- Jess' POV -
„Aufstehen, Schatz."
Leise schnaufte ich auf und drehte mich im Bett um, um dem Störenfried keine Aufmerksamkeit zu schenken.
„Komm schon, Jess."
„Nein. Noch ein paar Minuten", murmelte ich in das Kopfkissen.
Ich war der Meinung, dass Caleb mich in Frieden lassen würde und bereits den Raum verlassen hatte, doch dann hörte ich seine Stimme ganz nah an meinem Ohr und spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut.
„Du hast es nicht anders gewollt."
Und schon wurde ich auf den Rücken gedreht und spürte Calebs Gewicht auf mir. Er hatte seine Beine links und rechts von meiner Hüfte abgestützt und begann mich zu küssen. Zuerst meine Schulter, dann meinen Hals und dann meine Wange.
„Lass das!", rief ich lachend und versuchte ihn von mir wegzudrücken. „Bitte, Caleb!"
„Na gut, dann möchte ich aber einen Kuss", meinte er grinsend und wartete auf meine Reaktion. Schnell packte ich seine Schultern und zog ihn etwas nach unten. Dann legte ich meine Lippen auf seine und merkte, dass sich seine ganzen Muskeln anspannten. Caleb hatte mein Morgenatem noch nie gestört.
***
Wir hatten gerade fertig gefrühstückt, als Caleb einen Blick auf seine Armbanduhr warf und leise seufzte.
„Es ist schon spät. Soll ich dich am Weg zur Arbeit absetzen?"
„Ja, bitte", antwortete ich dankbar und folgte ihm aus dem Haus.
Caleb war 27 und ich 25 Jahre alt, aber wir waren so verspielt wie eh und je. Seit drei Jahren lebten wir inzwischen zusammen in Detroit und kamen gut miteinander aus.
Vor dem Bürogebäude in dem ich arbeitete angekommen, parkte Caleb den Wagen am Straßenrand. Ich drehte mich zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: „Hab einen schönen Tag."
„Du auch. Bis später."
***
Als ich aus dem Lift aussieg, begrüßte ich Mel. Sie hatte einen Posten als Sekräterin für mich und meine Kollegen bezogen und war ein lebensfroher Mensch, den ich über alles schätzte. Ihre Aufgabe war es mehr oder weniger Termine an Kunden zu vergeben und die Leute im Büro zu empfangen.
„Morgen, Jess!"
„Guten Morgen, Mel. Schon etwas für mich reingekommen?", fragte ich sie.
„Noch nicht, aber eine Dame hat vorhin angerufen. Sie hat gemeint ihr Name sei Cori und hat um einen Rückruf gebeten."
„In Ordnung. Vielen Dank!", erwiderte ich und lief weiter zu meinem Büro.
Während der letzten Jahre hatte ich Cori und Ben nicht sehr oft getroffen. Immer wieder hatten wir geskypt oder auch telefoniert. Das letzte Mal war schon etwas länger her, weswegen es mich umso mehr wunderte, dass sie extra im Büro anrief, um mich schnellst möglich zu erreichen.
Schnell tippte ich Coris Nummer, die Mel für mich aufgeschrieben hatte, in das Telefon auf meinem Schreibtisch ein und rief sie zurück.
„Warum hast du nicht abgehoben?", fragte Cori sofort außer sich.
„Das ist aber eine nette Begrüßung", erwiderte ich schmunzelnd. „Ich muss mein Handy Zuhause liegen gelassen haben."
„Oh okay. Ich wollte dich fragen, ob du nächste Woche am Donnerstag Zeit hättest."
„Moment", murmelte ich und fischte meinen Terminplaner aus meiner Tasche. Dann schlug ich den entsprechenden Tag auf und sagte: „Ja, da hätte ich Zeit. Aber für was denn? Ist etwas passiert?"
„Ben und ich machen es endlich. Wir wollen kirchlich heiraten."
Augenblicklich stockte mein Atem und ich grinste. „Das ist toll! Ich freue mich für euch!"
„Danke, Jess! Jedenfalls wäre es toll, wenn du nächste Woche nach Tacoma kommen würdet, weil ich ein Hochzeitskleid aussuchen muss. Und ich würde das sehr gerne mit dir, Katy und Ella machen. Gleichzeitig könnt auch ihr euch passende Kleider für die Trauung aussuchen!", erklärte Cori aufgeregt. „Dann um 16:00 Uhr bei der Mall in Tacoma?"
„Ja, geht klar."
„Achja. Wie läuft es mit Caleb? Alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig nach.
„Ja, zwischen uns ist alles gut. Danke der Nachfrage", antwortete ich. „Und... und wie geht es Matt?"
Es hatte mich eine große Überwindung gekostet die Frage zu stellen und ich fing an es zu bereuen, als ich Cori leise seufzen hörte.
„Er... Er ist wohl auf?" Ihr Antwort hörte sich mehr wie eine Frage an, also sagte ich nach: „Wohl auf? Sicher?"
„Du hast recht. Wem mache ich etwas vor? Es geht ihm nicht sehr gut. Er sieht noch immer alle paar Woche bei deinem Arbeitsplatz vorbei und versucht aus deiner Chefin oder deiner Sekräterin deinen neuen Wohnsitz herauszubekommen. Doch die beiden und auch Ben und ich machen dicht."
„Danke. Ich schätze das sehr", erwiderte ich leise.
„Dann sehen wir uns nächste Woche. Ich freue mich auf dich! Und nimm Caleb mit."
Noch bevor ich mich ebenfalls verabschieden konnte, hatte sie wieder aufgelegt. Und noch im gleichen Moment fiel mir eine bedeutende Kleinigkeit ein. Spätestens bei der Hochzeit selbst würde ich wieder auf ihn treffen. Wenn nicht da, dann schon früher. Und ich wusste nicht ob ich dazu bereit war.
Und wie würde Caleb reagieren, wenn es um Matt ging?
Sollte ich ihm, wenn es so weit ist, sagen um wen es sich bei Matt handelt? Oder so tun, als wären wir Fremde? Oder alte Freunde?
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Question: Soll ich die Zitate am Anfang der Kapitel aufrecht erhalten? Yay or nay? Die Mehrheit entscheidet.
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A/N: Hab mir gedacht heute doch ausnahmsweise zu updaten, weil wir im Moment auf #55 bei Jugendliteratur sind und ich unglaublich stolz auf uns bin!
Melli
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Old Friend - or more?
Teen FictionTeil 2 der OM?-Reihe: Vieles hatte sich in den letzten Jahren geändert: Beispielsweise lebte nun ich mit meinem Freund Caleb zusammen in Detroit. Caleb? Ja, richtig gelesen. Ich dachte oft an meine Zeit in Portland, Seattle und auch meinen Aufentha...