Arrgh.
Schon wieder traf mich ein Ranzen in die Rippen und ich schaute ärgerlich den kleinen Übeltäter an. Dieser blickte entschuldigend zu mir auf und wandte sich dann mit Schwung zu seinem Freund um, der ihn ununterbrochen über irgend ein Videospiel zuschwafelte.
Ich beobachtete noch kurz weiter den kleinen Jungen, der sich nun wieder begeistert in den bisherigen Monolog seines Freundes einbrachte.
Meine Hand klammerte sich um die Stange, mein einziger Halt, um nicht von der schwankenden Masse mitgerissen zu werden, sobald der Bus wieder zu schnell eine enge Kurve raste. Der holprige Weg sorgte definitiv auch für viele Zusammenstöße.
Eigentlich sollte man mal so ein Schild im Bus aufstellen: Achtung Zerquetschungsgefahr! Würde sich bestimmt lohnen und einige Kinder abschrecken, in den Bus zu steigen. So würde es auch mehr Platz für alle geben.Zufrieden gab ich mich dem Gedanken hin, als ich einen erneuten Druck an meinen Rippen spürte. Dieses Mal versuchte sich so ein Knirps an mir vorbei in die Nähe der Tür durchzudrängen, vielleicht sogar um einen Platz zum Festzuhalten zu finden.
Ungerührt schob ich mich direkt vor seine Nase. Ich war zwar größer als diese Fünftklässler, aber immer noch eine der kleinsten in meinem Jahrgang. Deshalb kam ich auch nicht an die Schlaufen an der Decke und hatte kein leichtes Spiel, einen Standort im Bus länger als bis zur nächsten Kurve zu behalten. Außer heute, ich hatte endlich einen Platz in der Nähe der Schiebetür ergattert.Der Bus holperte noch gefühlte Stunden dahin bis er an der Schulbushaltestelle eintraf. Fast alle Fahrgäste strömten hinaus, unter anderem ich. Als ich hinaus in die leicht angewärmte Luft trat, atmete ich erleichtert ein. Fast fröhlich lief ich in Richtung Schuleingang, bis ich ihn erblickte.
Ständig wurden neue Geschichten über ihn gemunkelt, von Einbrüchen über Drogengeschäfte und Verhaftungen, seine etlichen Frauengeschichten nur am Rande erwähnt. Sicher war, dass sich gewiss nicht einmal die Hälfte so zugetragen hatte, aber spannende Verfolgungsjagd sprachen sich faktisch nun mal schneller herum, als nur das versehentlich vergessene Bezahlen der letzten Kaugummipackung. Die Schüler schmückten jedes noch so kleine Gerücht aus, Kyle Morren war der vermeintlich böse Junge. Er selbst leugnete wenig, stimmte den kursierenden Gerüchten auch nicht zu, was die Tratschweiber nur umso mehr anstachelte.
Ungern musste ich zugeben, dass ich selbst diese Gerüchte ein wenig anziehend fand. Der muskulöse Typ, der ohne weiteres die Polizei abhängt? Neugierde nach der Wahrheit hatte ich allemal. Ein Gespräch zwischen uns war nie zu stande gekommen. Sein gutaussehende Aufzug reichte aber schon aus, um meine Nervosität zu steigern.
Meine Füße blieben immer noch wie angewurzelt stehen und ich verfolgte, wie er seinen Kumpel per Handschlag begrüßte.Ein Oberarm rammte in diesem Moment meine Schulter und ich stolperte einige Schritte nach vorne. Das kam so unerwartet, dass ich ungeschickt vornüber auf die Knie fiel.
Ein stechendes Ziehen schoss durch meine Knie und ich biss die Zähne zusammen."Upps. Das tut mir ja soo leid." Mein Blick schweifte augenblicklich nach oben, um den Unfallverursacher auszumachen. Eine blonde Schönheit, mir leider allzu bekannt, stolzierte geradewegs an mir vorbei und drehte nur kurz den Kopf, um mir diese Worte entgegen zu werfen.
Sie spitzte ihre Lippen bei dem 'p' theatralisch zusammen und setzte ein künstliches Lächeln auf. Dann schritt Rhia einfach davon, ohne mich weiter zu beachten.
Verärgert rappelte ich mich auf und
klopfte einige Steinchen von meinen Knien.
In meinem Blickfeld zeigte sich eine Schülermenge, die sich um die Aushänge türmte. Auch ich stiefelte dort hin, lies mir aber Zeit, da ich warten wollte, bis die vielen Schüler weiter liefen.Ich konnte meinen Namen schon nach kurzer Suche auf den Listen ausmachen.
Mein neues Tutorium, bestehend aus 15 Schülern.
Raum C 203.
Na wunderbar, ganz oben bei den Kunsträumen.
Mein sportlicher Einsatz war gefragt.
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Lodernde Blüte
ФэнтезиVerunsichert, ohne Freunde. Allein, kein Vater. Unbeachtet, ein Nichts. Niemand kennt sie. Niemand sieht, was tief in ihrem Inneren verborgen liegt. Bis jetzt. Der Schein trügt die junge Cora, welche mit der Existenz der verborgenen Inseln, der Heim...