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Am nächsten Morgen konnte ich kaum aufstehen. Jedoch schaffte ich es auf die Beine zu kommen, als Quint mir drohte mich wie ein Sack Kartoffeln auf seine Schulter zu werfen und so loszumarschieren. Ich wollte es lieber nicht riskieren und stand dann auf.
Die Anderen waren schon bereit, als ich zu ihnen kam.
"Kanns losgehen?", fragte Lynx. Lori war auf seinem Rücken, er trug sie im
Huckepack. Ihre Augen waren geschlossen, wahrscheinlich schlief sie noch.
Wir marschierten los. Nach zehn Minuten waren wir bei der Tankstelle angekommen. Wir liefen an ihr vorbei der Straße entlang. Sie kam mir unendlich lang vor.
Die Sonne war hoch oben am Himmel und schien uns ärgern zu wollen, denn wir alle hatten heiß. Ich nahm eine Wasserflasche und nahm ein paar Schlücke.
Etwa eine Stunde war vergangen. Ich sah mich um. Rechts und Links von der Straße war sattes Grün. Blumen blühten, Bäume wurden von einer leichten Brise bewegt. Manchmal hörte ich einen Vogel zwitschern oder das Zirpen einer Heuschrecke.
"Wie lange dauerts noch?", fragte ich Lynx, der neben mir lief. Lori, die auf seinem Rücken ruhte, hatte einen Hut auf als Schutz gegen die Sonne.
Lynx entgegnete: "Wir sind bald da."
Tatsächlich: Ich schaute nach vorn und konnte ein Schild entdecken:

Willkommen in Capital City!
Einwohner: 1'976'459

Das Schild entsprach schon lange nicht mehr der Wahrheit. Wir liefen schweigend am Schild vorbei. Nach ein paar hundert Meter konnte ich die Umrisse der Stadt erkennen. "Endlich!", seufzte ich. Auch die Anderen schienen erleichtert zu sein, denn auf ihren Gesichtern zeichnete sich eine Spur von Zufriedenheit ab.
Wir liefen nun alle schneller.

Die sonst vollen Straßen von Capital City waren menschenleer. Autos lagen verstreut auf der Straße. Bei manchen von denen stieg ein Qualm aus der Motorhaube. Fenster waren zersplittert, aus einem Hydranten drang ein starker Wasserstrahl. Müll lag auf den Straßen, Gebäude waren leer.
Mit einer Mischung aus Angst und Wut sah ich mich um. Wo waren diese Albträumer? Mir stockte der Atem, als ich auf einer großen Plakatwand sah:

WO AUCH IMMER DU BIST,
MADELINE FINK: WIR WERDEN DICH FINDEN.

Lori wachte auf. "Hey... wo sind wir?", fragte sie. Lynx rückte sie weiter nach oben. "In Capital City", antwortete er.
Wie auf Knopfdruck war Lori nervös. Sie sah sich um. "Wo sind denn alle?", fragte sie verdattert.
"Egal", sagte ich. "Wir müssen uns jetzt irgendwo verstecken. Wie wärs mit einem der Gebäude?"
Wir einigten uns auf das Gebäude, welches am wenigsten zerstört wurde und irgendwie am sichersten aussah. Wir betraten das Gebäude. Auch hier drin herrschte ein Chaos. Doch mit der Zeit hatte ich mich an diese Einrichtungen hier gewöhnt.
"Lasst uns mal ganz nach oben gehen", schlug Prim vor und drückte auf den Knopf eines Fahrstuhls. Die Türen öffneten sich stockend und an der Decke des Fahrstuhls flackerte eine Lampe.
Wir fuhren hoch. Leise hörte man die
Gute-Laune-Fahrstuhlmusik.
Als der Fahrstuhl anhielt und die Türen öffnete, sahen wir uns um. Wir befanden uns wohl in einem Wohnsitz von einer Firma. Es gab hier viele Büros mit Computern. Neben uns blubberte ein Wasserspender. "Sieht gemütlich aus hier", meinte Quint und schlenderte den Besprechungszimmern entlang. Ich beschloss ebenfalls, mich umzusehen. Hier gab es viele Schreibtische, auf denen Computer waren. Bei manchen flackerte der Bildschirm und manche waren ganz kaputt. Doch es gab auch vollständige Bildschirme. Ich sah auf der Wand links von mir das Logo der Firma. Es war ein Baum auf einem Hügel.
Vor mir war eine Wand, ganz aus Glas. Ich blickte hinaus. Dabei bemerkte ich nicht das zoomende Geräusch einer Kamera.

"Hey, Captain? Ich hab hier was."
"Was hast du, Kyra? Zeig Mal her."
"Im Gebäude 5567 befindet sich jemand. Anzahl unbekannt."
"Konntest du die Person auf der Kamera identifizieren?"
"Ja, ich bin mir zu 100% sicher, dass ich das Gesicht von Madeline Fink gesehen habe."
"Gut. Heute Nacht stürmen wir das Gebäude."

Remnants Of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt