6

1.7K 79 47
                                    

Ich liebe euch, ihr habt es euch verdient :) By the way, ich bin in Quarantäne - leide furchtbare Langeweile, es könnte sein, dass ihr jetzt jede Menge Updates bekommt. Ich will es euch nicht versprechen, aber die Möglichkeit besteht.

Seit Stunden zog Nina mit ihren Freundinnen über den Kiez. Sie waren von einer schrägen Eckkneipe in die nächste gestolpert und hatten jede Menge Spaß gehabt, aber Nina war auch bewusst, wieso sie das so selten tat. Die stickige Luft und die aufdringlichen Männer nervten sie zwischendurch zu sehr. Sie bereute es, dass sie sich heute so wenig angezogen hatte. Sie hatte ein kurzes und enges schwarzes Kleid an, dazu passende schwarze Stiefeletten und eine schwarze Lederjacke. Ihre Haare hatte sie zu wilden Locken gestylt und ihre Lippen rot geschminkt. Sie war heute sogar zufrieden mit ihrem etwas auffälligerem Lidstrich. Alles in allem fühlte sie sich gut und sexy - dies bedeutete aber nicht, dass sie angetatscht werden wollte.

Sie und ihre Freundinnen hatten etwas frische Luft gebraucht, also hatten sie sich an einem Kiosk etwas zu trinken gekauft und standen nun draußen in der kühlen Luft. Nina beobachtete ihre Freundinnen, wie sie hibbelig weitertanzten und zwischendurch irgendwelche Typen beurteilten. Sie kam da einfach aus einer anderen Welt.

Nina lehnte sich gegen eine Wand und nippte an der Dose Jim Beam und Cola, dann fummelte sie eine Zigarette aus der Lederjacke. Sie rauchte nicht wirklich, aber wenn sie Alkohol trank, überkam sie immer wieder das Verlangen. Nina zog die Schachtel aus der Tasche, um nach ihrem Feuer zu suchen. Sie schnaubte genervt. Ständig verlor sie Feuerzeuge, irgendwo tauchten sie dann wieder auf.

Nina steckte sich die Kippe zwischen ihre roten Lippen, ehe sie in der anderen Jackentasche nach dem Feuer suchte. Ihre Locken fielen ihr immer wieder ins Gesicht und nervten sie. Nach einer Weile gab sie auf - sie wurde nicht fündig. Es war verschwunden.

"Scheiße.", murmelte sie. Wie von Zauberhand erschien ein Feuerzeug vor ihrem Gesicht und zündete die Zigarette an. Nina zog überrascht an der Zigarette, dann blickte sie auf die Hand.

Für einen Moment war es so, als würde die Welt still stehen. Nina's Körper spannte sich an, ihr fiel es schwer zu atmen und ihr wurde leicht schwindelig. Die Tattoos, die diese Hand zierten, kannte Nina nur zu gut. Marten. Was tat er hier? Ihr Kopf fing an zu arbeiten, kam aber zu keinem klaren Gedanken. Wieso hatte sie nicht mitbekommen, wie er neben ihr aufgetaucht war? Wie lange hatte er sie beobachtet? Warum ignorierte er sie nicht einfach weiter?

"Danke.", sagte sie knapp und tat so, als würde sie die Hand nicht erkennen. Sie würdigte ihn keines Blick und zog erneut an der Zigarette. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte machen sollen. Wenn er dachte, dass sie ihn nicht bemerkt hätte, würde er vielleicht einfach wieder gehen.

Sie hörte es erneut klicken, dann roch sie Gras. Offenbar ging er nicht einfach wieder. Nina würde am liebsten ihren Kopf gegen die Wand schlagen. Warum zur Hölle trieb sie sich auch auf dem Kiez herum? Sie ließ ihren Blick zu ihm gleiten. Einen Moment vergaß sie zu atmen, als sie in seine blauen Augen sah, dann fing sie sich wieder. Martens Blick lag ruhig auf ihr.

"Hallo Nina.", seine Stimme war rau und tief. Nina hatte vergessen, wie angenehm sie seine Stimme immer empfunden hatte. Allein mit seiner Stimme hatte er Dinge in ihr auslösen können, genauso wie mit seiner unverkennbar tätowierten Hand. Nina räusperte sich, um die Gedanken daran aus ihrem Kopf zu vertreiben.

"Marten.", sagte sie knapp. Sie fragte sich, ob es Segen oder Fluch war, dass sie betrunken war. Vermutlich würde sie das erst morgen feststellen können.

"Du siehst gut aus.", meinte er leise. Marten war einer dieser Männer, die nie laut reden mussten, denn es hörte ihnen eh jeder zu. Nina zog eine Augenbraue hoch, blickte ihn kurz spöttisch an, dann blickte sie wieder weg. Sie erkannte seinen Cousin mit weiteren Freunden hinter ihm. Es erschien ihr fast so, als lenkten sie ihre Freundinnen ab, aber das bildete sie sich sicherlich ein. Marten konnte an einem Gespräch mit ihr nicht so viel liegen.

"Seit wann gehst du auf den Kiez?", fragte Marten. Nina stieß den Rauch aus ihren Lungen, dann ließ sie die Kippe auf den Boden fallen und trat sie aus.

"Ich hatte etwas zu feiern. Es tut mir leid, dass wir uns über den Weg laufen mussten. ", meinte sie schlicht und fuhr sich durch die Haare. Sie bemerkte, wie John sie anschaute. Er grinste sie kurz schelmisch an, dann hob er die Hand. Nina grüßte zurück.

"Mir nicht.", Marten trat einen Schritt näher auf sie zu. Seine blauen Augen leuchteten durch die Lichter, die die Straße erhellten. Sie schluckte. Was wollte er von ihr?

"Was hattest du zu feiern?", fragte er und sah wirklich interessiert aus. Nina fragte sich, was mit ihm nicht stimmte, wollte sich aber auch den Schmerz und die Wut nicht anmerken lassen.

"Habe heute meine Masterarbeit abgegeben.", meinte sie knapp, dann exte sie den Rest ihrer Dose und stieß sich von der Wand ab. Sie schaute zu ihm hoch. Marten grinste sie leicht an, aber als er ihren Gesichtsausdruck sah, verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht.

" Nina, ich... ", er setzte an, aber Nina unterbrach ihn harsch.

"Spar es dir, Marten. Ich muss los.", sie warf ihre Haare nach hinten und wollte an ihm vorbei zu ihren Freundinnen gehen, aber Marten griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. Nina schaute ihn schockiert an.

"Lass. Mich. Los.", zischte sie.

"Du kannst jetzt nicht einfach so gehen.", meinte Marten. Er hielt sie immer noch fest und Nina versuchte vergeblich ihren Arm aus seinem Griff zu zerren. Sie hatte keine Chance.

"Nicht so wie du, oder was?", ihre Stimme war lauter geworden und sie bemerkte, dass ihre Freundinnen und seine Freunde sie anblickten.

"Ich war vorhin bei dir.. Du warst nicht da.", meinte er. Nina stieß hörbar Luft aus. Sie war von seiner Dreistigkeit überfordert.

"Sorry, wusste nicht, dass ich da auf dich warten sollte - für den Fall, dass du es dir nach einem Jahr anders überlegst und mal kurz vögeln willst.", sein Griff wurde bei ihren Worten fester. Es tat Nina etwas weh, aber sie würde das vor ihm niemals zugeben. Sie blickte ihm selbstsicher in die Augen - es war gespielt, aber dad war egal. Er sollte sehen, dass er ihr total egal war.

"Marten.", John war hinter Marten aufgetaucht. Er legte seine Hand beruhigend auf seinen Arm, dann ließ Marten Nina's Arm los. Sie warf ihm einen letzten Blick zu, dann schob sie sich an ihm vorbei. Sie ging direkt auf die nächste Kneipe zu - sie brauchte Schnaps.

"Was hast du denn erwartet, man?", Nina hörte John's Stimme, während sie davonging.

Calm after the storm Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt