Kapitel 30

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Es könnte gut sein, dass mein Herz gefangen war. Gefangen, in den Händen eines anderen. Dort, wo es geborgen war. Dort, wo es nicht brechen würde wenn es jemand versuchte. Es befand sich sozusagen in einem goldenen Käfig mit offenen Türen.

*Ardys POV*

„Taddl? Kannst du mich später noch zum Krankenhaus fahren? Ich will schauen, wie es meiner Mutter geht.", rief ich hinauf während ich in seiner Küche stand und seinen Kühlschrank nach etwas Essbarem durchsuchte.
Taddl war gerade in der Dusche gewesen und die Türe welche sich öffnete, verriet mir, dass er fertig war.
„Klar.", hörte ich seine Bassstimme von oben und kurz darauf das rhythmische Knarzen der Stufen.
Ich entschied mich ein einfaches Müsli zu mir zu nehmen und griff demnach nach der Milch. Als ich den Kühlschrank wieder schloss fiel mein Blick auf einen vor mir stehenden, grinsenden Taddl.
Korrigiere: einen vor mir stehenden, grinsenden, oberkörperfreien Taddl!

Ich schluckte als meine Augen jeden Zentimeter seiner frei gelegten Haut begutachteten und Shit! Sah dieser Junge hammer aus!
Ein belustigtes Räuspern meines Freundes riss mich aus meinen Gedanken und mir schoss augenblicklich die Röte ins Gesicht.
„Ist das dein Ernst?", motzte ich verbissen und versuchte sein selbstgefälliges Grinsen so gut als möglich zu ignorieren.
„Was meinst du?", fragte er gespielt unschuldig.
„Machst du das absichtlich?", knurrte ich und versuchte mich unter Kontrolle zu haben um nicht zum sabbern zu beginnen.
„Vielleicht.", schmunzelte der Größere nun und kam auf mich zu, nahm mir die Milch aus der Hand um sie neben sich am Tresen abzustellen.
„Weißt du, Ardy, mir gefällt meine Wirkung auf dich."
Seine Stimme klang leise und wenn mich nicht alles täuschte, auch...verführend.

Erneut schluckte ich als er so nahe vor mir stehen blieb, dass ich seinen heißen Atem spüren konnte, doch meine Kehle war ausgetrocknet.
Langsam und sanft fuhren Taddls Hände meine Hüfte entlang und mich überzog eine Gänsehaut. Doch plötzlich zog der Wasserstoffblonde mich ruckartig an sich und ich keuchte erschrocken auf, als ich reflexartig meine Hände vor mich hielt und mich somit an seiner immer noch warmen Brust abstützte.
Nun konnte ich es nicht mehr verhindern, dass sich mein Blick auf meine Hände fixierte, welche nun wie automatisch begannen vorsichtig seinen Oberkörper hochzufahren.
Erst unsicher, dann mit festerem Griff begann ich seine angedeuteten Muskeln nachzufahren und merkte mit Zufriedenheit, wie es Taddl scheinbar auch nicht kalt ließ.

Auf seinen starken, tätowierten Armen hatten sich sämtliche Härchen aufgerichtet und seine Augen waren auf Halbmast gestellt.
Mir schien als wäre sein vorhin so selbstbewusstes Lächeln auf mich übergegangen und diese Tatsache kostete ich nun in vollen Zügen aus.
Der Größere lehnte seine Stirn an meine und betrachtete mich verschleiert durch seine halb geschlossenen Augen, während ich grinsend meinem Tun nachging und ihn mit meinen Berührungen verwöhnte.
Denn als sogar ein leises Keuchen seinen Lippen entschwand, konnte er nicht mehr leugnen, dass er es sichtlich genoss.
Und mich machte es glücklich.
Zu wissen, dem Jungen den man liebt so nahe sein zu können ohne jegliche Distanzierung erfüllte mich mit purem Glück.
Und wenn ich daran dachte wie lange es gedauert hatte, dass das Schicksal unsere beiden Sturköpfe zusammen gefügt hatte, musste ich in mich hinein schmunzeln.
Wir waren schon zwei Dummköpfe...
Zwei sich liebende Dummköpfe. Das war der entscheidende Punkt.
Mein Blick wanderte seinen schönen Körper wieder hinauf in sein noch schöneres Gesicht und mein Herz wurde augenblicklich warm.
Lächelnd stellte ich mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, was ihn die Augen öffnen ließ.
Auch er begann breit zu lächeln und betrachtete mich liebevoll.

„Woran denkst du?", fragte er sanft und nahm meine Hand von seiner Brust in die seine um unsere Finger zu verschränken.
„An all das was wir die Wochen verpasst haben.", flüsterte ich zurück und verlor mich noch im selben Moment in seinen atemberaubenden Augen die mich in ihrem Bann hielten.
„Dafür wurde uns bestätigt, dass wir eben nicht nur beste Freunde sind."
Obwohl dieser Satz mein Herz zum springen brachte, versetzte er ihm auch einen kleinen Stich und ich musste an meine damaligen Worte an Taddl denken...
Dieser schien zu merken, dass ich plötzlich geknickt wirkte und strich mir sacht über die Wange.
„Hab' ich was Falsches gesagt?"
„Nein, nein! Überhaupt nicht. Ich musste nur gerade wieder daran denken was für ein Arsch ich war..."
Ich senkte beschämt den Blick, spürte jedoch gleich darauf wie Taddl seine Finger an mein Kinn legte und dieses wieder anhob.
„Du warst sogar ein riesen Arsch!" und mit diesen Worten zog er mich in einen weiteren Kuss, doch diesmal war er lang und intensiv als wollte er mir versichern mich trotz allem aufrichtig zu lieben, was ich auch nie in Frage stellen würde.
„Ich liebe dich.", hauchte er gegen meine Lippen und versiegelte sie erneut.

Eine gefühlte Ewigkeit standen wir nun da; versunken in einer Woge der Gefühle; geborgen in den Armen des jeweils anderen.

„Wolltest du nicht zu deiner Mutter?" fragte mich Taddl irgendwann leicht lachend und widerwillig löste ich mich von ihm.
„Stimmt. Ich ess' einfach unterwegs was."
„Wie du meinst. Vielleicht treffen wir ja meine Mutter an irgendeiner Tanke." leicht säuerliche Ironie schwang in seine Stimme mit und er drehte sich um 180° um die Milch wieder zu verräumen.
„Ich geh' mir noch schnell was anziehen."
„So gefällst du mir aber besser.", grinste ich und wackelte mit den Augenbrauen.
Taddl grinste nur und kam mir nochmals näher.
„Heut Abend kannst du so viel davon sehen wie du willst aber jetzt kommt erst mal die Familie."
Lächelnd sah ich dem Älteren nach wie er die Treppen wieder hinauf tappte und konnte es nicht unterlassen ihm ein anerkennendes, neckendes Pfeifen hinterher zu schicken.

Das Lächeln wollte auch die restliche Zeit nicht mehr aus meinem Gesicht verschwinden und so heftete ich meinen Blick einfach auf irgendwas außerhalb des Fensters und wartete auf meinen Freund.

Schon eigenartig...
Bis vor kurzem hätten wir uns gegenseitig noch an die Gurgel gehen können weil wir uns gegenseitig einfach wie die letzten Spasten benahmen und jetzt?

Noch in Gedanken versunken zuckte ich leicht zusammen als sich zwei starke Arme von hinten um meine Hüfte legten und ich weiche Lippen spürte, welche nun hauchzarte Küsse auf meinem Schlüsselbein verteilten.
Seufzend schloss ich die Augen und lehnte meinen Kopf nach hinten an Taddl, wessen Grinsen ich nun deutlich fühlen konnte.

„Wollten wir nicht los?", hauchte er mir plötzlich ins Ohr und löste sich von mir. Murrend drehte ich mich um und warf ihm einen 'dein-Ernst' Blick zu.
„Ich kann doch auch nichts dafür, dass du mich so toll findest!" rief er mir noch über die Schulter zu und grinsend folgte ich ihm zu seinem Auto.

Behind me ~ TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt