12. Kapitel

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Zitat:

It's better to be hated for what you are, than to be loved what you're not.

~ Kurt Cobain

- Jess' POV -

Langsam holte ich tief Luft und stieß sie anschließend wieder aus. Ich war vor wenigen Minuten wieder in Detroit angekommen, befand mich aber noch in dem Wagen am Straßenrand. Wieso ich noch immer nicht ausgestiegen war, um Caleb zu begrüßen und um den Hals zu fallen? Das wusste ich selbst nicht. Es war untypisch kalt und wolkig für diese Jahreszeit, weswegen ich noch weniger aus dem Auto aussteigen wollte. Mit meinen Händen umfasste ich das Lenkrad links und rechts und holte nochmal tief Luft.

Vielleicht hatte die ganze Angelegenheit nichts zu bedeuten. Vielleicht machte ich nur Mal wieder, wie man so schön sagte, aus einer Mücke einen Elefanten. Noch einmal umfasste ich das Lenkrad mit beiden Händen und seufzte verzweifelt auf. Ich sollte einfach so tun, als wäre nichts geschehen. Schließlich wussten nur Cori, Matt und ich selbst von dem Vorgefallenen. Doch würde Matt nichts weitererzählen?

Ich beschloss ihn anzurufen und darum zu bitten, dicht zu halten und niemanden etwas von den Geschehnissen zu erzählen.

„Matt?", fragte ich leise, um sicher zu gehen, dass sich auch wirklich er am anderen Ende der Leitung befand. Immerhin hatte er meine jetzige Handynummer nicht eingespeichert und ich rief ihn das erste Mal nach so langer Zeit an. Ich hatte meine Nummer geändern, nachdem ich ihn verlassen hatte. Er hatte mich so oft angerufen, jeden Tag mehrere Male für Wochen, bis ich es nicht mehr ausgehalten hatte.

„Jess? Bist du das? Ist etwas passiert?", fragte dieser vollkommen aufgebracht. Anscheinend hatte er damit gerechnet, dass ich ihn nur anrief, weil etwas Schlimmes passiert war - wobei das ja leider auch irgendwie zutraf. Das zwischen Matt und mir hätte nicht passieren dürfen. Es hatte zwar keinen Kuss gegeben, doch trotzdem war das Geschehene mehr als genug.

„Ich möchte, dass du bitte das was passiert ist, für dich behältst." Sofort war es still am anderen Ende und ich hörte Matt lediglich leise ein- und ausatmen.

 „Zu spät", kam als kurze Antwort. Sofort wich die Farbe aus meinem Gesicht und ich wurde blass. „Ich habe Dad bereits davon erzählt. Und weil er es weiß, weiß Ella bestimmt auch schon Bescheid."

Mist. Ich musste Mom so schnell wie möglich anrufen. Und noch während ich darüber nachdachte wie ich den Anruf schnellstmöglich beenden können würde, vernahm ich ein Klopfen an der Scheibe des Autos. Caleb!

„Ich... Ich muss auflegen. Caleb ist hier", sagte ich zügig und beendete den Anruf.

Ich packte mein Handy in meine Tasche und öffnete die Tür, während ich mir ein kleines Lächeln aufzwang.

„Jess!", sagte er grinsend und zog mich in seine Arme.

„Da hat mich aber jemand vermisst", murmelte ich und legte meinen Kopf auf Calebs Brust ab.

„Und wie", sagte er und umfasste mein Kinn sanft mit zwei Finger, um es nach oben zu drücken, damit ich ihn ansah. Dann legte er seine weichen Lippen auf meine und mein Herz machte einen kleinen Sprung.

„Komm, lass uns reingehen. Es ist ganz schön kalt", sagte er und nahm meine Hand in seine, um mich nach Innen zu führen.

***

In unserer Wohnung angekommen, beschloss ich sofort Mom anzurufen und sie drauf hinzuweise, dass sie weder Ben noch Katy etwas von den Geschehnissen erzählen solle. Umso weniger Leute Bescheid wussten, umso besser.

„Caleb? Ich rufe noch Mom an, okay? Ich komme gleich ins Wohnzimmer zu dir, geh schon mal vor."

„Okay, Schatz." Ich meinte in seiner Stimme ein wenig Unsicherheit zu erkennen, beschloss aber ihn nicht weiter darauf anzusprechen und fischte deswegen mein Handy aus meiner Tasche bevor ich in unser Schlafzimmer verschwand.

Nachdem ich Mom aufgeklärt hatte, ging ich zu Caleb und ließ mich neben ihm auf der Couch nieder. Dann legte ich mein Handy ab und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Ich gehe noch schnell duschen", teilte ich ihm mit und verschwand dann auch schon wieder in unser Bad.

***

Als ich meine Haare getrocknet und mir etwas Bequemes zum Schlafengehen angezogen hatte, machte ich mich auf den Weg zu Caleb. Doch anders als erwartet, war er nicht wie schon so oft während eines Filmes eingeschlafen, sondern hatte mein Handy in seinen Händen. Als er mich bemerkte, ließ er es sofort vor Schreck auf das Sofa fallen und sah mich geschockt an.

„Was hast du mit meinem Handy gemacht?", fragte ich ihn sofort und wartete auf eine plausible Antwort, während ich meine Arme verschränkte.

„Ich... Ich wollte nur schnell nachsehen wie spät es ist."

„Und das obwohl eine Uhr direkt neben dir an der Wand hängt?" So ganz kaufte ich ihm diese Ausrede nicht ab und deutete skeptisch auf diese.

„Na gut. Ich wollte nachsehen, ob du vorhin wirklich mit deiner Mom telefoniert hast." Aber wieso glaubte er mir denn nicht? Immerhin hatte ich ihm gesagt, dass ich sie anrufen würde.

„Und wieso hast du mir nicht geglaubt?"

„Ich wollte nur sicher gehen", erwiderte er leise und zugleich unsicher, während er sich aufsetzte. 

„Mhm", murmelte ich und begann langsam ungeduldig zu werden. „Und was hat dir dein Misstrauen gebracht? Immerhin konntest du nur feststellen, dass ich wirklich die Wahrheit gesagt habe."

„Tu nicht so scheinheilig", sagte Caleb nun weitaus lauter und stand ebenfalls auf. „Ich habe gesehen, dass du davor Matt angerufen hast."

Verdammt. Darauf hatte ich komplett vergessen.

 Darauf hatte ich komplett vergessen

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