Kapitel 10

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Etwas bahnte sich heran, was er nicht wirklich mitbekam. Doch es war egal, denn es passte. Man brauchte nicht viele Worte darüber verlieren, denn beide wussten was Sache war. Sowieso waren viele Worte nie nötig. Der andere hatte den Gedanken bereits erraten noch bevor man ihn selber beenden konnte.

*Ardys POV*

Es waren zwei Wochen vergangen in denen ich fast behaupten könnte, mein Leben wäre perfekt gewesen. Aber eben nur fast. Denn das Leben kann gar nicht perfekt sein, das war der entscheidende Punkt.

Seit meinem ersten Treffen mit Luna waren wir so etwas wie beste Freunde geworden. In ihrer Nähe fühlte man sich Wohl, man konnte Spaß haben und einfach über alles reden und eine helfende Antwort erwarten, die auch immer kam, ohne komische Bemerkungen.

Mit Taddl könnte man sagen, ging es einfach steil bergauf. Nicht das wir uns großartig veränderten! Aber wir trafen uns öfter und verstanden uns ohne Worte. Das war das Gute daran, denn sonderlich viel reden taten wir nie. Meist über belanglose Dinge.

Die Freundschaften mit Dizzi, Manu, Rewi und Simon hatte ich ebenfalls akzeptiert und mittlerweile auch freudig in mein Leben aufgenommen, selbst wenn sie nie zu meinen besten Kumpels gehören würden.

Ich war und blieb eben wer ich war.
Ardy.
Der blauhaarige Junge dem es egal war was andere dachten und der sein eigenes Ding durchzog, egal wer ihn auf diesem Weg begleiten würde.
Und das war auch gut so.

Denn so erkannte man auch wahre Freunde.
Die, die nämlich nicht mit dir mit gehen, die deine Eigensinnigkeit nicht akzeptieren und vor allem die, die versuchen dich zu ändern; die sind alle falsch.
Doch die, die dir den Weg erleichtern und dich stützen wenn du zweifelst, die die dir sagen, dass es richtig ist wie du die Welt siehst und dir belanglos folgen ohne dich selbst in Frage zu stellen; die sind Menschen die du nie wieder los lassen solltest. Denn solche Menschen gab es nicht oft und du solltest dich geehrt fühlen, wenn du solche deine Freunde nennen kannst.

Heute war Freitag. Und Freitag hieß Wochenende! Und Wochenende hieß - Taddl. Ja, richtig gehört. Warum auch immer hatten wir uns fürs Wochenende verabredet.
Naja, verabredet ist übertrieben. Sagen wir, es war circa so:
„Was machst du am Wochenende?" fragt mich Taddl.
„Nichts, du?" sage ich.
„Hm." antwortet er.
Und irgendwie war es klar, dass wir es nun zusammen verbringen würden. Keine Ahnung wieso, ehrlich.

Aber es störte mich eigentlich nicht. Jedenfalls fast nicht.
Taddl war immer noch Taddl was nicht immer gut war und doch fühlte ich mich in seiner Nähe... wohl.

Die Schule verging zum Glück schnell und die Klingel erlöste uns von der letzten Stunde.
Wie von der Tarantel gestochen sprangen alle auf und liefen aus dem Klassenzimmer, während ich mich nicht hetzte, da Taddl das sowieso nie tat.
Schweigend liefen wir neben einander hinaus.
Während mir einige Leute noch Verabschiedungen entgegen riefen oder mir ein schönes Wochenende wünschten - was ich beiläufig erwiderte - starrte Taddl stur gerade aus und beachtete die scheuen Blicke die ihm zugeworfen wurden erst gar nicht.
Ich seufzte.
Wie viel einfacher es wäre, wenn er nicht so kalt zu allem und jedem wäre; und doch machte ihn gerade diese Eigenschaft so interessant.
Nur ich war die seltsamen Blicke nicht gewohnt die nun auch mir immer öfters zugeworfen wurden, wenn ich neben Taddl her ging und er es zuließ.
Aber um ehrlich zu sein, war ich auch ein wenig stolz zu wissen, dass ich der einzige war den er an sich ran ließ.

„Hey Ardy!" wurde ich dann doch aufgehalten ehe ich den Schulhof verlassen konnte.
Ich wandte den Blick zu der Person die mich gerufen hatte und begann augenblicklich zu grinsen.
„Hey Luna." entgegnete ich und umarmte sie kurz, während Taddl einfach neben mir stand und uns schweigend musterte. Luna warf ihm einen kurzen, unsicheren Blick zu, doch er ließ sich nicht beirren uns weiterhin zu beobachten.
„Ähm, was machst du so die Tage?"
Ich zögerte.
„Ich wollte was mit Taddl unternehmen."
Sie stutzte und fing sich einen noch intensiveren Blick von meinem Freund ein.
Moment... Freund!?
Seid wann bezeichnete ich uns als Freunde!?
Ach egal.
„So ein Monster ist er gar nicht." murmelte ich beschwichtigend und bemerkte wie sich Taddl genervt wegdrehte und seine Hände in den Hosentaschen vergrub.
„Ich muss." meinte ich entschuldigend.
„Geht klar. Dann, viel Spaß, euch beiden..."
„Danke." sagte ich, Taddl schwieg eisern.

„Luna ist nett! Wieso bist du so abweisend zu ihr? Du hättest ruhig mit ihr reden können." beschwerte ich mich bei dem Größeren als wir uns auf den Weg zu seinem Auto machten.
„Wieso sollte ich?" meinte er nur kühl, doch ich wusste dass es eher eine rhetorische Frage war.
Seufzend ließ ich mich auf den Beifahrersitz plumpsen und wartete bis Taddl den Motor startete.
„Zu dir oder zu mir?" fragte ich als er losfuhr.
Ein kurzes Zucken huschte über seine Mundwinkel und fragend schaute ich ihn an.
„Zweideutige Frage." klärte er mich kurz angebunden auf und ich verdrehte grinsend die Augen.
„Zu dir." fügte er dann jedoch hinzu und verfiel wieder in seine monotone Stimmung.

„Meine Mutter kommt erst in der Nacht also haben wir sturmfrei." erzählte ich ihm während ich die Türe aufsperrte.
In unserem Haus war es komplett ruhig und ich zuckte leicht zusammen, als Taddl die Türe hinter sich etwas zu laut schloss.
Schnell kickte ich meine Schuhe in die Ecke und knallte meinen Rucksack auf den Küchentisch, ehe ich mich zu meinem Besuch umdrehte, welcher sich gerade umschaute.
„Also, was willst du machen?"
Er wandte wieder mir den Blick zu und seine eisblauen Augen durchbohrten meine grün-blauen sofort.
„Worauf hast du Lust?" entgegnete mir der Tiefstimmige, doch ich zuckte zur mit den Schultern.
Taddl streifte sich seine Tarnfarben Jacke ab und ging ohne mich weiter zu beachten an mir vorbei in das kleine Obergeschoss welches mein Zimmer beherbergte.
Seufzend eilte ich ihm nach, doch als ich oben ankam, sah ich wie sich Taddl bereits auf mein Bett geworfen hatte und mich anstarrte.
Ein schiefes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht und ohne es wirklich zu wollen lächelte ich zurück.
„Was läuft da zwischen dir und dieser Luna?"
Er schaute zwar desinteressiert an die Decke als ob er nur beiläufig fragen würde, doch ich konnte sein deutliches Interesse trotzdem heraus hören, was mich selbstgefällig grinsen ließ.
„Nichts weiter, wieso?"
„Wieso nicht?"
Wieder ein Blick aus seinen wunderschönen Augen der mal wieder dieses komische Kribbeln in mir auslöste.
„Ich dachte nur, du fragst aus einem bestimmten Grund."
„Wieso sollte ich?"
„Woher soll ich das wissen?"
„Du glaubst also ich hege Interesse für dich und dein Liebesleben?"
„Weiß man's?" mein Grinsen wurde immer breiter doch diesmal entgegnete er es sogar.
Er schüttelte nur grinsend den Kopf und murmelte: „Dann glaub das mal ruhig." eher er etwas aus seiner Hosentasche kramte.
Zigaretten. Was auch sonst?
„Meine Mutter wird nicht so begeistert sein, wenn sie in mein Zimmer kommt und alles nach Qualm und Nikotin riecht." warf ich ein bevor er sich eine anzünden konnte.
„Wieso? Verbietet sie dir zu rauchen?"
„Nein, aber sie weiß dass ich es nicht tue und dann wird sie denken, dass du einen schlechten Einfluss auf mich hast."
„Woher willst du denn wissen, dass ich den nicht schon längst hab'?"
Ein Grinsen seinerseits.
Ich seufzte.
„Kannst du sie vielleicht trotzdem wieder einstecken oder bist du so süchtig danach, dass du ohne diese Dinger nicht überleben kannst?"
„Ich bin nicht süchtig danach. Sie helfen mir nur runter zu kommen."
„Wieso musst du hier denn runterkommen!?"
„Naja bei deiner Anwesenheit!"
„Ich dachte du interessierst dich nicht für mich und mein Liebesleben?"
„Weiß man's?"

Behind me ~ TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt