, dass sie ein Werkzeug sein würde, wenn sie sich in dieses Netz begab. Wenn sie sich jedoch geschickt genug bewegte, könnte sie selbst den Preis bestimmen - und das Spiel in ihre Richtung lenken.

Sie nickte leicht, als ob sie ein stilles Einverständnis gab, obwohl sie sich innerlich noch jede Option offen hielt. „Ich verstehe, Senator Voss. Vielleicht... vielleicht gibt es mehr zu besprechen. Ein gemeinsames Ziel, das uns nützt."

Sein Blick ruhte einen Moment auf ihr, hart und durchdringend, doch dann nickte er. „Dann lassen Sie uns in die Dunkelheit blicken, Lady Carrea. Aber vergessen Sie nie: In der Dunkelheit lauert nicht nur Macht - auch Loyalität wird geprüft. Wenn Sie diese Brücke überqueren, gibt es kein Zurück."

Rhea zwang sich, sein durchdringendes Lächeln zu erwidern. Sie wusste, dass er sie gerade getestet hatte, dass dies alles nur eine Vorstufe war, ein Spiel der Worte und Täuschungen. Doch innerlich erkannte sie, dass sie selbst bereit war, die Regeln dieses Spiels zu lernen - und es für sich zu spielen.