XVIX-Ein Sturm zieht auf

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Zu der größten Verwunderung von Hermine und Professor McGonagall, verlief der Morgen nach dem Vorfall absolut ruhig. Kein einziger Schüler schein etwas bemerkt zu haben und das Fehlen des Hausmeisters und seines Gefährten, der Katze, wurde ebenfalls nicht beachtet.
Für die Schüler war es wichtiger über das anstehende Quidditchturnier zu tratschen, als Gedanken an den verhassten Hausmeister zu verschwenden.
Hermine jedoch spürte einen dicken Kloß im Hals, wenn sie McGonagall sah. Sie fühlte sich so, als hätte sie ihre Freunde verraten. Den verwirrten Neville, der nicht verstand wieso Hermine ihr Frühstück nicht anrührte und die traurig dreinblickende Luna, die ohne Hermines Begleitung nach Hogsmeade musste. Ebenfalls dachte sie an ihre Freunde, die sich auf einem anderen Kontinent befanden. Sie hatte nie die Zeit gefunden, einen Brief zu verfassen. Jedes mal, als sie Lieber Ron schrieb, spürte sie ein unangenehmes Stechen in der Brust.
Dasselbe Stechen breitete sich in ihr aus, als sie auf dem Weg in die Bibliothek war und einen weißblonden Haarschopf erblickte. Sie hatten immer noch kein einziges Wort miteinander gewechselt. McGonagall hatte Hermine stets im Blick gehabt und Draco hatte mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Von seinen Mitschülern wurde er wie ein Abtrünniger behandelt. Draco der Verräter, Draco der Todesser, Draco der Malfoy.
Unentschlossen blieb sie auf dem Gang stehen und beobachtete ihn bis er sich abrupt zu ihr umdrehte und ihr genau in die Augen blickte.
"Hallo.", presste sie hervor und drängelte sich an ihm vorbei. Innerlich schimpfte sie über ihre Reaktion, doch sie setzte ihren Weg trotzdem fort. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken, hörte seine Schritte hinter ihr und zuckte zusammen, als sich seine Finger um ihr Handgelenk schlossen.
Draco blickte sie bloß stumm an und Hermine starrte zurück.

Eigentlich hatte Hermine nicht vorgehabt die Schule zu verlassen, aber letztendlich landete sie mit Draco Malfoy in Hogsmeade. Zwar hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen Luna, doch jeder Blick, den sie Draco schenkte, ließ sie die Bedenken verwerfen. Hermine erinnerte sich an die Tage, an denen sie mit Harry, Ron und Ginny durch die Gassen gestreift war und sich an Ron's Arm geschmiegt hatte. Plötzlich fühlte sie eine leichte Berührung an ihrer Hand. Vorsichtig senkte sie ihren Blick und sah, wie Draco seine Hand vorsichtig gegen ihre drückte. Die Röte stieg ihr in die Wangen und auf einmal war sie glücklich. Die Sorgen der letzten Jahre wurden von einem dichten Nebel verdeckt und jegliche Angst war verschwunden. Die Bedenken aufgrund des schwarzen Flecks verließen ihren Kopf und Hermine packte Dracos Hand.
"Komm, wir sind nicht umsonst hier!", rief sie und zog ihn mit sich. Draco stolperte hinter ihr her, doch auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Es war jedoch kein bösartiges Grinsen, welches sie von ihm kannte. Es war ein schönes Lachen, welches mit seinen Augen um die Wette strahlte.
"Ja, das sind wir wohl nicht.", hörte sie ihn flüstern.
"Komm mit!", rief er etwas lauter und führte Hermine zielsicher durch die Gassen. Hermine konnte von sich behaupten Hogsmeade in und auswendig zu kennen. Doch den Laden, zu dem Draco sie führte hatte sie noch nie bemerkt. Dabei war er gut sichtbar an einer Ecke platziert und grenzte an einem größeren Weg. Die Tür war jedoch klein und unscheinbar, weshalb man nicht sofort erkennen konnte, dass sich dahinter ein Laden verbarg. Als Draco die schwere Tür öffnete, hielt Hermine begeistert den Atem an. Vor ihr erstreckten sich Regale mit den ältesten und schönsten Sachen. Es gab Bücher, Stoffe, Skulpturen und Malereien. Alles wurde von eine Staubschicht bedeckt, aber Hermine verschreckte das nicht.
" Woher kennst du diesen Ort?"
"Mein Onkel hatte ein Faible für alte Sachen. Er meinte immer, dass sie eine Geschichte erzählen. Für ihn war eine alte Kanne dasselbe wie ein Märchenbuch."
"Es ist unglaublich!", raunte Hermine und fuhr mit den Fingerspitzen über die verstaubten Buchrücken.
Sie blätterte in den verstaubten Büchern, fuhr mit den Fingern durch die alten Kleider und begutachtete die aus Silber gefertigten Dekorationen. Dabei wurde sie stets von Draco beobachtet. Zwar tat er so, als ob er in ein altes Buch vertieft wäre oder er außerordentliches Interesse an einer alten Gießkanne hätte, doch da er beides falschrum hielt, bemerkte Hermine seinen Blick sehr schnell.
Dennoch hatte sie Angst über den Kuss zu sprechen. Die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen.
Zufällig stieß sie auf ein mit Samt umschlagenes Buch, welches keinen Namen hatte. Es waren kurze Gedichte über alle möglichen Gefühle. Obwohl es Hermine nicht sonderlich interessierte blätterte sie sich durch das kleine Büchlein und landete schließlich bei einem kleinem, selbstverfassten Satz. Der ehemalige Besitzer musste das Buch wohl etwas vervollständigt haben, denn in unordentlicher blauer Schrift stand Gefühle sind da.
Momente um sich an sie zu erinnern auf dem vergilbten Papier.
Es war kein Meisterwerk der Dichtkunst, doch dieser kleine Satz ermutigte Hermine. Sie sah Draco am anderen Ende des Raumes stehen und sie aus den Augenwinkeln beobachten.
Kurz blieb sie stehen, um eine Kollektion von Porzellan Engeln zu begutachten, die mitten auf dem Regal ihren Platz fand.
Zufällig blickte sie aus dem kleinen Fensterchen, das hinter einem der Regale war und direkt auf Hogwarts gerichtet war. Der wunderschöne Engel, den sie soeben noch in der Hand gehalten hatte, landete auf dem Boden und zerbrach in hunderte Teile.
" Was ist passiert?"
Draco eilte zu ihr und auch ihm stockte der Atem, als er aus dem Fenster sah. Der Himmel wurde von dunklen, beinahe schwarzen, Wolken bedeckt und der Wind ließ die Bäume wanken. Doch das fürchterlichste war die dunkle Masse über dem Schulgebäude. Die Wolke sah zäh aus und drehte sich wie ein Strudel über dem Schuldach.
"Der Sturm sieht nicht gut aus.", murmelte Draco.
"Wir hätten schon längst in der Schule sein müssen.", wimmerte Hermine. Plötzlich kam ihr ihr Handeln so abwegig vor. Sie hatte sich von Draco Malfoy ausführen lassen und würde dank ihm nun zu spät in Hogwarts erscheinen.
" Wir müssen los.", teilte sie Draco mit und rannte aus dem Raum. Hinter ihr ließ Draco die Tür ins Schloss fallen und schon bald hörte sie seine Schuhsohlen auf dem gepflasterten Weg.
Vollkommen aus der Puste, aber grade noch pünktlich, eilten sie zu dem Haupteingang und genehmigten sich eine kleine Verschnaufspause vor der Tür.
Plötzlich ertönte ein zaghaftes Miauen und Hermine starrte verwundert in ein Paar leuchtend gelbe Augen, die von zotteligem Fell umrandet wurden. Mrs. Norris saß vor dem Eingang zu Hogwarts und funkelte die beiden ausdruckslos an.
"Mrs. Norris! Da bist du ja!", rief Hermine begeistert und lief auf die Katze zu, die sie ängstlich beäugte. Zaghaft packte sie das Tier und hielt es fest.
Draco schaute Hermine verwirrt an und meinte: "Ich wusste nicht, dass du und das Viech so gute Freunde seid."

"Das....ist eine lange Geschichte.", blockte Hermine ab und drehte sich verstohlen um. Sie hatte das ungute Gefühl nicht alleine zu sein. Es waren nicht nur die Katze, Draco und sie anwesend, irgendwas oder irgendwer war auch da. Und genau das ließ Hermine erschaudern. Sie hatte die Hülle aus Gefahr, die sie um Hogwarts gelegt hatte, schon längst erkannt, aber gegen das, was vor sich ging war sie machtlos.
Draco bückte sich schnell, sammelte etwas kleines vom Boden auf und ließ es sich in die Manteltasche gleiten.
Fragend schaute Hermine ihn an, doch Malfoy zuckte nur mit den Schultern und erklärte, dass es ihm davor aus der Tasche gefallen sei.
Hermine hörte nicht mehr, wie Draco sich leise umdrehte und Verschwinde! in die Landschaft zischte.

Es tut mir so unglaublich leid, dass ich solange inaktiv war und euch jetzt mit so einem langweiligem Kapitel strafe! Ich komme mir ernsthaft, wie so eine Rabenmutter vor...

Danke! Wir haben die 20k geknackt und, oh mein Gott, das ist so viel. Wenn man bedenkt, dass das keine Badboy Story ist und dass ihr alle so wahnsinnig nette Kommentare schreibt... Das macht mich echt unglaublich glücklich!
DANKE!

A hidden year (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt