Er hatte seine Zwiespältigkeit gesehen. Hatte bemerkt, wie er hin und her gerissen war. Er wusste, dass sich irgendetwas in diesem Jungen abspielte gegen das er sich noch versuchte zu wehren. Er sträubte sich dagegen, seine Fassade abzulegen. Und das verwirrte ihn noch mehr.
*Ardys POV*
Als ich am nächsten Morgen in die Schule kam, war Taddl nicht da. Auch als es längst geklingelt hatte, kam er nicht.
Ich seufzte.
Vielleicht hatte ich ihn mit meinen Worten gestern doch zu sehr verärgert...
Missmutig ließ ich mich auf meinen Stuhl plumpsen und wühlte genervt in meinem Rucksack herum um meine Hefte raus zu holen, wobei mir mein Taschenrechner scheppernd zu Boden fiel.
Gerade wollte ich meine Hand danach ausstrecken, als jemand anderer diesen aufhob und mir hinhielt.
Ich hob den Kopf.
Luna stand lächelnd vor mir und hielt mir zögernd den Rechner hin.
„Danke." murmelte ich und nahm ihn entgegen.
„Kein Problem. Jetzt sind wir quitt."
Ich lächelte und ließ meine Sachen auf den Tisch fallen.
Doch Luna stand immer noch da.
„Is' was?"
„Ähm, ist, ist Taddl gar nicht da?"
Ich spannte mich augenblicklich an und erwiderte nur ein stumpfes „Nein."
„Kann ich mich vielleicht zu dir setzten? Also, weil Paola krank ist und ich dachte-"
„Klar."
Überrascht sah sie mich an, bevor ein weiteres Lächeln ihre schönen Lippen zierte.
Ich grinste ihr zu und machte ihr den leeren Platz neben mir frei.Den ganzen Tag über redeten wir kaum ein Wort und doch lag die ganze Zeit über ein Lächeln auf unseren Lippen.
In Lunas Nähe fühlte ich mich irgendwie ungewohnt wohl. Und ich hatte nicht die ganze Zeit dieses komische Gefühl im Magen wie bei Taddl.
Nur auf die vielsagenden Blicke die ich von meinen Freunden erntete, hätte ich verzichten können.Nach der letzten Stunde begleitete ich Luna noch zum Ausgang.
„Wollen wir uns vielleicht mal treffen?" fragte diese, nun nicht mehr so schüchtern wie am Anfang.
„Klar, gerne."
Wieder so ein überwältigendes Lächeln.
„Okay, dann bis morgen, Ardy."Glücklich machte ich mich auf den Heimweg, erstarrte dann jedoch als ich einen schwarzen BMW Cabrio vor meiner Haustüre parken sah.
Zögerlich schloss ich die Türe auf und mir kam sofort der Geruch von Bacon in die Nase. Das hieß eigentlich immer, dass meine Mutter zuhause war, aber unter der Woche?Misstrauisch betrat ich die Küche und musste zu meiner Erleichterung erkennen, dass es wirklich meine Mutter war.
„Was machst du denn schon hier?" fragte ich verwundert.
„Meine Nachtschicht fällt heute aus." meinte diese nur lächelnd.
„Ich habe euch was zum essen gemacht!"
„Euch?"
„Na, dir und deinem Freund! Er meinte, ihr seid verabredet."
Ich schluckte und eilte hastig in mein Zimmer, wo ich die Türe aufriss und sich meine Miene verfinsterte.Taddl stand da, lässig gekleidet wie immer und erwiderte meinen Blick stumm.
„Was willst du hier?" fragte ich emotionslos.
„Ich habe über deine Worte nachgedacht."
„Und das war so fesselnd, dass du heute nicht in die Schule gekommen bist?" Ironie schwang in meiner Stimme; mal wieder. Doch er ignoriert es.
„Ardy, hör auf dich verstellen zu wollen. Ich hab' dich längst durchschaut."
Die Augen des Größeren blitzen auf und augenblicklich zog sich in meiner Magengegend alles zusammen.
„Ich habe keine Freunde, weil ich keine will und keine brauche. Diese ganzen Leute leben nicht in meiner Welt und sie wissen auch nicht, dass diese existiert, also bringt es nichts ihnen diese näher zu bringen. Nach gestern, dachte ich, ich könnte auch auf dich scheissen. Aber das kann ich nun mal nicht. Du bist eben anders und du stehst mit einem Fuß in meiner Welt, ob du willst oder nicht. Und egal ob ich dich leiden kann oder du mich, oder eben auch nicht, irgendwas in mir sagt mir, dass wir uns nicht einfach aus dem Weg gehen können. Wir wissen zu viel von dem, was andere nicht einmal erahnen. Wir wissen, wie es anders sein kann. Und wir wissen beide ausreichend über den jeweils anderen Bescheid um das Verlangen zu haben mehr von ihm kennen zu lernen. Es ist mir egal, ob du verstehst was ich hier laber' oder ob du es gut heißt, aber ich für meinen Teil werde nicht versuchen dich zu ignorieren so wie ich es bei allen anderen tue, denn zufällig weiß ich, dass du das auch nicht schaffen wirst. Wieso also unnötig versuchen?"Stille kehrte ein.
So einen Redefluss hatte ich nicht erwartet.
Und solch wahre Worte schon gar nicht.
Nicht von ihm.
Doch jedes einzelne Wort das er ausgesprochen hatte traf den Nagel genau auf den Kopf.
Selbst wenn ich mir schwer tat, es mir einzugestehen.Einige Herzschläge vergingen bis ich wieder Worte gefunden hatte, doch bevor ich diese aussprechen konnte, rief meine Mutter uns zum essen.
Normalerweise hasste ich es wenn sie für mich und jemand anderen kochte, doch bei Bacon war es mir relativ egal.
Und bei Taddl sowieso.
Vor ihm brauchte ich nichts verheimlichen.
Denn er wusste es eh.
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Behind me ~ Tardy
FanfictionTaddl, oder besser bekannt als der Schrecken der Schule. Er trug diesen Namen, weil er einer der wenigen war, der die harte Realität in dieser trostlosen Welt bereits kannte. Er war anders als die anderen und das machte ihnen Angst, da sie ihn nicht...