Kapitel 32

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Was verstehst du unter dem Begriff Freiheit? Sollte man nicht meinen, es bedeutet frei zu sein? Ja, aber was heißt es frei zu sein? Nicht gebunden? Fähig alles zu tun? Oder doch eher die Macht selbst zu bestimmen, wie man sich die Grenzen zurecht legt? Und mit wem?

*Ardys POV*

Sanfte Lippen rissen mich aus dem Schlaf und blinzelnd schlug ich die Augen auf, nur um zu sehen wie Taddl auf der Seite lag und meine Schläfe küsste.
Ein breites Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich wandte meinen Blick Taddl zu welcher mich liebevoll anschaute.
„Morgen, mein Ardymon."
„Moin..."
Er lachte leise auf.
„Müde?"
Ich nickte verschlafen und kuschelte mich wieder an seine Brust.
„Wir müssen in die Schule."
Ich murrte und zog Taddl in eine noch festere Umarmung welcher erneut auflachte.
„Ich habe deiner Mutter versprochen, dass du in die Schule gehst, also beweg deinen faulen Hintern aus meinem Bett."
Bestimmt drückte er mich von sich weg und verließ als erstes sein Zimmer.
Seufzend erhob auch ich mich und schlurfte hinter ihm her ins Bad wo Taddl gerade Zähne putzte.
Müde grinsend legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und er legte lächelnd einen Arm um mich.
„Taddl?"
„Hm?"
„Kannst du Mathe?"
Mein Freund löste sich kurz von mir um sich seinen Mund auszuspülen und sah mich dann verständnislos an.
„Mal abgesehen davon, dass ich Mathe nie verstehe; warum fragst du?"
„Wir haben heute schriftliche Wiederholung."
„Shit."
„Dachte ich mir auch!"
„Wieso weiß ich davon nichts!?"
„Vielleicht weil ich dich zu sehr ablenke?"
„Das tust du doch immer.", grinste er; Mathe wahrscheinlich schon wieder vergessen.
"Komm jetzt, je eher wir in der Schule sind, desto schneller ist der Tag auch wieder vorbei und du kannst weiter kuscheln."
„Deal."

Nicht mal eine halbe Stunde später saßen wir in der Klasse. Beziehungsweise ich saß auf Taddls Schoß und kicherte ziemlich unmännlich über die Dinge die er mir grinsend ins Ohr flüsterte. Quittiert wurde das mit einem grinsenden Kopfschütteln von Seiten meiner Freunde, die einen Tisch vor uns saßen und ebenso wie wir darauf warteten, dass der Lehrer endlich kam.

„Ich entschuldige mich für die Verspätung.", keuchte eben genannter auch schon kurz darauf und hatte einen Jungen im Schlepptau.
„Das ist Jan Meyer, er hat ziemlich kurzfristig die Schule gewechselt und ich erwarte dass ihr nett zu ihm seid! Stell dich doch mal vor.", fügte er dann noch an den Neuen gewandt hinzu. Doch anstatt dem Blonden zuzuhören, konzentrierte ich mich immer noch voll und ganz auf die Worte und Berührungen meines Freundes.
„Thaddeus! Ardian!"
Ich zuckte so heftig zusammen, dass ich Taddl aus Versehen den Ellbogen in den Magen rammte und er zischend die Luft einsog.
„Sorry.", murmelte ich schnell.
Unser Lehrer betrachtete uns wütend.
„Ich nehme mal an, keiner von euch beiden hat auch nur ansatzweise zugehört? Gut, ich habe schon mitbekommen dass Ihrer beider Mitarbeit sehr unter Ihrer... Beziehung... leidet."

Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
Homophob...!

„Also, Ardian, setzten Sie sich bitte an den freien Tisch."
Er deutete auf einen weiteren leeren Tisch in der letzten Reihe.
„Was?", fragte ich ungläubig.
„Sie haben mich schon verstanden! Wird's bald? Und Sie-" er drehte sich wieder zu dem Neuen. „Sie können Ardian gleich Gesellschaft leisten. Vielleicht kann er sich in Ihrer Gegenwart ja besser konzentrieren."
Ich konnte fühlen wie Taddl sich unter mir deutlich anspannte und schuldbewusst stand ich auf und trottete auf meinen neu zugewiesenen Platz zu auf welchen nun auch dieser Jan zusteuerte.
„Hey.", murmelte der Blonde nun schüchtern.
„Hi.", gab ich monoton zurück und ließ meinen Blick wieder zu Taddl wandern welcher Jan böse anfunkelte.
Irgendwie süß...

„Und Ardian-"
Genervt blickte ich wieder zu meinem Lehrer.
„Ich erwarte, dass Sie sich ein wenig um Herrn Meyer kümmern."

Na klar, sonst noch was?

Jan warf mir einen entschuldigenden Blick zu und ich seufzte, nickte aber.
„Und warum der plötzliche Schulwechsel?", wandte ich mich jetzt an meinen neuen Nachbarn als der Lehrer mit dem Unterricht begann.
Ich merkte wie Jan sich eindeutig unwohl bei seiner zögerlichen Antwort fühlte: „Ich... nun ja... habe es in meiner alten Klasse nicht mehr ausgehalten..."
„Wieso?"
„Ex-Freund..."
„Oh."
Also auch schwul, verstehe.

Viel mehr sprachen wir in dieser Stunde nicht mehr miteinander und als es endlich klingelte sprang Taddl auf und nahm mich sofort wieder in seinen Besitz indem er mich hart auf seinen Schoß zog und bestimmend die Arme um mich legte.
Als ich zu meinem Freund sah, konnte ich mir ein grinsen nicht verkneifen, denn dieser warf Jan so extrem eifersüchtige Blicke zu, dass es schon fast kindisch war.
„Hey.", murmelte ich gegen sein Ohr.
„Ich gehöre nur dir, keine Sorge."
Sofort entspannten sich seine Gesichtszüge und er legte seine Lippen verlangend auf meine.
„Ey ihr Turteltauben! Es gibt auch noch andere!", vernahm ich plötzlich Manus lachende Stimme und löste mich wieder von Taddl.
„Ja! Und besonders ihr solltet euch jetzt auf Mathe konzentrieren. Ich denke nämlich nicht, dass ihr Zeit gefunden habt zu lernen, hab ich recht?", pflichtete Dner ihm nun zu.
Ertappt blickte ich zu Boden und erntete ein Lachen von Izzi.
„Jo Leute, wie wäre es wenn wir heute Abend ein bisschen feiern gehen?", schlug Rewi vor als Luna zu uns stieß.
„Montags?"
„Wieso denn nicht?"
„Also ich bin dabei.", meinte ich und sah Taddl fragend an, welcher den Kopf schüttelte.
Ein bisschen geknickt sah ich wieder weg.

Wieso fiel es ihm so schwer mit den anderen auszukommen?

„Ardy?"
Luna sah mich fragend an.
„Was?"
„Ich habe gefragt ob du Jan nicht auch einladen möchtest. Du sollst doch schauen, dass er sich gut einlebt."
Zögernd warf ich dem Neuen einen Blick zu, welcher ziemlich verlassen beim Eingang stand und nicht wirklich wusste was er tun sollte.
Ich seufzte.
„Okay."
Sofort spannte sich Taddl unter mir wieder an doch ich zitierte dies nur mit einem trotzigen Blick und meinte: „Selber Schuld wenn du nicht mitkommen willst."
Ein Schatten legte sich über seine Augen und ehe ich aufstehen konnte knurrte er: „Ich komm' mit."
Ich musste erneut in mich hinein grinsen.
Dann erhob ich mich - wenn auch ungern - von seinem Schoß und steuerte auf Jan zu.
„Jo, hast du Lust heute mit den Jungs und mir feiern zu gehen?"
„I-ich?"
„Ja klar, denkst du ich rede mit der Wand?"
„Ähm, nein, also, ja gerne."
Ich nickte.
„Warte einfach heute Abend gegen acht an der Domplatte auf uns."
Diesmal nickte er und lächelte mich freudig an was ich mit einem Zucken der Mundwinkel erwiderte.
Als ich mich wieder zu den anderen umdrehte warf mir Luna einen bedeutungsvollen Blick zu und nickte unbemerkt zu Taddl, welcher nicht gerade glücklich aussah.
Kaum war ich wieder bei den anderen packte er mich fest am Handgelenk und zog mich wieder zu sich.
„Jetzt entspann dich mal!", lachte ich, doch er regte sich nicht.
„Man Taddl...", seufzte ich und beugte mich zu ihm runter.
„Wenn du jedes mal so über reagierst wenn ich mit wem anderen spreche wird das hier nicht lange gut gehen.", murmelte ich ihm ins Ohr und Taddl sah mich mit großen Augen an.
„Sorry...", meinte er dann kleinlaut und ich lehnte mich wieder an ihn.
„Ich liebe dich..."
„Ich dich doch auch, Dummkopf."
„Naawh!", zitierten unsere Freunde und ich musste kurz grinsen, verwickelte aber dann lieber Taddl in einen weiteren, liebevollen Kuss.

Behind me ~ TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt