"Haben sie dich gut behandelt?"
Ihr Körper reagierte sofort auf IHN. Ihr Herz schlug schnell, zu schnell. Zu aufgeregt. Ihre Muskeln spannten sich an. Ihr Blick wurde wachsamer. Forschender. Ihre Augen glitten an ihm herunter, sie musterte ihn genau, jeden Zentimeter.
Sie verspürte Erleichterung in der Brust, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.Sie hatte ihn vermisst.
Seine Nähe. Seine Augen, in denen sie sich verlor, die sie an alte Zeiten erinnerten. Sie musste aufpassen. Ihn als Feind betrachten.
ER hatte so vielen Leid zugefügt. Und trotzdem konnte sie ihn nicht hassen. Ihr Körper verzehrte sich nach ihm. Wollte ihn. Seine Haut berühren. Seine Wärme spüren. Aber es würde niemals wieder so werden wie früher.Schnell wandte sie sich von ihm ab, versuchte einen klaren Kopf zu behalten.
"Ein 5-Sterne Hotel hatte ich nicht erwartet." Sie versuchte schnippisch zu klingen, scheiterte aber kläglich.
Ein ernster, überraschter Ausdruck trat auf sein Gesicht und er runzelte die Stirn, als müsse er angestrengt über etwas nachdenken. Früher hatte er immer gehandelt ohne nachzudenken. Wie sehr sie sich verändert hatten.
Sie beide.Sie konzentrierte sich deshalb auf Cheferon, der einige Schritte von ihr entfernt stand und gebannt die Situation beobachtete. Er war Wärter und Beschützer zugleich, verhinderte, das sie sich davonstahl, und hielt dafür auch unerfreulichen Besuch von ihr fern. Hielt sie immer dort fest, wo er es wollte. Bei dem Anblick seines dämlichen Grinsens brodelte Zorn in ihr hoch. Cheferon, der überheblicher Leibwächter, freute sich wohl insgeheim schon auf den weiteren Verlauf. Wie ER sie büßen lassen würde, wegen der unangenehmen Überraschung, die er wegen ihr in Kauf nehmen musste.
Als sie daran dachte, streckte sie die Schultern durch und hob stolz den Kopf.
Neben ihm durfte sie sich nicht klein machen. Er durfte niemals erfahren, dass sie ihn nicht nur als Feind betrachtete.Das sie gelernt hatte zu fühlen, als sie sich bei den Menschen verstecken musste. Zu denken wie sie, zu lieben wie sie. Zu verzeihen.
Fast hätte sie ihr eigentliches Problem vergessen, sie musste an ihm vorbei kommen und sich einen Weg hier raus bahnen. Sie spürte, wie sein Blick auf ihr ruhte. Als sie ihren Blick zu ihm schweifen ließ, raubten seine eisblauen Augen und der durch dringliche Blick ihr fast den Atem. Nie würde sie sich an diesen Anblick gewöhnen können, ihn vergessen. Seinen kalte Präsenz traf sie erneut, ein Frösteln überlief ihren Körper.
Sie bemerkte dieses leichte Zucken an seinem Mundwinkel.
Amüsierte sie ihn etwa?
So leicht würde er sie nicht gewinnen.
Auf keinen Fall Macht über sie bekommen.
Hatte er die nicht schon?Nein. Nein.
Etwas selbstsicherer verbannte sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf, sie musste stark wirken, sich nicht einschüchtern lassen. So kalt und undurchdringlich wirken wie er. So wie sie es einmal gewesen war. Vor langer Zeit.
Sie musste ihn so lange täuschen, bis ihr die Flucht gelang.
Erneut.
Schon wieder von ihm davon.Diesmal würde es schwerer werden. Er war darauf vorbereitet.
Ihr Mund verhärtete sich zu einer eisernen Linie."Ich hätte es erwartet. Für dich immer das Beste.", flüsterte er, den Kopf leicht schüttelnd, erstaunt über seine eigenen Worte.
Die Worte waren so leise aus seinem Mund gekommen, dass sie dieses Wispern kaum verstand, und trotzdem klangen sie ihr wie eine Drohung in den Ohren.
"Cheferon, Cheferon...", sagte er tadelnd und drehte ruckartig den Kopf zu dem Wächter um, schritt in seine Richtung, bis ER nur einige Meter entfernt von ihm war.
"Ich weiß wirklich nicht, wie ich mit dir verfahren soll. Du hast dir in letzter Zeit einige..", er machte eine kleine, dramatische Pause,"...wie soll ich es passend ausdrücken, ah ja Fehler erlaubt."
Er betonte dabei jede einzelne Silbe.
Das Grinsen von Cheferon verschwand bei diesen Worten augenblicklich und er senkte demütig den Kopf."Ich hatte mir vorgenommen darüber hinwegzusehen, Cheferon. Wirklich. Deshalb tut es mir aufrichtig leid, aber heute kann ich für nichts garantieren."
Der traurige Blick und reumütige Tonfall hätten sie überzeugt, aber sie kannte IHN besser. Entschuldigungen und Mitleid waren niemals seine Art gewesen, schon als Kind hatte er sich davor gedrückt, sie umgangen. Und seinen Augen, dieser Ausdruck belehrte sie endgültig des besseren. Wachsam. Lauernd. Wartend. Geduldig, auch wenn sie wusste, dass das noch nie eine seiner Stärken gewesen war. Er wartete lediglich den richtigen Moment ab.
Cheferon merkte von alldem nichts, dachte immer noch, er würde davon kommen. So ein gutgläubiger Idiot."Sie wird darüber entscheiden."
Beide schauten nun die junge Frau an. ER hatte etwas interessiertes in seinem Blick, während Cheferon ihr mit Ehrfurcht entgegenblickte.
Verwirrt runzelte sie die Stirn. Was wollte er damit nur wieder bezwecken?Plötzlich hob er langsam seinen linken Arm, die Handfläche nach oben gerichtet. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Dann schloss er die Hand dramatisch langsam zu einer Faust.
Sie rollte mit den Augen.
Musste ihr Gegenüber denn so einen Hehl daraus machen?
Fast hätte sie noch genervt geseufzt.Doch dann schnappte sie hörbar nach Luft, als er seine Macht frei ließ. Eine kräftige Windböe schlug ihr entgegen und lies sie einige Schritte zurücktaumeln. Doch heute hatte ER es nicht auf sie abgesehen.
Genugtuung und Zufriedenheit zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, als er die Augenlider öffnete.
Die Sonne schob sich in diesem Moment hinter den Wolken hervor und seine Augen glitzerten wie funkelnde Diamanten.Die Faust blieb weiterhin geschlossen und er lächelte. Kalt. Unbarmherzig. Und doch so wunderschön.Überrascht hörte sie, wie Cheferon nach Luft schnappte, bemüht Sauerstoff in seine Lungen zu bringen. Vergeblich. Cheferon taumelte, versuchte aufrecht zu stehen, doch nach kurzer Zeit gaben seine Knie unter ihm nach.
Er beachtete ihn kaum, sondern musterte sie eingehend, überließ den Mann erbarmungslos seinen Qualen. Er verfolgte hingegen jede ihrer Bewegungen.
Sie war viel zu entgeistert, als dass sie sich hätte bewegen können.Ihr Kopf arbeitete angestrengt daran, diese absurde Situation zu begreifen. Bis sie es verstand. Bis sie verstand, was ER wollte.
Er würde keinen Finger rühren um Cheferon zu helfen oder gar aufzuhören. Zorn stieg ungewollt in ihr auf.
Ja, Cheferon war kein guter Mensch, er war nur sein kleines Schoßhündchen, welches jeden seiner Befehle bedingungslos gehorchte. Er würde jeden töten, wenn ER es verlangte.Doch sie hatte etwas von den Menschen gelernt. Durch Vergeltung lösten sich keine Probleme. Vergeltung brachte kein Glück, keine Zufriedenheit.
Er hingegen sah Hilfsbereitschaft als Schwäche. Als Hindernis zur unerreichten Macht. Zur Vollkommenheit der Macht.
Sie blickte ihn durch dringlich an.
Was sollte sie nur tun?
Sie konnte dieses menschliche Denken nicht vor ihm preisgeben. Er würde erkennen, wie viel stärker er war."Es liegt in deiner Hand. Du entscheidest, was mit ihm passiert."
Innerlich zerriss es sie, aber sie durfte es nicht riskieren.
Mit einer wegwerfenden Handbewegung antwortete sie möglichst gleichgültig:
"Er schert mich nicht."Sie versuchte bei dem Urteil nicht zusammen zu zucken.
Sie hatte seinen Tod entschieden.
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Hallöchen ihr da draußen :),
das hier ist mein erstes Buch, oder zumindest ein Anfang davon, und ich hoffe, es gefällt euch.Bitte schreibt Kommis, ich freue mich immer über Verbesserungsvorschläge und Kritik, solange sie nicht böswillig oder unfreundlich formuliert sind.
Wenn ihr Rechtschreibfehler seht, dann schreibt doch auch einfach schnell einen Kommentar.
Hoffe ihr bleibt dran und empfiehlt die Geschichte weiter, wenn ihr sie mögt.
DreamDeluxe ☆
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Lodernde Blüte
FantasíaVerunsichert, ohne Freunde. Allein, kein Vater. Unbeachtet, ein Nichts. Niemand kennt sie. Niemand sieht, was tief in ihrem Inneren verborgen liegt. Bis jetzt. Der Schein trügt die junge Cora, welche mit der Existenz der verborgenen Inseln, der Heim...