Kapitel 34

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Das Leben ist ein Pokerspiel. Beherrscht man es, fällt es einem leicht die Joker zu ziehen und den Gewinn zu erlangen. Doch wenn man einmal nicht aufpasst hat man bereits verloren und kann sehen, wie man sich aus dieser Niederlage wieder heraus bringt.

*Ardys POV*

Mein Kopf schmerzte höllisch und genervt schaute ich Taddl hinterher, wie er von der Nacht verschluckt wurde.
„War das echt nötig?", fragte Manu.
„Man, jetzt fang du nicht auch noch an!"
„Dat war ja mal ne mega blöde Aktion von dir, ey!"
Ich seufzte nur und murmelte: „Der soll sich nicht immer gleich so aufspielen..."
Der Ältere schnaubte.
„Das ist dein Freund! Aber gut, wenn es dir so egal ist wie er sich fühlt geh einfach wieder rein und mach da weiter wo du aufgehört hast. Wirst schon sehen was du davon hast."
Kopfschüttelnd betrachtete mich der Braunhaarige.
„Ich versteh dich nicht, Ardy. Ernsthaft. Selbst wenn man betrunken ist muss man doch irgendwie was mitbekommen."
„Jetzt tu doch nicht so als ob ich ein Schwerverbrechen begangen habe!"
„Ich werfe dir gar nichts vor! Du musst selber wissen wie du deine Beziehung führen willst, ganz im Ernst! Aber dann komm nicht wieder an um rumzuheulen! Das hast ganz alleine du verschissen, wenn Taddl jetzt verletzt ist!"
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging wieder Richtung Eingang, betrat die Disco jedoch nicht ohne noch ein: „Wenn ich du wäre würde ich jetzt schleunigst versuchen das wieder klar zu stellen, aber du wirst selber wissen wie wichtig dir dein ach so toller Freund jetzt wirklich ist." hinzuzufügen.

Ich seufzte erschöpft und fuhr mir durch die Haare.
Wir hatten doch nur getanzt...
Wow.
Gelungener Abend.
Echt.

Die Lust auf Feiern war mir sowieso vergangen und so machte auch ich mich auf den Heimweg.
Das Problem war nur: Ich schlief bei Taddl!
Oh man, das könnte ja noch was werden...

Mit schleppende Schritten kam ich schließlich an dem großen Haus an und sperrte die Türe mit meinem Ersatzschlüssel, den ich bekommen hatte, auf.
Stille.
Vom oberen Stockwerk konnte ich schwaches Licht ausmachen.
Angespannt schlurfte ich nach oben und öffnete die Türe leise ohne anzuklopfen.
Der Anblick der sich mir bot war alles andere als aufbauend.
Ein verwüstetes Zimmer und ein zerstört aussehender Taddl mit rot verquollenen Augen.
Als ich den Raum betrat fixierten mich seine glühenden Augen.
„Was ist denn los mit dir?", fragte ich müde.
„Was mit mir los ist? Hm, lass mich überlegen. Ich fühle mich verarscht!"
„Man... Chill doch mal! Es ist nichts passiert!"
„Alleine die Tatsache! Sag mal checkst du's nicht!? Ja, vielleicht bin ich schneller eifersüchtiger als andere, aber geht das echt nicht in deinen Kopf, dass man etwas in einer Beziehung nicht abziehen kann!?"
„Ich habe nichts getan für das ich mich schuldig fühlen müsste also hör auf so zu tun! Dein Verhalten nervt hart, ernsthaft!"
Taddl sah mich nur ungläubig an und ich seufzte genervt.
„Nein, echt nicht. Ich penn' heute bei Jan. Auf das was du hier abziehst hab ich echt keinen Bock."

Ja, vielleicht war es im Nachhinein gesehen nicht die klügste Entscheidung gerade diesen Namen zu nennen, aber in dem Moment war ich zu - ja, zu was eigentlich?

Taddl schloss den Mund wieder und starrte mich einfach an.
Meine Wut verflog langsam wieder und erst jetzt realisierte ich die einzelnen Tränen die seine Wangen hinunter rannen.
Ich hatte Taddl zum weinen gebracht.
Und auch noch mit so einer Scheisse!
Man wie bescheuert war ich eigentlich?!

„Na los, hau schon ab.", hauchte dieser nun hasserfüllt und pfefferte mir meine Tasche vor die Füße.
Perplex nahm ich sie an mich und versuchte irgendwas zu stammeln, doch mein Freund kam mir zuvor.
„Verpiss dich endlich!"
Ich zuckte zusammen und stolperte rückwärts aus seinem Zimmer und versuchte das furchtbar klingende Schluchzen auszublenden, welches mein Herz sich zusammen krampfen ließ.
Mit schnellen Schritten rannte ich die Treppe hinunter aus dem Haus und zückte mein Handy.
Seit wann ich Jans Nummer hatte wusste wohl niemand mehr so genau, aber im Moment war ich dankbar.
Wieso plötzlich mochte ich ihn überhaupt so? Heute Vormittag war er doch noch der schüchterne Neuling gewesen, der mich nicht interessierte!

„Ardy?", meldete sich eine überrascht klingende Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Kann ich heute bei dir pennen?"
„Ähm, ja klar, ist was passiert?"
„Erklär ich dir später..."
„Okay, ich schick dir die Adresse."
„Danke..."
„Kein Thema. Bis gleich."

Ich legte auf und spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen.
Mein Schädel brummte.
Mir war schlecht.
Aber vor allem schmerzte es tief in mir drinnen als sich eine gewohnte Kralle über mein Herz zog und dieses aufriss.

_____________

Es war ein eigenartiges Gefühl neben einem anderen Jungen als Taddl aufzuwachen und sofort spürte ich wie sich mein Magen unangenehm zusammenzog.
Schneller als gewöhnlich erhob ich mich und trottete zu meiner Sporttasche um mir frische Sachen anzuziehen.
Jan schlief noch.

Ob Taddl schon wach war?
Alleine der Gedanke an sein verweintes Gesicht gestern...
Ich schluckte.

Wenig später war ich auch schon am Weg in die Schule nachdem ich Jan gesagt hatte, ich müsse früher dort sein.
Klar.

Taddls schwarzen BMW sah ich schon von Weitem und erneut befiel mich die Beklommenheit.
Würde er noch sauer sein?
Sollte ich noch sauer sein?

Und da war er.
Er stand bei seinem Auto, mit Kopfhörern in den Ohren, den Blick starr vor sich in die Leere gerichtet und nicht gerade begeistert aussehend.
Ein Seufzen und schon bewegten sich meine Füße wie von selber auf ihn zu und er hob den Blick.
Traurige, dunkle Augen betrachteten mich.

„Morgen...", murmelte ich.
„Morgen.", gab er brüchig zurück.

„Gut geschlafen?" Wow, einfallsreiche Frage Ardy.
„Nein. Um ehrlich zu sein gar nicht."

„Ach komm, machen wir uns nichts vor. Es tut mir leid was gestern passiert ist."
Er musterte mich prüfend und ich musste erneut an gestern Abend denken, an die Tränen die wegen mir geflossen waren, an den Schmerz in seinen Augen und die unglaubliche Wut wegen seiner Eifersucht.
„Ich- ich kann dich nicht weinen sehen, Taddl. Es tut mir wirklich leid... Ich glaube ich habe gar nicht wirklich mitbekommen, wie sehr ich dich verletzt habe."

Als ich den Blick wieder hob, bemerkte ich, wie seine Augen schon wieder wässrig wurden und schloss ihn kurzerhand in eine feste Umarmung.
„Bitte, nicht weinen..."
Und trotzdem musste es gesagt werden.
„Aber wenn du deine Eifersucht nicht unter Kontrolle bringst, weiß ich auch nicht weiter..."
Der Größere löste sich wieder von mir und blinzelte einige Male ehe sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen schlich.
„Glaubst du daran hab ich nicht gedacht?"
Verwirrt betrachtete ich ihn als er plötzlich begann - meines Achtens her - dreckig zu Grinsen und aus irgendeinem unvorhersehbaren Grund beschlich mich die Wut erneut.
Taddl drehte mich an den Schultern um und kam mir näher.
„Ich habe heute Abend eine Überraschung für dich; als kleines Wiedergutmachungsgeschenk."
Seine Lippen fuhren an meinem Ohr entlang und seine Hand verschwand in seiner Hosentasche.
Kurz darauf konnte ich ein leises Rascheln und er zog etwas aus eben genannter Tasche um es mir in die Hand zu drücken, doch ehe er das schaffte stieß ich ihn ein wenig unsanft von mir.
„Ist das jetzt dein Ernst!?"
Taddl sah mich überrascht an, doch mein - immer noch schmerzender - Kopf hatte bereits den Schalter umgelegt.
„Ich will mich bei dir entschuldigen um das zu klären weil es mir verdammt nochmal leid tut! Und du glaubst echt, du machst alles wieder gut wenn du mich ins Bett bekommst!?"
„Was?"
„Ey ich glaub's nicht! Du bist nicht so unschuldig, weißt du? Du könntest ruhig etwas Angemessenes sagen um das wieder gut zu machen! Die Eifersucht ist nämlich echt das Letzte!"
Mittlerweile waren auch Taddls Gesichtszüge von verwirrt zu wütend gewechselt.
„So denkst du also von mir, ja?" Doch seine Stimme klang verletzt, was nun mich ein wenig verwunderte.
„Weißt du was Ardy? Geh doch wieder zu deinem Jan und mach sonst was mit dem."
Mit diesen Worten pfefferte er mir etwas in die Hand und ging schnellen Schrittes in das Schulgebäude vor uns.
Immer noch wütend öffnete ich meine Hand und erstarrte, als mein Blick auf zwei etwas zerknitterte Konzertkarten fiel.

Shit...

Behind me ~ TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt