Kapitel 26

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Nie in meinem gesamten Leben hätte ich geahnt, das ich jemals mit Nate Hamilton am Strand sein würde. Das wir hier sitzen würden, die Zehen ganz vergraben im Sand und einfach den Moment genießen würden. Das die Wellen meine Gedanken ganz einfach wegspülen würden, und ich mein Gesicht lachend in die Sonne strecken würde.
Niemals hatte ich das erwartet.
Wohlmöglich hätte ich nicht mal daran gedacht.

Jedes mal wenn ich ihm mein Gesicht zuwende erscheint ein Grinsen auf seinem Gesicht. Seine Grübchen wandern mit, und dies bringt mich dann zum Grinsen. Alles in einem fängt es gerade an Perfekt zu werden. Wer hätte jemals gedacht das Nate und das Wort Perfekt jemals im zusammenhang stehen würden?

''Weißt du, eigentlich wollte ich mit dir über eine bestimmte Sache sprechen.'' Nate dreht sich zu mir und verweilt einen Moment mit seinem Knie an meinem Bein.

''Worum geht es denn?''

Welche Sache war es dieses mal? Es sind so viele Sachen in diesem kurzem Zeitraum geschehen, das ich sie nicht mal an meinen Fingern abzählen könnte.

''Wir haben nie über die Nacht geredet.''

Ich vergrabe meinen Kopf in meinem Schoß. Warum musste er den Moment damit zerstören? Am liebsten würde ich aufspringen und weg rennen. Es gab so viele Nächte die aus meinem Gedächtnis verschwunden waren.

''Ich meine Taras Geburtstag. Ich habe ja schon gehört das du dich nicht an sehr viel erinnern kannst, aber weißt du tatsächlich nichts mehr?''

''Doch klar. Aber ab einem Gewissen Punkt ist nichts mehr.''

''Verstehe.'' Er nickt und streckt sich im Sand aus. Sein Gesicht ist starr, und zeigt mir leider nichts von den Gefühlen.

''Es war schön.'' Ich wende mich seinem Gesicht zu. Augenblicklich treffen seine Augen meine. Wie gerne würde ich das bestätigen. Doch was würde ich dann bestätigen?

''Was ist passiert?''

''Eine Menge Sarah. Aber der Moment der schön war, war der indem wir einfach nur geredet haben. Es tat gut mit jemanden zu reden, der wirklich etwas vom Leben versteht.'' Er lächelt während er dies sagt.

Automatisch erscheint ein Lächeln auf meinem Gesicht. Ich drehe mich wieder zur Sonne und schließe meine Augen.

''Du hast mir seit einer sehr langer zeit das Gefühl geben, nicht durch und durch verkorkst zu sein. Weißt du ich habe mich sogar gefragt, warum ich dieses ganze Badboy  Image nicht los werde.''

''Aber wer würde dich ohne deine böse Gangart ernst nehmen? Dann müsstest du ja ab und zu mal Lächeln. Das würde nicht gut gehen.'' erwidere ich schmunzelnd.

''Mein Charme würde das alles wieder weg machen.'' Er setzt sich auf um sein Shirt aus zu ziehen.
Er brauchte sein Image nicht einmal ablegen um gut anzukommen. Er brauchte sich nur aus zu ziehen.
Er fängt laut an zu lachen und steht auf.
''Vielleicht würde es auch nur reichen mein Shirt aus zu ziehen.'' Er fängt wieder laut an zu lachen. Wenn er wüsste.

''Komm lass uns ein Stück gehen.''
Warum muss ich alles hinterfragen? Warum kann ich meine Zweifel nicht einfach ablegen und mich dem Leben hingeben?

Ich stehe ebenfalls auf und folge seiner großen Gestalt durch den Sand.
''Warum sind wir hier?'' '
''Ich meine warum wir beide. Zusammen?'' Meine Stimme klingt kräftiger als erwartet. Er würde nicht herausfinden wie ich tatsächlich fühle. Klein, erniedrigt, aber dennoch zufrieden. Für den Moment.

''Kann man nicht mal Spontan etwas unternehmen?''
Könnte man wenn ich einen Cheerleaderock tragen würde, oder größe XS tragen würde.

''Natürlich aber es ist nicht so, dass wir Freunde wären. Ich meine wir gehen seit Jahren auf die selbe Schule und es hat nie ''etwas'' zwischen uns existiert. Es ist seltsam. Mehr nicht. '' sage ich ruhig. Es kümmert mich nicht.
Ich folge ihm bis zum Wasser. Nun zieht er seine Hose aus, wobei er mir einen frechen Schlafzimmerblick zuwirft.
Kannst du vergessen Macho.

Er dreht sich blitzschnell zu mir. Fast hätte ich aufgeschrien, aber sein starrer Blick hält mich davon ab.

''Weißt du was mich wütend macht?''
Mein Blick ruht nun auf seinem Gesicht. Ich kann sehen wie sich etwas in ihm regt. Wie sich seine Gesichtszüge seinen Emotionen anpassen. Hoffnungsvoll, aufgelöst, verwirrt.

''Diese ständigen Lügen die Menschen dir erzählen, während sie dir ins Gesicht lachen.
Lügen wie, ich bin nicht wie die 'anderen' oder ich habe daraus gelernt. Bullshit. Das sind die Schlimmsten, weil sie es tatsächlich glauben. Das sind die Menschen die dir, wenn du dich umdrehst ein Messer in den Rücken rammen.''

Woher kam plötzlich diese Wut? Was habe ich verpasst? Wie konnte ich ihm sagen, dass ich genauso empfand?Wie konnte ich es ausdrücken ohne wie eine Verrückte zu klingen?.

''Das sind die Menschen die dir schwören immer für dich da zu sein, nur um dich in dieser Sekunde nicht zu entäuschen. Obwohl sie wissen das sie nach dem ersten kleinsten Fehler abhauen, und sich etwas besseres zu suchen, und wenn sie es gefunden haben sich umdrehen und tuen als gebe es all diese Momente, die gesagten Worte und die vergangenen Tränen nicht mehr.
Er senkt den Kopf. Wütend und verzweifelt, dreht er sich weg.

''All diesen Scheiß den sie verkaufen wollen. Aber weißt du was?''

Ich lege meine Hand auf seine Schulter. Die Geräusche der Umwelt in meinen Ohren.  Das könnte so perfekt bleiben.

''Ich bin raus. Ich bin endgültig raus.''
Seine Augen wandern umher. Seine Augen sind glanzlos. Sie scheinen auf der Suche nach etwas, was er nicht finden kann. Vielleicht niemals wird.

Ein lauter Knall ertönt über uns, und es ist so, als hätte es den Sonnenschein niemals gegeben.
Doch es stört mich nicht. Der Regen der auf uns niederprasselt stört mich nicht. Der Wind der meine Kleider gegen meinen Körper peitscht stört mich nicht. Der Moment war rein. Er war Perfekt, egal was noch geschehen möge. Dieser Tag würde mir Hoffnung auf viele weitere geben.
Später würde ich mich dann in den Schlaf weinen, und die Ungerechtigkeit des Lebens dafür verantwortlich machen. Aber für den Moment war ich zufrieden.

Seine Hand findet wie gesteuert meine. Es passiert ganz automatisch. Warm und weich liegt sie in meiner. Er lächelt.
Lächelt mich an, wobei seine Hand meine Wange findet. Mein Körper erzittert.
Später würde ich mir einreden, es hätte an dem Regen gelegen.
Alles was ich sehe ist blau. Das blau seiner Augen.

''Wusste ich es doch.''
Zu schnell um wahr zu sein nimmt auch dieser Traum ein Ende.
Gewaltsam werde ich weg gerissen. Bevor ich auch nur meinen Mund öffnen kann, ertönt ein schreckliches Geräusch und ein Menschlicher Körper fällt schlaff auf den Boden.
Dieses Geräusch ertönt ihn meinem Kopf. Schreit.
Viel zu spät merke ich dass, das Schreien aus meinem Mund kommt.
Ein Augenblick und alles ändert sich. Ein Augenblick und es ist nie mehr wie es vorher war.
Ein Augenblick.
Und einen Augenblick später versinke ich ihn einer unendlich langanhaltenden Dunkelheit.

Badboy war sein Name.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt