Nervös stand ich erneut vor dem Firmengebäude. Heute werde ich dieses Gebäude das letzte mal betreten und diesen Mann da drinnen vergessen. Er wird nie wieder ein Teil meines Lebens sein und das ist ein Versprechen an mich selbst.
Ich werde ihn nie wieder sehen und er wird mich nie wieder sehen.
Ich hätte alles von ihm erwartet, aber niemals dass er die Frau heiraten wird, die mir mit dem Mord gedroht hat.
Wie kann er die Frau heiraten, obwohl er alles getan hat um mich von ihr zu beschützen?
Ich atmete tief ein und aus und ging nervös in das Gebäude rein.
Ich ging an die Rezeption und gab Bescheid, dass ich ein Termin mit Deniz hatte wegen der Hochzeitstorte.
Sie schaute nach und erlaubte mir durchzugehen. Im Aufzug wartete ich erst mal einige Minuten, um mich abzuregen und drückte dann erst auf den Knopf.
Ich habe während der Zeit gehofft, dass der Aufzug irgendwie stecken bleibt, aber genau dann wenn ich es will, passiert es nicht.
Schnell kam ich auf seiner Etage an. Langsam stieg ich aus dem Aufzug und ging mit zittrigen Beinen auf sein Büro zu.
Erneut atmete ich tief durch und sammelte meinen Mut, um anzuklopfen. Du schaffst das Alara!
Ich klopfte nach einigen Minuten an und hörte nur sein kaltes "Herein". Ich öffnete die Tür und versuchte ihn nicht anzuschauen.
"Setz dich." Wieso duzt er mich? Ich möchte das nicht.
"Ich würde gerne gesiezt werden." "Was auch immer. Setzen Sie sich."
Ich setze mich hin und bekam kein Wort aus meinem Mund raus. Die Verletzung saß tief und fest, dass ich einfach nicht sprechen konnte.
"Möchtest du auch anfangen zu reden?" Wütend stand ich auf. "Ich habe gesagt, dass ich gesiezt werden möchte."
Das erste mal nach langer Zeit blickte ich in sein wunderschönes Gesicht und alle Gefühle sprudelten wieder in mich rein. Genau das wollte ich verhindern. Ich wollte aus diesem Grund nicht hier her, aber er hat persönlich um mich gebeten.
"Und mir ist es egal was du möchtest." "Ich weiß sehr gut, dass dir mein Wohlbefinden scheiß egal ist." "Du bist nicht hier, um über dich zu reden." "Ich denke es ist schon lange an der Zeit, dass wir beide miteinander reden sollten."
Dieses mal stand Deniz wütend auf.
"Ich habe nicht mehr mit dir zu bereden und das habe ich dir schon bei unserem letzten Gespräch klar und deutlich gemacht."
"Ich verstehe einfach nicht wieso du so geworden bist. Habe ich dir wirklich nie etwas bedeutet?"
Obwohl ich es die ganze Zeit verhindern wollte, fing ich leider an zu weinen. Deniz schloss seine Augen und ballte seine Hände zu Fäusten. Danach öffnete er wieder seine Augen und blickte mich noch emotionsloser, als davor, an.
Es erschreckte mich ihn so zu sehen. Er hat mich noch nie so angeblickt, noch nie.
"Du hast mir noch nie etwas bedeutet Alara." "Und wieso hast du so getan, als würde ich dir die Welt bedeuten? Du hast mich in all meinen verletzlichen Momenten erlebt und hast mich trotzdem so verarscht. Hasst du mich so sehr?"
Er antwortete mir nicht mehr und drehte sich um. Ich lief auf ihn zu und wollte ihn zu mir umdrehen, aber er schubste mich harsch von sich und ich fiel schmerzhaft auf den Boden.
Da wurde mir klar, ich habe diesem Mann wirklich nie etwas bedeutet.
Ich stand vom Boden auf und ignorierte dabei meine Schmerzen an meinem Handgelenk.
Mit meinem gebrochenen Herzen setze ich mich auf den Sessel vor seinem Tisch.
"Setzen Sie sich wir müssen über die Torte, die sie möchten, reden." Während ich sprach weinte ich die ganze Zeit, aber er sagte nichts dazu.
Weinend stellte ich ihm meine Fragen und er beantwortete sie kurz und knapp.
Mit meiner schmerzenden Hand schrieb ich alles auf.
Nachdem ich fertig mit meinen Fragen war, stand ich erschöpft auf und wollte aus seinem Büro gehen, jedoch hielt ich vor der Tür inne. Das ist das letzte was er jemals von mir hören wird.
Ich drehte mich zu ihm um und er wartete auf das was ich sagen würde.
"Ich wünschte ich hätte dich niemals kennengelernt und geliebt."Sie meinte es völlig ernst.
"Ich habe dich niemals geliebt."
Er meinte es überhaupt nicht ernst und wünschte sich diese Worte nicht ausgesprochen zu haben, denn er wird niemals diesen verletzten Blick in ihren Augen vergessen. Er wird diesen Tag niemals vergessen. Er wird es niemals vergessen, dass ihr Handgelenk wegen ihm schmerzt. Er wird es niemals vergessen, wie sie ihm weinend diese Fragen gestellt hat. Er wird es sich niemals verzeihen, sie so verletzt zu haben.
Er konnte es nicht anders.
Als sie in sein Büro trat, wollte er einfach nur aufstehen und sie zu sich ziehen. Er wollte ihr sagen, wie sehr er sie liebte und wie sehr er alles bereute, aber sie hatte so einen Mann an ihrer Seite nicht verdient.
Sie hatte nicht verdient einen Mann an ihrer Seite zu haben, der verantwortlich für ihr trauriges Leben ist:
Sie hatte jemand besseres verdient und das war nicht er.
Nicht in diesem Leben und auch nicht in seinem nächsten.
Als ich wieder zurück in der Konditorei war, lief ich sofort in das Büro und ließ meinen Tränen endlich wieder freien Lauf. Noch nie hat mich etwas so sehr verletzt, wie diese letzte Stunde in seinem Büro.
Ich werde heute das letzte mal wegen ihm weinen und danach wird er für immer Geschichte für mich sein.
Nie wieder, nie wieder wird er eine große Rolle in meinem Leben spielen.
Mira und Alp liefen mir sofort hinterher, als ich ohne ein Wort in das Büro lief.
Sie wussten Bescheid, auch ohne ein Wort von mir und umarmten mich nur von der Seite.
Als sie jedoch ein Blick auf mein Handgelenk warfen, lösten sie sich geschockt von mir.
Bevor sie jedoch etwas sagen konnten, klingelte Miras Telefon und sie ging widerwillig ran. Es war er.
Sie telefonierten nicht lang und ich konnte aus Miras Blick sehen, dass etwas faul war.
Als sie auflegte, atmete sie ein paar mal tief ein und aus.
"Ich kann nicht glauben, dass du jemals so einen Mann geliebt hast Alara. Ich fass es nicht. Ich will ihm so gerne eine auf die Fresse schlagen. Bitte erlaube es mir."
Ich schüttelte nur meinen Kopf und fragte nach, was er gesagt hat.
"Er hat gesagt, dass er dein respektloses Verhalten nicht duldet und hat dir Hausverbot gegeben. Ab jetzt soll Alp die Torte übernehmen und dir die Aufgabe wegnehmen."
Ich nickte nur und wusste nicht was ich noch sagen sollte, aber als ich Mira anblickte wusste ich, dass er noch etwas gesagt haben muss.
"Was hat er noch gesagt Mira? Sag es mir bitte. Es wird heute das letzte mal sein, dass ich wegen ihm geweint habe. Ich werde danach nie wieder seinen Namen in meinen Mund nehmen. Also lass es ruhig raus."
Sie senkte ihren Kopf legte ihre Hand auf meine Schulter.
"Er meinte du sollst während der Zeit, in der wir die Torte fertigstellen nicht zur Konditorei kommen, da er sich sicher ist, dass du irgendwas mit der Torte machen würdest."
"Gut, dann sehen wir uns nächste Woche wieder." Alp zog mich wieder auf den Stuhl zurück und ich zog schmerzvoll mein Gesicht zusammen. Ich hatte mein Handgelenk total vergessen.
"Oh mein Gott Alara es tut mir leid. Wir fahren jetzt zum Krankenhaus."
"Nein ich fahre alleine. Ich werde erst wieder herkommen, wenn diese Torte fertig ist. Danach möchte ich etwas wichtiges mit euch besprechen."
Ich stand danach wieder vom Stuhl auf und verließ eilig die Konditorei. Es wird mein letzter Monat hier sein.
Es würde tatsächlich ihr letzter Tag in dieser wundervollen Konditorei sein. Sie würde für eine lange Zeit lang nicht mehr dort arbeiten und diese wundervollen Menschen sehen. Vor allem würde sie ihn nie wieder sehen und ihn komplett aus ihrem Leben verbannen. Es war tatsächlich der letzte Tag, an dem sie wegen ihm weinte.
Es war der letzte Tag, an dem sie wegen ihm litt und ihn danach für eine Ewigkeit vergaß.
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(und versuchte ihn für eine Ewigkeit zu vergessen...)
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Senden güzeli mi var?
Teen FictionJeden Tag treffen wir auf Menschen. Wir machen unsere persönliche Erfahrungen, egal ob positiv oder negativ. Auch wenn wir uns dem nicht bewusst sind, verändern uns diese Begegnungen um ein Hauch. Genau solch eine Begegnung haben der reiche Sohn ein...