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Herr Aydin ist seit gestern entlassen und ich achte auf ihn, wie auf meine Augen. Ich bin froh, dass er mich doch wieder zu sich geholt hat. Hätte er mich nicht aufgehalten wäre ich wahrscheinlich auf der Straße gelandet.
Zu meiner Familie kann ich nicht gehen und Freunde oder Bekannte habe ich auf dieser Welt keine. 
Herr Aydin, Sevim Abla und Semih sind zu meiner kleinen Familie geworden. 
"Alara.", wurde ich gerufen und wurde von meinen Gedanken unterbrochen.
Ich ging direkt zu Herr Aydin und fragte ihn wieso er mich gerufen hat.
"Mir ist langweilig. Hast du einen Führerschein?" Ich nickte. "Ich habe einen Führerschein, aber bin schon lange kein Auto mehr gefahren. Wieso denn?" "Wir fahren jetzt etwas rum. Ich kann diese zwei Wochen nicht hier in diesem Raum liegen." "Ich denke es wäre besser, wenn Mete sie fahren würde." "Ich habe gesagt, dass wir beide rumfahren werden, also zieh dich an. Ich warte im Auto auf dich."
Herr Aydin scheuchte mich aus seinem Zimmer und ich zog mir was lockeres an. Wohin er wohl fahren möchte?
Nachdem ich fertig angezogen war, ging ich auf eines seiner Autos zu und wollte mich gar nicht reinsetzen. Ich kann doch nicht so ein teures Auto fahren.
"Willst du dich jetzt auch mal reinsetzen?" Ich setzte mich schnell in das Auto ein und starrte das Lenkrad einige Minuten vor mir an. 
"Herr Aydin ich glaube, ich kann das Auto ehrlich nicht fahren. Es sind schon Jahre her, dass ich ein Auto gefahren bin." "Gut dann haben wir eben eine kleine Fahrstunde gemeinsam. Jetzt starte das Auto. Ich habe die Adresse schon eingegeben, wohin wir fahren." 
Ich nickte aufgeregt und startete das Auto. 
Mein Herz raste wie wild und ich traute mich nicht loszufahren.
"Alara los. Du schaffst das, sonst hättest du doch kein Führerschein?" "Ja, aber wie erwähnt es ist schon etwas her."
"Ich bin doch bei dir. Keine Sorge es wird nichts passieren. Du vertraust mir doch oder?" "Ja natürlich tu ich das." "Dann fahr endlich los."
Ich sammelte mein Mut zusammen und fuhr dann auch endlich los. Am Anfang hatte ich noch einige Probleme mit dem fahren, aber dank Herr Aydin half mir so sehr, dass ich dann nach einigen Minuten einwandfrei fahren konnte.
Er überredete mich auch dazu etwas schneller zu fahren und ich fühlte mich noch nie so frei, wie zu dem Zeitpunkt.
Ich habe es vermisst, mich so zu fühlen. 
Nach einer halben Stunde kamen wir endlich an unserem Ziel an. Eigentlich hätten wir nicht mal zehn Minuten gebraucht, jedoch haben wir Umwege gemacht, damit ich etwas länger fahren kann. 
Ich suchte ein Parkplatz und fand einen. Es kostete mich einiges an Zeit, bis ich da rein kam, aber am Ende schaffte ich es endlich.
Herr Aydin und ich stiegen aus. Meine Neugier überkam mich und ich fragte wohin wir gingen, aber er schwieg weiterhin.
Nach paar Metern blieb er stehen und zeigte auf ein Lokal. Es war wunderschön. Es erinnerte mich an die Teegärten in der Türkei und als wir reingingen sah ich, dass es genau sowas war. 
Sie begrüßten alle Herr Aydin. Er ist wohl oft hier.
Hätte ich jetzt ehrlich nicht gedacht.
Eine der Kellnerinnen brachten und zu einem Tisch und fragten nur mich was ich haben will. 
"Ich nehme erstmal nur Wasser bitte." Sie notierte sich das und danach waren Herr Aydin und ich alleine am Tisch sitzen.
Einige Minuten später kam dann mein Wasser und das Tee von Herr Aydin. Während wir tranken, sprachen wir über Gott und die Welt, bis Herr Aydin irgendwann einen ernsten Gesichtsausdruck bekam. Er setzte sich aufrecht hin und legte seinen verletzten Arm auf das Tisch.
"Alara ich bin mit dir eigentlich hergekommen, um mit dir zu reden." Sofort wurde ich hibbelig. Habe ich wieder etwas schlimmes getan? 
"Was ist los Herr Aydin. Habe ich etwas schlimmes getan ohne es zu bemerken?" 
"Ich möchte nur mit dir über dein Brief reden." 
Ich wurde rot und senkte mein Kopf. Ich hatte mein Brief vergessen und es war mir sehr unangenehm, dass er es ansprach.
"Ich habe dein Brief wieder gelesen und es hat mich sehr erfreut, dass du mich als einen guten Menschen siehst." Er machte eine kurze Pause und redete wieder.
"Bei normalen Putzkräften hätte mir das nichts bedeutet und ich hätte Mete auch nicht losgeschickt, um sie wieder zurück zu holen, aber du bist in kurzer Zeit an mein Herz gewachsen."
Die Worte von Herr Aydin ließen mein Herz schneller rasen und ich wusste nicht wieso?
"Ich habe schon in der Firma gemerkt, dass du immer alleine bist. Dort hat mich das ehrlich gesagt auch gar nicht interessiert, aber als du dann bei mir zu Hause angefangen hast zu arbeiten, habe ich für dich einen Beschützerinstinkt für dich entwickelt. Ich möchte dir immer helfen wo ich kann und dich beschützen, da ich sehe in was für Gefahren du täglich ausgesetzt bist. Ich sehe dich wie meine kleine Schwester, die ich nie hatte."
Nach diesem Satz konnte ich Herr Aydin nicht mehr zuhören. Mein Herz zog sich zusammen und plötzlich wollte ich anfangen zu weinen. "kleine Schwester" hat er gesagt, "meine kleine Schwester" hat er gesagt.
Ich weiß nicht wieso es schmerzt, aber ich wollte nicht seine kleine Schwester sein.
"Alara? Alara? Bist du noch da?", riss mich Herr Aydin aus meinen Gedanken und ich nickte nur schwach.
"Was habe ich denn als letztes gesagt?" "Tut mir leid Herr Ayd-" "Stopp genau darüber habe ich geredet. Ich möchte, dass du ab jetzt Deniz Abi zu mir sagst. Herr Aydin gilt nur für Menschen außerhalb meiner Familie und da du jetzt wie meine kleine Schwester bist, will ich dass du Deniz Abi zu mir sagst."
Und schon wieder spürte ich diesen Stich in meinem Herzen. Wieso tut mir das so weh?
"Gerne Herr- ich meinte Deniz Abi."
Herr Aydin grinste zufrieden und wir tranken danach unsere Getränke zu Ende. Danach war es auch schon etwas spät und der Laden schloss auch in den nächsten zehn Minuten. 
Wir standen auf und gingen wieder zum Auto. 
Herr Aydin- ich meinte Deniz Abi fragte mich, ob ich wieder die Strecke verlängern will, aber ich verneinte es und wir fuhren direkt wieder nach Hause.

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