Kapitel 10

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Eigentlich hätte ich es schon ahnen können. Ich hätte es wirklich ahnen können.

Wenn man auf eine High-School ging, die nur so von Idioten strotzte, hätte man womöglich wissen können dass, ein Schultag, der normal und langweilig sein sollte, nicht langweilig war. Kleinigkeiten wären vielleicht zu erahnen gewesen, doch nicht wen du gewisse Jungs kanntest die das Chaos magisch anzogen. Man brauchte nur für einen kleinen Moment mit ihnen in Kontakt gewesen sein, um von ihrer Regenwolke infiziert zu werden. Ob es ein klitzel kleines bisschen dramatisiert ist?

Vielleicht.

Vielleicht aber waren die angeblichen Obermacker zu lange unter dem Einfluss der heutigen Swager und Mainstreamer gewesen. In einer Welt, die runder nicht sein konnte. Schwanger sein war ein neuer Trend, Leoparden Leggins für Jungs waren Trendy, und wie ein zu gedröhnter Junkie den Schulflur zu passieren war so was von #HastagOBERGEIL.

Vielleicht aber lag es auch daran, dass Mutternatur sich mich raus gepickt hatte, um mir eine schöne Erdbeer Woche zu bescheren. Vielen Dank, aber auch.

Vielleicht war ich aber auch gar nicht dramatisch, vielleicht war ich gar nicht wirklich ich.

Vielleicht war ich Manuell Neuer der heiße Typ der sich freiwillig, frustrierten Fußballern gegenüber stellte, und sich die Bälle in seine Bälle feuern ließ.

Ich schüttelte den Kopf. Wäre ich Manuell Neuer, würde ich nicht im Klassenraum sitzen und diese blöde Uhr an der Wand anstarren.

Ich weiß dass, ich mich lieber auf den Schulstoff konzertieren müsste, aber ohne es zu wollen driften meine Gedanken ständig ab. Fast schon ungewollt hust.

Das gute jedoch war, das es die Lehrer nicht interessierte ob wir etwas dazu lernten, ihnen ging es hauptsächlich darum, ihre Zeit abzusitzen um nach Jahren jemanden die Schuld für unser Versagen zu geben. Die meisten Versagten am Ende der Schulzeit, den ihnen ging es darum, welche Note du in der Gesellschaft hast und nicht in deinem Zeugnis.

Noch eine gute Eigenschaft war das die Lehrer Stempel verteilten die sie dann die ganze Schullaufbahn beibehielten.

Ich war der kleine unsichere, kaum sprechende, Streber.

Dort lag das Problem. Läufst du mit mehr Klamotten, als nackter Haut herum, wurdest du zur Maria der ewigen Jungfrau abgestempelt. Lieber Marie als laufende Blasenentzündung.

Egal was mich im Leben noch begleiten wird, und egal welche Stempel ich bekam, ich wusste ganz tief in mir das keiner dieser Stempel wirklich das beschreiben würde was ich war. Das dieser Stempel mich brandmarkten würde, und mich zu einem Gegenstand machen würde. Ich war ich, mit all meinen Macken, doch waren es nicht die Macken die einen erst Lebendig machten?

Eins wusste ich ganz genau, das egal welchen Stempel ein Mensch bekam, er nicht wahr sein konnte. Niemand konnte so tief in eine Seele blicken, um ihn zu kennen. Um ihm ein zu ordnen.

Den niemand weiß ob der Mensch vor uns wirklich das ist was er uns von sich zeigt, ist er wirklich diese Person? Oder versteckt Sie sich? Versteckt Sie sich vor sich selber? Hatte Sie Angst ein zu sehen, das Sie gar nicht so schlecht sein konnte, nicht so oberflächlich, kalt, herzlos? Der Wahrheit ins Auge zu blicken, tat weh.

Verdammt weh. Denn wenn die Fassade, erst mal unten ist, kannst du dich nicht mehr verstecken.

Dann bist du Nackt.

Und jeder sieht dich. Dich. Dein wahres Ich, das du Jahre lang versteckt hast. Deine verletzte Seele ist entblößt. Und der gesamte, gestaute, unterdrückte Schmerz überrollt dich.

Badboy war sein Name.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt