Die Polizei war beschäftigt, was ideal für mich war. Ich zog mich zurück ins Treppenhaus und tigerte die Stufen hoch zu seiner Wohnungstür. Ich war mir sicher, dass er irgendwo einen Haustürschlüssel versteckte. Man war ja heutzutage immer so gestresst in der Berufswelt.
Ha!
Tief im Schirmständer griff meine Hand nach etwas gezacktem. Es war der Ersatzschlüssel.
Triumphierend schwang die Tür mit einem Klick! auf und ich betrat die Wohnung. Sofort fiel mir auf, dass die ganze Wohnung verwüstet war. Ich dachte, dass Stürme in Wohnungen unmöglich waren? Dieser Anblick widersprach meinen Gedanken aber.
Ich musste darauf achten, wo ich hintrat, denn auf dem Boden war ein Meer von Möbelstücken und Gegenständen.
Im Wohnzimmer war nichts, da war ich mir sicher, als ich zurück in den Flur wankte. Vielleicht in der Küche? Mir fehlten die Worte, als mich die eher weniger einladende Kulisse empfing.
Messer waren mit der Spitze gegen die Tapete geworfen, Schubladen lagen auf dem Boden und der Wasserhahn lief. Mr. Dewitt musste wohl wirklich ausgerastet sein.
Aber weshalb?
Kündigung der Arbeit?
Streit mit der Frau?
Ich wusste die Antwort nicht. Doch sie war hier. Irgendwo.
Ich verließ die Küche und mein Blick fiel auf das Schlafzimmer. Was lag da auf dem Bett?
Mein Herz schlug schneller und meine Finger zuckten. War Mr. Dewitt etwa wegen seinem schlimmsten Albtraum gestorben? Halt, das war seltsam.Warum würde man freiwillig vom Dach springen?
Es war ein Buch, was sich auf dem Bett befand, genau genommen ein Fotoalbum. Mit zitternden Händen nahm ich es hervor. Ein paar Seiten waren herausgerissen und als ich weiterblätterte, fiel ein kleiner Zettel auf den Boden.
Es war ein Brief. Die Wörter waren schnell hingekritzelt und mir fiel es schwer, die Buchstaben zu entziffern. Der Brief hatte nasse Flecken. Der Schreiber musste wohl geweint haben.Ich habe sie verloren. Beide. Helen. Holly. Alles, was mir im Leben wichtig war. Ich kann nicht mehr weiterleben ohne sie. Ich WILL nicht mehr weiterleben.
Ich fühle mich, als wäre ich in einem Albtraum gefangen.Mein Mund wurden trocken, als ich den Brief las.
Es war ein Irrtum. Meine Gedanken waren eine einzige Lüge.
Troy Dewitt war von der Krankheit befallen. Seine größte Angst war, seine Familie zu verlieren, die wegen seines Geschäfts getrennt von ihm lebte.
Plötzlich 'erhielt er die Nachricht', dass seine Familie umkam. Getränkt in Kummer wusste er, dass es nicht mehr weiterging von ihm.
Er begang Selbstmord.
Ich atmete tief ein und aus. Das konnte, das durfte nicht wahr sein!Die nächste Überraschung erwartete mich, als ich im Wohnzimmer meiner Wohnung ankam. Jay saß auf dem Sofa und starrte mich verwundert an. "Wo warst du?" Er stand auf und sah mich an. Er war fast einen Kopf größer als ich, weshalb ich hinaufschauen musste, um seinen Blick zu erwidern.
"Das ist jetzt nicht so wichtig. Aber du musst mir helfen", sagte ich und sah auf Jays Lippen. Sie waren so schön geschwungen, einfach so perfekt, so..
Halt. Aufhören.
"Wo.. ist Lori?" Ich wandte mich von ihm ab. Auch er machte einen größeren Abstand zwischen uns, indem er einen Schritt zurückmachte.
"Sie ist gegangen. Du warst über eine Stunde weg und sie musste nach Hause."
Ich war über eine Stunde weg? Ich nickte und setzte mich langsam hin.
"Warte mal. Was machst du hier?", fragte ich ihn. Ich schluckte und Jay zuckte die Schultern. "Ich habe gesehen, was passiert ist und habe mir Sorgen um dich gemacht."
Bei diesen Worten schlug mein Magen Purzelbäume."Ist alles okay mit dir? Du warst ziemlich aufgebracht, als du gekommen bist."
Ich musste es ihm erzählen. Nur wie?
Ich atmete tief durch und fing an, von Mr. Dewitt und meiner Entdeckung zu erzählen.
"Die Krankheit kann so viele Auswirkungen auf dich haben! Du kannst davon sterben oder auch am Leben bleiben." Ich hielt inne. Und was wäre, wenn man verrückt wurde? Wenn die Krankheit dein ganzes Leben umkrempelte, du aber doch nicht gestorben bist?"Und was willst du nun unternehmen?"
Jays Stimme war kühl, was mich überraschte. Ich sah in seine saphirblauen Augen. "Ich habe nachgedacht. Weißt du noch, als mich die Frau angegriffen hat bei unserer Tour?", fragte ich. Jay nickte.
"Was, wenn sie auch von der Krankheit befallen wurde? Ich weiß nicht, ob sie noch lebt, aber ich muss mit ihr reden. Vielleicht bringt uns das weiter. Vielleicht lebt sie noch."
Jay sah mich an, als wäre mir ein dritter Arm gewachsen. "Die Frau hätte dich fast umgebracht!" Das letzte Wort betonte er stark. Ich rollte die Augen.
"Wenn du mir nicht helfen willst, gehe ich alleine", sagte ich gereizt.
Jay sah mich eine Weile einfach nur an. Mein Herz hämmerte gegen die Rippen.
"Tu was du willst", murrte er und lief an mir vorbei zur Haustür. Für einen kurzen Augenblick stieg mir der Geruch von einem Sommerregen in die Nase.
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Remnants Of Darkness
غموض / إثارةDie Welt von Madeline gerät langsam aus den Fugen, als ihre geliebte Heimat Capital City dem Untergang geweiht ist. Eine mysteriöse Krankheit breitet sich aus: Menschen sterben an ihrer größten Angst oder verlieren vollkommen den Verstand. Hat Ethan...