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Ich schrak hoch, als ich keinen Wecker hörte. Dafür aber klingelten Alarmglocken in meinem Hirn. Warum zum Teufel war der Wecker nicht an?
Ich verschwendete keine weitere Sekunde an meinem Wecker und zog mich hastig an. Ich hatte meinen Pullover verkehrt herum an und meine Haare waren ganz verstrubbelt. Trotzdem zog ich hastig meine Fischerjacke über und rannte nach draußen. Wie spät war es überhaupt? Dem Wetter nach zu sagen etwa neun Uhr. Ich war über eine Stunde zu spät! Ich spurtete los in Gedanken, dass alles okay war.
War es aber nicht.
Ganz und gar nicht.

Das erste, was mich wunderte, war, dass der Fahnenmast mit der Flagge von Capital City vor der Schule umgestürzt war. Ich musste die Stirn runzeln. Was war denn hier passiert? Gab es etwa ein Protest gegen die letzte Matheprüfung? Mir wäre das recht gewesen, denn oh mann, die war schwer!
Doch nein. Ich musste mich auf das Jetzt konzentrieren. Ich betrachtete den umgestoßenen Fahnenmast und konnte einige Kratzer darauf erkennen. Sie waren nicht tief, von Menschen konnte das also kommen.
Mein Herz wurde allerdings schwer, als ich die zerbrochenen Fenster von den Klassenzimmern sah. Eine leise Vorahnung schlich in mir auf. Ich betrat mit wackligen Beinen die Schule.
Alles war zerstört. Wirklich alles. Kein einziges Möbelstück stand schön an seinem Platz. An manchen Stellen fehlte sogar der Boden des ersten Stocks. Ich konnte also problemlos nach oben ins Klassenzimmer gucken. Ich schrie auf, als plötzlich ein Schreibtisch von oben herabstürzte und mich nur knapp verfehlte. Er fiel auf den Boden und gab einen ohrenbetäubenden Laut von sich.
Ich sah mich um. Ob es hier wohl auch solche Wesen gab wie im Irrenhaus? Ganz ehrlich, ich hoffte es nicht.
Mein Atem war das einzige Geräusch in diesem Schulhaus. Wo waren die Lehrer? Und wo waren die Schüler? So viele Fragen schwirrten in mir. Ich schritt langsam den Schulflur entlang, als mich plötzlich jemand packte und in ein Zimmer mitzerrte. Ich wollte schreien und mich losreissen, doch als ich sah, wer mich so erschreckt hat, wurde ich nervös.
Es war Lori. Sie sah mich an, in ihren Augen war die unendlich weite Furcht zu sehen. Sie presste einen Finger auf ihre Lippen und ich spitzte meine Ohren.
Jemand war hier. Wir hörten Geknalle, wie Möbelstücke gegen alle Richtungen geworfen wurden. Danach Gelächter. Es waren Gelächter von Menschen, aber es hörte sich so an, als wären sie psychisch gestört.
Lori sah mich mit aufgerissenen Augen an. Ihre Augen fingen an zu glänzen. Sie hatte fürchterliche Angst. Genauso musste ich auch aussehen, als ich dem Wesen im Irrenhaus begegnete. Doch nun war ich ruhig. Es brachte nichts, auszurasten.

"Wir sollten nicht hier sein", hörte man jemanden sagen. Die Stimme der Person war piepsig und leise.
Lori und ich lauschten aufgeregt. Meine beste Freundin näherte sich leise der Tür. Plötzlich sah ich eine fette, hässliche Spinne, die ihre Schulter hochkrabbelte.
"Lori, beweg dich nicht", keuchte ich.
Lori sah mich verwundert an. Leider drehte sie den Kopf so, dass sie ihre eigene Schulter und somit auch die Spinne sehen konnte.
Der Schrei von ihr hallte durch die ganze Schule. Lori sah aus, als hätte sie die Kontrolle über ihren Körper verloren, denn sie zappelte herum wie bei einem merkwürdigen Tanz.
"Hey, was war das?", hörte man eine Jungenstimme. "Prim, geh kurz schauen."
"O-okay", hörte man ein Mädchen sagen.
Für einen Moment war alles still. Lori und ich sahen uns an. War das Mädchen in ein falsches Zimmer gelaufen? Wir seufzten erleichtert auf.
Doch unsere Freude war zu früh, denn wir hörten Schritte.
Sie kamen näher.
Das Mädchen bog genau in unser Zimmer ein!

Remnants Of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt