Prolog

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Es war wieder eine dieser Nächte, in denen der Vollmond seine helle, weiße Pracht zeigte. Die Sterne leuchteten mit und zusammen bildeten sie die typische, finstere Atmosphäre, die man in jeder Gruselgeschichte kannte. Die Straßen waren wie leergefegt, doch hin und wieder hörte man den Motor eines Autos brummen oder das Gebelle eines Hundes vom Garten. Jedes Haus hatte finstere, schwarze Fenster, kein Licht brannte mehr in einer der vielen Wohnungen.

Es war wieder eine dieser Nächte, wo ein Kind nicht einschlafen konnte und aus dem Bett hüpfte. Diesmal war es ein Mädchen, das ihren heutigen Traum verpasst hatte. Ihr Nachthemd leuchtete gespenstisch weiß und sie hatte ihre Haare zu einem Zopf gebunden. Ihre kleinen, nackten Füße tappten auf dem weißen Boden und mit einem leisen Quietschen öffnete sich ihre Schlafzimmertür. Die feinen, vorsichtigen Schritte des Kindes hallten leise von den Wänden des langen Flures ab.
Das Mädchen hielt vor einer dunklen Holztür an und lauschte zuerst, bevor es leise dagegen klopfte.

"Mama?"

Ihre dünne, piepsige Stimme brach die Stille in dem dunklen Flur. Das kleine Mädchen hoffte auf eine Antwort, doch es kam nichts als das Ticken der Uhr, die in der Küche an der Wand hing, zurück.
Das kleine Mädchen versuchte es noch einmal.

"Mama, darf ich zu dir ins Bett kommen? Ich kann nicht schlafen."

Diesmal war ihre Stimme fester und ein wenig lauter, doch sie bekam die gleiche Antwort wie vorhin: Nichts.
Das Mädchen seufzte und ließ den Kopf hängen, doch plötzlich bemerkte es den dunkelblauen Schimmer, der durch die untere Türspalte zu sehen war. Das Mädchen realisierte, dass etwas nicht stimmte, und öffnete ganz langsam die Tür. Es steckte den Kopf hinein, bevor es schließlich den Raum betritt.

"Mama?"

Die Stimme des Mädchens zitterte und es weitete geschockt ihre Augen, als es sah, was vor sich ging.
Es war wie in einem Traum: Die Wände und der Boden des Zimmers schimmerten merkwürdig verschwommen, als wäre man auf dem Grund des Ozeans. Die Deckenlampe war ausgeschaltet, doch das Zimmer war in dunkelblaues Licht gehüllt. Alle Möbel schwebten in der Luft: Es war, als stände das ganze Zimmer Unterwasser.

Auch ihre Mutter schwebte.

Ihre Haare standen von allen Seiten ab und tanzten in der Luft. Sie war totenblass und in ihrem Gesicht stand die pure Angst geschrieben. Ihre Mutter öffnete den Mund, und ein dumpfer Schrei, gefolgt von Blasen, die an der Decke mit einem "Plopp!" zerplatzten, drang aus ihrem Mund. Das Mädchen hob die Hand und ihre Finger berührten die ihrer Mutter. Sie waren eiskalt. Plötzlich taumelte das kleine Mädchen zurück, bis es gegen die Wand prallte und auf den Boden plumpste. Ihr Kopf begann zu dröhnen und sie presste ihre Hände gegen die Schläfen, als würde es so ihren Schmerz lindern.
Doch es war schon längst verloren.
Plötzlich war das Dröhnen im Kopf verschwunden und das Mädchen horchte auf. Sie hörte Schritte. Schwere, dumpfe Schritte. "Minaaa", ächzte eine Stimme. Sie war merkwürdig verzerrt und jagte ihr einen Schauder durch das Mark. Sie war nicht fähig, sich zu bewegen, so gelähmt war sie vor Angst.

Das Monster kam näher. Die Schritte wurden lauter, ihre Angst grösser.

Plötzlich sah sie ein rot glühendes Augenpaar, dazu ein Maul, welches weit aufgerissen war, sodass das Mädchen die messerscharfen Zähne des Monsters sehen konnte. Der Atem war faulig und stank. Das Monster grinste und das kleine Mädchen fing an zu schreien. Es schrie so lange, bis auch ihr Schrei in der Dunkelheit erstickte.

Remnants Of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt