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Es war bereits dunkel als Nina am selben Abend auf dem Weg nach Hause war. Sie war noch in der Stadt mit einer Freundin gewesen und freute sich nun auf einen ruhigen Abend. Wenn Marten heute Abend nicht mehr vorbeischauen wollte, dann würde sie sich wohl mit einer Tüte Chips und einem Buch auf die Couch legen. Vielleicht würde sie heute mal wieder den fünften Teil von Das Reich der sieben Höfe lesen und vorlieb mit ihrem Buchfreund Cassian nehmen.

"Was wollen Sie von mir?", die Stimme, die sie aus ihrem Gedanken riss, kam Nina sehr bekannt vor. Sie klang tief und sehr verärgert. Sie kniff die Augen zusammen und tatsächlich - es war dieser Freund von Marten, der sie nicht leiden konnte. Anton.

"Wir haben die berechtigte Annahme, dass sie illegale Drogen mit sich führen und werden nun eine Durchsuchung durchführen.", vor ihm standen zwei Polizisten, die ihn sehr ernst musterten. Der eine Polizist hatte sogar seine Hand griffbereit auf der Waffe liegen. Nina musste sich zusammenreißen, dass sie nicht die Augen verdrehte. Es waren so richtige Wichtigtuer - das erkannte sie sofort. Sie blieb im verborgenen Stehen und musterte die Szene einen Moment, bevor sie ihren Weg fortsetzen wollte. Dann aber fiel ihr eine kleine Tüte in Antons Hand auf, die er bislang noch hinter seinem Rücken verstecken konnte.

Vermutlich überlegte er, wie er diese unauffällig entsorgen sollte aber das würde ihm nicht gelingen. Nina seufzte leicht, dann stiefelte sie auf ihn zu. Martens Freunde waren wohl auch ihre Freunde, auch wenn sie es eventuell nicht sein wollten. Zumindest wollte sie Marten nicht erzählen müssen, dass sie tatenlos dabei zugesehen hatte, wie einer seiner besten Freunde verhaftet wurde.

Nina lief auf die drei Personen zu, als wollte sie direkt an ihnen vorbeilaufen, setzte jedoch ihr schauspielerisches Talent ein und tat so, als käme sie ins Straucheln. Sie hielt sich an Anton fest, um nicht hinzufallen und der schaute sie perplex an. Seine Augen weiteten sich für einen Moment und er funkelte sie wütend an.

"Was zur Hölle ..?", er wollte sie anmeckern, als er jedoch merkte, wie Nina hinter seinem Rücken nach seiner Hand griff, ließ er locker und sie schnappte sich das kleine Tütchen. Während sie sich wieder aufrappelte, ließ Nina das kleine Tütchen in ihrer Jacke verschwinden.

"Huch, sorry, jetzt wäre ich fast gestürzt. Das war wohl ein Sekt zu viel auf der Weihnachtsfeier.", Nina setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und schaute auch die Polizisten entschuldigend an. Die lächelten freundlich zurück und nickten kurz.

"Schon okay.", brummte Anton und seine Augen musterten sie überrascht. Viel freundlicher sah er dadurch jedoch nicht aus, fand Nina.

"Haben sie sich weh getan?", fragte einer der Polizisten. Nina sah ihn erstaunt an. Seine Tonlage klang flirtend und tatsächlich, er war nicht viel älter als sie, gutaussehend und wirkte ein wenig charmant. Doch er nahm sich selbst offensichtlich viel zu wichtig. Sie schüttelte den Kopf, lächelte ihn jedoch freundlich an - immerhin spielte sie die Beschwipste.

"Nein, es ist alles gut.", sie biss sich auf die Unterlippe und das Lächeln des Polizisten wurde noch breiter. Wenn Nina nicht aufpasste, würde er sie gleich nach Hause bringen wollen. Auch Anton schien das zu bemerken, denn er kniff die Augen zusammen und verkrampfte sich. Nina unterdrückte ein Seufzen - sie sollte schnell verschwinden, bevor er ausflippte. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu und verabschiedete sich schnell.
Erst als sie einige Meter weiter war, blickte sie noch einmal zurück und sah, dass Anton ihr nachdenklich nachschaute.

Zuhause verstaute sie das Tütchen in einer Schublade im Flur. Sie wollte gar nicht wissen, was für Tabletten das waren und wenn Marten das nächste Mal zu ihr kommen würde, sollte er sie einfach mitnehmen. Nina ging davon aus, dass Anton am nächsten Tag auch bei diesem Konzert war, aber sie würde ihm seine Drogen nicht hinterhertragen. Bei ihrem Glück würde sie noch angehalten und durchsucht. Das war ihr ein Kerl, der nicht einmal freundlich zu ihr war, sicherlich nicht wert.

"Bist du bereit?", fragte Marten am nächsten Tag, als er grinsend in ihrer Haustür lehnte. Er hatte eine blaue Trainingskombi an, die seine Augen zum Strahlen brachte. Sie fand, er sah viel zu gut aus um das Haus zu verlassen.

"Ich bin mir nicht sicher.", gab sie grinsend zurück und küsste ihn. Marten stieß sich von dem Türrahmen ab und vergrub seine Hände in ihren Haaren.

"Ich würde auch viel lieber hier bleiben.", murmelte er gegen ihre Lippen und sein Mund verzog sich zu einem schelmischen Grinsen. Nina seufzte. Es klang viel zu gut, aber sie wollte sich bei den anderen Freunden nicht auch noch unbeliebt machen, weil sie Marten von ihnen fernhielt.

Sanft stieß sie sich von ihm ab, griff nach ihrer Handtasche und grinste Marten an.

"Auf geht's."

Marten lachte, zuckte aber mit den Schultern und ließ sie die Wohnung verlassen.

"Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.", sagte er belustigt.

Das nächste Kapitel wird länger, versprochen!

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⏰ Letzte Aktualisierung: 5 days ago ⏰

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