Das festliche Essen, das auf die Rede von McGonagall folgte, fand wie immer im großen Saal statt. Minerva McGonagall hatte das Amt des Schulleiters nach Albus Dumbledore übernommen. Nach den Zeiten, in denen Severus Snape oder Dolores Umbridge als Schulleiter tätig waren, wurde die neue Schulleiterin als ein Segen gesehen.
Das alles ging Hermine durch den Kopf, als sie an dem Gryffindortisch saß und McGonagalls Rede nicht zuhörte. Viel lieber ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, um neue Schüler oder alte Bekannte zu entdecken und memorisieren. Auf Hermines und Nevilles Enttäuschung, hatte Luna recht mit ihrer Beobachtung am Bahnhof. Crabbe und Goyle saßen am Slytherintisch und beäugten Hermine argwöhnisch. Wahrscheinlich fragten sie sich, wo Harry, oder wie sie zu sagen pflegten, Potter, seie.
Die in die Länge gezogene Ansprache wurde beendet (Hermine hatte erfahren, dass sie neue Lehrer hatte, die auf die Namen Professor Paffel und Seprun hörten) und die Schüler bekamen die Erlaubnis zu speisen. Obwohl sie eigentlich großen Hunger haben sollte, stocherte Hermine ohne große Begeisterung in ihrem Essen herum. Neville biss zufrieden von einer Hähnchenkeule ab, dessen Soße ihm über die Finger rinnte, und sagte etwas Unverständliches. Hermine bat ihn den Mund zu zumachen und schnitt demonstrativ vorsichtig mit ihrem Messer ein Stück Fleisch von dem großen Ferkel in der Mitte des Tisches ab. Das Essen war, trotz Hermines Willenlosigkeit, köstlich und selbst sie ließ sich von den begeisterten Aufschreien mitreißen, als sie die Desserts erblickte. Die Schokoschlangen nach denen sie sich so gesehnt hatte, kamen ihr unbedeutend und karg vor. Sie war pappsatt, als sie aus dem Speisesaal trottete und sich zu ihrem Schlafraum bewegte.
Die Erstklässler hüpften begeistert durch die Gegend und die Aufsicht hatte mächtig was zu tun. Eddie Ruffel, ein schmächtiger Erstklässler, wäre fast von der Treppe gefallen, wenn Peter Murge ihn nicht aufgeschnappt hätte. Murge war ein großer und unscheinbarer Junge, der aber trotzdem als Vertrauensschüler auserwählt worden war. Hermine hatte ihn bereits vor dem Abendessen abgefangen und kannte also das Passwort für den Eingang vor den anderen Schülern.
Sie hatte Neville mit sich mitgezogen, vor der fetten Dame Essenszauber gemurmelt und war in den Gemeinschaftsraum gestürzt.
"Wieso beeilst du dich so sehr?", maulte Neville, "Es gab grade frische Waffeln und du zerrst mich aus dem Speisessal. Nur weil du absolut immun gegen Hunger bist."
"Ich nehme das als Kompliment, Neville.", erwiederte Hermine und ließ sich auf einen Sessel fallen.
"Versteh das doch! Ich habe keine Lust mich ausfragen zu lassen.", erklärte sie, "Und außerdem hat Goyle versucht den Schinken von unserer Tischhälfte zu verhexen!"
Den letzten Grund hatte sie sich ausgedacht, aber dafür löste es bei Neville die richtige Reaktion aus. Er nickte verständnisvoll und murmelte, dass Goyle ein mieser Schweinehund wäre.
Hermine gluckste und hielt sich die Hand vor den Mund. Neville hatte ihre kleine Lüge nicht entdeckt und so entschuldigte sie sich ohne einen Grund zu nennen. Sie bekam einen schiefen Blick von Neville ab und schüttelte den Kopf.
"Ich glaube ich sollte jetzt in mein Zimmer. Sachen auspacken, ein gutes Bett ergattern und meine Bücher sortieren.", sagte sie und sprang auf.
"Jetzt schon?", fragte Neville ungläubig und schaute auf die Uhr.
"Warum denn nicht?", entgegnete Hermine und dachte an Ron.
"Ich sollte Ron einen Brief schreiben, was meinst du?"
"Bin ich etwa Meister in diesem Gebiet?", beantwortete Neville ihre Frage mit einer anderen und schaute zur Tür.
Neville seufzte und Hermine ahnte, dass er sich die Gesellschaft von irgendeinem anderen Gryffindor wünschte. Leider waren in der Abschlussklasse kaum Gryffindors. Die Ravenclaws und Slytherins gewannen Überhand und Hufflepuff kam gleich danach. Natürlich mochte Hermine ihre Mitschüler aus Gryffindor, aber sie hatte mit ihnen nun mal, vom Unterricht und Gryffindordasein abgesehen, nicht viel zu tun. Für sie war Hermine das intelligente und ewig lernende Mädchen und sie waren für Hermine bloß bekannte Gesichter.
Neville kratzte sich am Kopf und stand auf.
"Tja!", verkündete er, "Ich glaube ich gehe auch mal in den Schlafsaal, lasse mich auf das Bett fallen und packe keine Bücher aus."
"Neville, das ist das letzte und wichtigste Jahr! Du musst dir Mühe geben. Es sei denn du willst keinen Abschluss schaffen und ich glaube nicht, dass es der Fall ist.", sagte Hermine nachhaltig und verabschiedete sich von ihm.
Den ganzen Abend lang bereitete Hermine sich auf den morgigen Tag vor. Sie packte ihre Feder und das Pergament in die Schultasche ein. Schließlich musste sie Notizen machen, da nicht alles von dem Unterrichtsstoff in den Büchern der Bibliothek zu finden war. Die Schulbücher zog sie gar nicht erst in Erwägung, denn sie enthielten zu wenig zusätzliche Informationen. Hermine legte ihre saubere Uniform auf die Bettkante und bedeckte das ganze mit ihrem schwarzen Umhang. Zufrieden stellte sie fest, dass sie alle nötigen Vorbereitungen getroffen hatte und mit gutem Gewissen zu Bett gehen konnte.
Langsam füllte das Zimmer sich mit ihren Mitbewohnerinnen und der Raum wurde von lautem Gelächter und wirrem Gerede erfüllt. Einige Mädchen grüßten Hermine oder fragten sie über Harry, Ron und Ginny aus. Hermine grüßte zurück und versuchte den ganzen Fragen so gerissen wie möglich zu entgehen.
Die restliche freie Zeit verbrachte sie in ihrem Bett mit einem dicken Wälzer in der Hand. Sie hatte das Kapitel über magische Tierarten in ihrem Schulbuch gefunden und suchte vergeblich nach dem Krunzenden Gnix oder nach dem einfachem Knix. Sie konnte es einfach nicht auf sich sitzen lassen, dass Ron recht gehabt hatte und sie sich vor Luna blamiert hatte.
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A hidden year (Dramione FF)
أدب الهواة"Der Familienname sagt gar nichts über einen aus, Granger." Seit neustem auch mit Fortsetzung: A hidden hour