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Das Capital City Lunatic Asylum sah besser aus, als der Name sich anhörte. Ich stand vor einem großen, modernen Gebäude. Viele Fenster waren zu sehen und das Haus war in weiß gestrichen, welches im Großen und Ganzen eine freundliche Ausstrahlung auf mir hinterließ. Ein riesiger Garten lag zwischen dem Irrenhaus und mir. Der Rasen war schön geschnitten und die Bäume blühten. Ein warmer Frühlingswind wehte durch die Gegend.
Etwas nervös knetete ich meine Hände. Ich hatte überhaupt keinen Plan, was mich in dieser Klapsmühle erwartete.

Eine Erinnerung weckte mich.
"Klapsmühle? Was ist das?", hörte ich mein früheres Ich sagen. Da war ich etwa zehn.
"Ist das eine Mühle, bei dem man Jedem einen Klaps gibt? Haha!" Das Kind-Ich lachte.
"Sei nicht dumm, Madeline", sagte meine Mutter kühl. Sie sah aus dem Fenster und trank einen Kaffee. Das Lachen des Kind-Ichs verstummte.

Ich blinzelte. Okay ja, meine Eltern waren nicht immer die besten. Es war nicht so, dass meine Eltern mich wie Dreck behandelten. Sie hatten mir einfach keine Liebe geschenkt.
Doch ich wäre niemals so stark geworden wie heute. Ich weinte nicht, als meine Eltern verschwanden. Ich durfte nie weinen als Kind. Wenn ich eine schlechte Note nach Hause brachte und weinte, bekam ich nichts zu Essen. Ich lernte, dass Noten wichtig waren für mich.

Ich blieb vor dem Eingang des Irrenhauses stehen. Schon durch die Glastüren konnte ich sehen, dass etwas nicht stimmte.
Die Eine war zersplittert. Meine Schritte knirschten unter den Glasscherben.
Ich sah mich um.
Deckenlampen lagen am Boden. Möbel waren unsanft herumgeschmissen worden. Ein Fernseher, der an der Wand befestigt war, rauschte. Ich ging an den zerstörten Sesseln vorbei, schaute auf den Empfangstresen. Es waren Kratzspuren zu sehen. Ich fröstelte.
Ich hörte einen Schluchzer. Sehr nahe. Eine Frau.

"Sie werden mich zu einer von denen machen." Die Stimme klang jämmerlich.

Ich ging näher. Die Stimme führte mich. Ich wusste, dass es die Passantin war, die mich töten wollte. Vielleicht schrak sie auch bei diesem Mal nicht zurück. Vor der Tür der Frau blieb ich stehen.
"Wer ist da?" Ihre Stimme klang krächzend.
"Mein Name ist Madeline Fink, ich-"
"Das ist nicht wahr. Sie ist auch nur ein Zombie und wird mich zu Einer von denen machen."
Echt jetzt? Sie hatte Angst vor einer Zombieapokalypse?
Dieser Gedanke ließ mich schmunzeln, aber dann fiel mir etwas auf:
Mrs. Hudson war tot.
Mr. DeWitt war tot.
Sie war aber nicht tot.
Anscheinend gab es verschiedene Situationen! Entweder man starb oder nicht. Mr. DeWitt hatte aber Selbstmord gemacht, denn er konnte nicht damit leben, dass seine 'Frau und sein Kind' tot waren.
Doch die Passantin war nicht tot. Sie war einfach in ihrem Zustand gefangen. Höchstwahrscheinlich für immer.
Ich wollte etwas sagen, doch das Zuschlagen einer Tür ließ mich innehalten. Ich hörte Schritte.

Die Frau wisperte: "Sie kommen."
Ich rannte los.
Ich nahm verschiedene Abzweigungen, rannte lange Gänge entlang, stolperte ausversehen mal über eine Pflanze oder sowas. Aber mir war das egal. Ich wollte mich nur verstecken.
Ich endete bei einer Sackgasse. Was nun? Ich ging zurück. Vor mir war eine Tür. Ich überlegte nicht lange. Das konnte ich auch nicht, denn ich hörte, wie die Schritte lauter wurden.
Ich öffnete sie. Es war eine Abstellkammer. Ich zwang mich hinein und schloss leise die Tür.
Ich hörte sie. Es waren Schritte. Langsame Schritte. Ganz nahe an der Tür. Ich hielt den Atem an.
Sie hörten vor der Tür auf. Ich schloss die Augen. Mir wurde schlecht.

"Komisch, ich dachte, sie wäre hier."

Es war eine raue, verwunderte Stimme. Die Schritte ertönten und ich hörte, wie dieser Jemand rief: "Ethan? Wir gehen!"
Nach einer Weile war alles still. Ich zwang mich, die Türe einen spaltbreit zu öffnen. Dann schielte ich hinaus. Niemand war zu sehen.
Ich tigerte zurück. Dorthin, wo ich angefangen habe zu rennen. Das Jammern der Frau war leise zu hören.
So schnell wie dieser Jemand kam, war er auch wieder verschwunden.

Remnants Of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt