V-Eulenpost

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Es waren einige Tage nach dem ersten Schultag vergangen und Hermine hatte bereits drei Bestnoten und fünfzig Punkte für Gryffindor ergattert. Gryffindor jubelte und Slytherin schaute mürrisch drein.
Goyle hatte eine Reihe von neuen Slytherin um sich geschart und schien ihnen keine guten Sachen zu erzählen. Die Blicke, die sie den Gryffindors zuwarfen, sprachen für sich.

Hermine saß am Ende der langen Tischtafel und aß ihr Frühstück. Es war Sonntag und in Hogwarts ging es ruhig und gesittet zu. Hermine schaufelte sich grade genüßlich den Inhalt einer Puddingschale in den Mund, als das laute Flügelflattern von unzähligen Eulen näherkam. Die Post war da und die Schüler versuchten ihre Briefe oder Pakete bereits in der Luft abzufangen.

Ein lautes Platschen und ein mit Schokoladenpudding bekleckerter Neville wiesen darauf hin, dass Ron die Post mit Errol, der Familieneule, geschickt hatte. Vermutlich wanderte der Brief von Ron zu Mrs. Weasley und erst dann zu Hermine.

Hermine hoffte, dass in dem Brief nichts Peinliches stand und vorallem, dass Ron's Mutter ihn nicht gelesen hatte.

Der arme Vogel war im wahren Sinne des Wortes völlig durch den Wind und sein Gefieder war mit der klebrigen Schokoladenmasse verklebt. Hermine schlug sich die Hände vor den Mund und versuchte das arme Tier zu befreien. Errol brauchte mehrere Anläufe um erfolgreich in die Lüfte zu fliegen und zusammen mit den anderen Eulen zu veschwinden. Dann wand Hermine sich Neville zu. Sein Gesicht war mit Puddingsprenkeln beschmutzt und mitten auf seinem Hemd plagte ein riesiger brauner Fleck. Hermine entschuldigte sich mehrmals und versuchte das Desaster mit einer Serviette wegzukriegen. Der Fleck verblasste zwar ein wenig, aber er wurde größer und als Neville anfing mit seiner Zunge um den Mund zu lecken um an den Pudding zu kommen, ließ sie angewiedert die Serviette fallen und überließ ihn seinem Schicksal. Schließlich hatte sie einen Brief zu öffnen und zu lesen. Sie verzog sich in eine Ecke, riss schnell den Briefumschlag auf und begann, mit einem warmen Gefühl im Bauch, zu lesen.

Bereits auf den ersten Blick erkannte sie drei verschiedene Handschriften und sie ihren Freunden zu zuordnen war mehr als nur leicht. Die ordentliche und beinahe kalligrafische Schrift gehörte Ginny. Die Buchstaben hatten immer dieselbe Größe und die Abstände zwischen den Worten waren genauso ordentlich. Die zwar etwas schiefe, aber ordentliche Schrift kam von Harry und das fürchterliche Gekrakel kam von Ron. Den ersten Teil des Briefes hatte, wahrscheinlich des guten Eindrucks willen, Ginny geschrieben.

Liebe Hermine,

Wir sind ziemlich gut in dem Amazonas angekommen. Dich nach deinen Erfolgen zu fragen wäre töricht. Schließlich wissen wir doch, dass du die schlauste Hexe überhaupt bist. Harry will mir die Feder wegnehmen, weil ich angeblich zu sehr von dem Thema abweiche und die Möglichkeiten knapp sind.

Und ich habe recht. Den krunzenden Gnix haben wir nicht gefunden und es ist höllisch warm hier. Der Regenwald ist interessant zu erforschen, aber es gibt hier so viele hinterhältige Viecher (musstest du auch an Mrs. Norris denken?) Gut, die Zeit ist knapp, also dir noch viel Glück und Spaß.

Ich hoffe du hast rausgefunden, dass es wirklich der krunzende Gnix heißt. Ich vermisse dich Hermine. Sicher, dass du nicht nachkommen willst? Deinen Abschluss schaffst du sowieso immer und überall.

Ich liebe dich.

Viel Glück und hoffen wir, dass wir nicht an den Sonnenstrahlen sterben.

Du schaffst das!

Ron, Harry, Ginny

Hermine presste den Brief glücklich an die Brust. Sie war zwar etwas verletzt von Ron's Worten, dass sie den Abschluss nicht machen sollte, aber sie vermisste ihn trotzdem sehr. Sie merkte sich, dass sie bei dem Antwortbrief nach einem Foto fragen sollte, um wenigstens etwas von ihrer Reise mitzukriegen. Der Brief wanderte wieder zurück in den Umschlag und dann in die Schultasche. Im Zimmer kam er dann in die oberste Schublade ihres Nachtschränkchens.

Der Montag brachte neue unangenehme Dinge mit.

Hermines Umhang duftete ständig nach Blumen und der Geruch wollte sich nicht rauswaschen. Professor Paffel blieb seinem ersten Eindruck treu und brachte den Schülern alles, was sich um Blumen drehte bei. Die wirklich wichtigen Sachen, wie zum Beispiel heilende und giftige Tränke, ließ er aus. Die Begründung waren die möglichen Gefahren, die im wohlbemerkt Angst machten. Paffel brach schon bei dem Wort Gift in Angstschweiß aus und stammelte unzählige Erklärungen für seine Sorgen. Schon beim Anblick von Blumen und deren Blättern wurde Hermine wütend. Sie hatte schon in Erwägung gezogen zu Mc Gonagall zu gehen, aber dann hatte sie diese Idee verworfen. Das würde nur Probleme und Sorgen geben, die die Schule nicht gebrauchen konnte.

"Es kann nicht schlimmer werden.", versuchten Neville und Luna ihre Freundin zu trösten.

"Hoffentlich!", rief Hermine nur, "Wir machen in einem der wichtigsten Fächer so gut wie nichts! Das beeinträchtigt unsere Bildung! Nicht auf gute Art und Weise. Wir lassen Blumen kochen und dieser Geruch verfolgt mich bereits in meinen Träumen. Auch bei Professor Seprun sieht es nicht sehr glänzend aus! Nur Theorie! Wir sind Zauberer und keine Wissenschaftler. Nein! So geht es einfach nicht."

"Du hast ja mal kräftig Dampf abgelassen.", raunte Neville mit großen Augen.

Hermine lief leicht rot an, als ihr der Ausmaß ihres Wutausbruches bewusst wurde. Beschämt senkte sie den Kopf und wollte sich für ihr Geschreie entschuldigen, aber sie wurde von Neville unterbrochen.

"Das ist gut.", verscherte er, "Um deine Gefühle rauszulassen."

"Na ja, wie du bereits meintest, kann es nicht noch schlimmer werden.", antwortete Hermine und packte ihre Bücher aus.

Schließlich musste sie, obwohl sie Paffel nicht sonderlich schätzte, am nächsten Tag eine Arbeit über einen der blumigen Tränke abgeben und die hatte gut zu werden.

Eine vierte Bestnote würde ihr grade recht kommen.

A hidden year (Dramione FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt