78. Gesicht

50 1 1
                                        

Den meisten Teil des nächsten Tages verbrachten wir damit zu helfen. Schwere Kisten schleppen, aufräumen, Kleinigkeiten, die sonst niemand machen wollte oder niemanden zugeteilt wurden. Sonya versicherte uns, dass wir bald eine eigene Aufgaben bekommen würden. Es schien hier also ähnlich zu laufen, wie bei uns im Labyrinth.

Am Ende des Tages fanden wir uns dort ein, wo wir auch die erste Nacht gesessen hatten. Ich lies mich mit einem Seufzen nieder.
„So schwer war das im Labyrinth nicht."
Fry fing an zu lachen.
„Y/N, ich glaub das hat ganz viel damit zu tuen, dass du hier nicht den zweiten Anführer um deinen kleinen Finger gewickelt hast."
Ich fing an zu grinsen.
„Noch nicht."
Newt drückte mir einen Kuss auf den Hinterkopf, bevor er sich neben mir fallen ließ und seinen Arm um mich schlang.
„Willst du mir etwa sagen, dass du das vorhast Frischling ?"
Bevor ich antworten konnte , meldete sich Minho zu Wort, welcher seine Beine über Fry ausstreckte.
„Newt , ich fürchte deine Freundin ist ziemlich käuflich was das angeht. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so ambitioniert Arbeit aus dem Weg geht."
„Außer dir selbst, meinst du ?"
Minho wollte mir gerade antworten , als Thomas uns ins Wort fiel. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er hinter uns gestanden hat.
„Freundin? Ihr seid fest zusammen?"
Ich zeigte auf Thomas.
„Seht ihr ? Er wusste es auch nicht ! Das war nicht klar , dass Newt und ich fest zusammen sind."

Minho hatte genauso verwirrt aus der Wäsche gesehen, wie Newt, als er von meinem und Newts Gespräch gestern gehört hatte und auch Fry dachte wir wären fest zusammen. Es war eine Diskussion, die sich durch den ganzen Tag gezogen hatte.

„Ja, sind sie."
Ich konnte Thomas seltsamen Gesichtsausdruck nicht deuten, auch wenn er ein mulmiges Gefühl in mir wach rief , welches ich nicht einordnen konnte.
Ich hatte jedoch auch nicht die Chance die Gefühle meines Bruders länger zu hinterfragen, als sein Gesichtsausdruck sich verschloss und er anfing sich umzusehen.
„Wo ist Theresa?"
„Sie ist da oben."
Newt deutete mit seiner freien Hand zu der Felsenklippe auf der Theresa stand und scheinbar einfach in die Ferne starrte.
„Ich geh mal nach ihr schauen."
Und weg war Thomas.

Auch darüber konnte ich mir keine Gedanken mehr machen, da Newt mich näher an sich zog.
„Es ist kalt heute Abend. Wir sollten wärmere Sachen besorgen."
Minho stöhnte auf.
„Oh nein, nicht Mama Newt. Gleich sagt er uns, das wir gleich schlafen gehen sollen, weil wir früh aufstehen müssen."
„Das wäre durchaus eine logische Handlung."
Ich musste kichern, als Minho sich genervt auf den Rücken fallen lies und Fry lachend den Kopf schüttelte.
„Hey ! Das ist wirklich logisch."
Newt schmollte leicht, man konnte aber sein verstecktes Grinsen erkennen.
„Wirklich Y/N du solltest dir das nochmal überlegen , ich habe mir am Anfang mit Newt eine Hängematte geteilt."
Fry lachte nochmal laut auf, als Minho einen Vortrag über einen sehr beschützerischen Newt hielt, der seine Schlafenszeiten kontrollierte als plötzlich -

„Ist das ein Helikopter?"
Ich sah mich nach dem Geräusch um, dass ich gehört hatte.
„Nein, das kann nicht sein."
Doch auch die anderen fingen an sich umzusehen. Panik fing an durch meinen Körper zu sacken. Ich konnte spüren, wie sich Newts Hand um meine Schulter krallte, als würde ich jede Sekunde verschwinden können.
„Da!"
Fry zeigte mit seinem Finger in den Horizont. Helikopter kamen auf uns zugeflogen.
„Scheiße , was machen wir."
Ich sprang auf und zog Minho auf die Füße.
„Wir müssen hier weg!"
Noch bevor ich nachdenken konnte , was wir jetzt tuen sollten, wurde das Zelt neben uns mit einer Rakete abgeschossen. Ich schrie auf und versuchte meinen Kopf zu schützen , als Funken durch die Luft flogen.
Fry sah sich einmal um, bevor er entschlossen nickte.
„WIR MÜSSEN RENNEN!"
Schrie er über den Lärm. Wir wollten losstürzen , als Minho uns stoppte.
„GUCKT!"
Er zeigte auf einen Helikopter, der über dem Lager flog. Aus ihm seilten sich mehrere Männer in W.C.K.D Uniform und Waffen ab.
„IN DECKUNG !"
Ich wurde mitgerissen, als der erste Schuss fiel und ein Bergmensch schreiend zu Boden fiel.

Rückblick:
„Du und Newt also ?"
Mein Kopf drehte sich langsam zu der Tür. Ich war alleine im Trainingsraum. Janson war gerade fertig mit einer seiner Extraübungen mit mir. Er hatte mich heute nur verprügelt. Ich hatte eine Kopfwunde von der Blut in mein rechtes Auge lief und blaue Flecken bildeten sich über meinen ganzen Körper.
Ich brauchte kurz, um den Jungen an der Tür zu erkennen. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.
„Was ist mit Newt und mir?"
„Ihr habt euch geküsst."
Mein Rücken wurde steif, als ich ihn misstrauisch betrachtete. Er hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck.
„Woher weißt du das?"
„Ich hab es gesehen durch die Kameras. Euer Versteck ist nicht so geheim wie ihr es denkt."
Ich schwieg , als ich meine Sachen zusammenpackte. Was sollte ich auch sagen ?
„Ich kann nicht glauben, dass meine eigene Schwester mich so hintergehen würde."
Mein Kopf schnellte zu Thomas hoch.
„Wie bitte ?"
„Ich hab dir gesagt, dass ich ihn mag und du musst ihn mir wegnehmen."
„Ich dachte du hättest was mit Theresa."
Thomas lachte.
„Und da dachtest du , du könntest Newt haben ? Verräterin."
Er spuckte das letzte Wort förmlich.
Ich seufzte , als ich mich hinsetzte und Thomas vom Boden aus ansah.
„Steh auf, du musst zurück in dein Zimmer."
„Ich bin müde, Thomas."
Ich legte meinen Kopf zur Seite und betrachtete meinen Bruder. Sein Haar war kurz geschnitten, seine Haut rein. Er trug frische Kleidung.
„Komm jetzt, Ich hab hierfür keine Zeit."
Er trat nach vorne und packte mich am Arm. Ich zischte auf, als er einen blauen Fleck erwischte.
„Sei froh , dass ich gekommen bin. Du hast dich reichlich unbeliebt gemacht bei den Wachen. Die hätten dich noch länger trainieren lassen."
Er lies mich los, als wir am Raum ankamen.
„Die anderen machen noch Tests. Du bist also erstmal allein. Mach dich sauber , damit sie dich nicht so sehen."
Und damit drehte er sich um und ging. Ich wusste ich würde ihn erstmal nicht wieder sehen. Ich sah meinen Bruder nur noch jeden Vollmond, wenn es gut lief. Auch wenn ich langsam bezweifelte , dass das mein Bruder war.
Seufztest schleppte ich mich ins Badezimmer und fing an das Blut aus meinem Gesicht zu waschen.

You're mine ~NewtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt