18. Kapitel

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Zitat:

I fall in love with every breath.

~ Shawn Mendes

- Jess' POV -

Während dem Arbeiten hatte ich mich kein bisschen konzentrieren können. Immer wieder war ich mit meinen Gedanken ganz wo anders. Aber so war es doch immer in den letzten Wochen, Monaten und sogar Jahren gewesen, wenn ich an ihn gedacht hatte.

Mel, meine Sekräterin, hatte mich auch immer wieder darauf angesprochen, warum ich so nervös sei. Doch ich hatte sie nur jedes Mal abgeschüttelt und ihr Notlügen aufgedrückt. Es fühlte sich noch nie gut an nicht die Wahrheit zu sagen, doch wenn Mel wissen würde, dass ich vorhatte Matt noch heute am Nachmittag zu treffen, dann würde sie mich für verrückt halten. Denn auch sie wusste was für einen Schmerz ich damals ertragen musste. Ich wusste selbst nicht, wieso ich ihm zugesagt hatte. Vielleicht war es, weil ich endlich voll und ganz mit der Sache abschließen wollte. Oder aber vielleicht auch, weil ich ihn einfach wieder sehen musste. Doch die zweite Option verbannte ich ganz schnell wieder aus meinem Kopf.

„Dann bis später, Mel", sagte ich zu ihr, während ich in meine Jacke schlüpfte und an ihr vorbeiging. „Und mach nicht zu spät Feierabend." Leider neigde sie dazu, wenn sie alleine im Büro war, bis spät am Abend zu arbeiten, weil sie dabei komplett die Zeit vergas.

„Tschüss", antwortete sie. „Und viel Spaß mit Caleb." Naja, das war meine Notlüge gewesen. Was sonst hätte ich als Grund nennen können, warum ich einfach so früher von der Arbeit abhauen musste? 

„Danke", erwiderte ich also, bevor ich die Tür hinter mir schloss.

Nur eine kurze Autofahrt später war ich auch schon bei der Mall angekommen. Ich lief mit schnellen Schritten zum Haupteingang, weil ich bereits spät dran war. Leider hatte ich nur noch einen Parkplatz, der sich ziemlich weit entfernt befand, ergattern können. Und während ich endlich fast den Eingang erreicht hatte, begann es in Strömen zu regnen. Ich drückte meine Handtasche noch enger an meine Brust und erhöhte mein Tempo noch mehr. Immer wieder fluchte ich, während ich unabsichtlich in Lacken stieg und dabei einige Male fast das Gleichgewicht verlor. Ich liebte den Regen, aber nur wenn ich in mein Bett gekuschelt lag und ihn dabei zuhörte, wie er auf den Boden, das Fenster und sonstige Oberflächen auftraf.

Mit einer Kapuze über den Kopf gezogen und meinem Blick nach unten gerichtet, kam ich endlich im Inneren der Mall an.

„Da bist du ja endlich. Ich dachte schon du kommst nicht mehr."

Schnell setzte ich meine Kapuze ab und erblickte Matt vor mir. Er wirkte müde, fast schon geschaffen. Vielleicht vom ganzen Umzugsstress.

„Wollen wir uns setzen?"

Ich hatte nicht vorgehabt mich so lange mit ihm zu unterhalten, willigte aber doch mit einem Nicken ein. Ich folgte  ihm in ein Café und nahm ihm gegenüber Platz. Nachdem wir jeweils etwas zu trinken bestellt hatten, stützte ich mich am Tisch ab und sah ihn erwartungsvoll an. Was war so wichtig, dass er mich treffen musste und wir es nicht telefonisch besprechen konnten?

„Ich möchte dich fragen, ob du dir nicht noch ein weiteres Mal über uns Gedanken machen könntest. Ich kann doch sehen, dass du mich willst und du hast es selbst zugegeben", meinte er und bedankte sich, als unsere Bestellung an unseren Tisch gebracht wurde.

„Matt, du musst verstehen, dass ich mit Caleb zusammen bin. Ich lebe mit ihm zusammen. Wir haben uns ein Leben gemeinsam aufgebaut", antwortete ich und wand meinen Blick von ihm ab.

„Aber Jess... Wären wir noch zusammen, wenn ich damals anders reagiert hätte?", murmelte er.

Wenn er mich nicht links liegen gelassen hätte? Sich nicht alles um den Job gedreht hätte?

„Ja", antwortete ich also und sah ihn wieder an. „Aber das hast du nicht."

„Aber du weißt, dass ich das nicht absichtlich gemacht habe", erwiderte er.

„Ich habe dir genug Chancen gegeben." Das hatte ich auf jeden Fall. Immer wieder hatte ich es versucht, aber wenn er mir doch bloß zugehört hätte. Er hätte nicht groß reagieren sollen, es hätte mir gereicht, wenn er mir seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Aber es ging nicht mal nur darum.

„Das weiß ich. Aber du musst verstehen, dass es soweit gegangen ist, dass ich mich nicht mal mehr geliebt gefühlt habe", antwortete ich und trank das letzte bisschen Kaffee, dass sich noch in meiner Tasse befand, bevor ich anfing meine Geldbörse in meiner Tasche zu suchen. Ich bemerkte Matts gestressten Blick, als er realisierte, dass ich dabei war abzuhauen, weswegen ich mich nur noch mehr beeilte.

„Aber ich habe dich geliebt, Jess. So sehr wie niemanden zuvor. Das mache ich immer noch."

Schnell legte ich das Geld in der entsprechenden Höhe auf den Tisch und stand auf. Das war mir zu viel und ich war so blöd gewesen mich auf dieses Treffen einzulassen. Ich hätte wissen können, dass es so enden würde. Schnell zog ich mir meine Jacke über und verließ das Café. Ich lief zu meinem Auto und hörte Matts schwere Schritte, die mir folgten.

Völlig durchnässt kam ich an meinem Wagen an und fummelte an meiner Jackentasche herum, um an meine Schlüsseln zu kommen.

„Jess bitte", hörte ich ihn immer wieder murmeln. Doch ich beeilte mich nur noch mehr. 

„Ich hasse dich", sagte ich verbittert und schaffte es endlich mein Auto aufzusperren.

Matt sah mich müde und erschöpft an. Seine hellen Augen schienen für mich so dunkel wie noch nie zuvor zu sein, während er tief Luft holte.

„Nicht so sehr wie ich mich selbst."

Schnell setzte ich mich und schloss die Wagentür hinter mir, bevor ich losfuhr. Augenblicklich schossen mir Tränen in die Augen und ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und fragte mich immer wieder, wieso ich so dumm gewesen war und mich auf ein weiteres Treffen eingelassen hatte.

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A/N:
Ich war ja am Donerstag nicht nur beim Konzert von Shawn Mendes, sondern auch beim Meet & Greet und Q & A und ich sags euch... Shawn ist eine der süßesten Personen überhaupt. So unglaublich lieb und down to earth.

Melli

Melli

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Old Friend - or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt